Candriam: «Firmenanleihen und nachhaltige Strategien kombiniert»

(Bild Shutterstock/chayanuphol)
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«Nach dem schlimm verlaufenen Jahr 2022 bietet die Neubewertung der Anleihen aktuell zahlreiche Chancen. Mit einer Rendite von 3,75 Prozent ist der Markt für Investment Grade-Unternehmensanleihen äusserst attraktiv», schreiben Céline Deroux, Fixed Income Strategist, und Nicolas Forest, Global Head of Fixed Income.

31.03.2023, 16:32 Uhr
Nachhaltigkeit

Noch nie in der Geschichte haben Investment-Grade-Kredite so schlecht abgeschnitten wie im abgelaufen Jahr: Der ICE BofA Euro Corporates Index fiel um exakt 13,94 Prozent. Die Renditen stiegen wieder an, von 0,60 Prozent Anfang Januar auf 4,45 Prozent Mitte Oktober. «Derzeit stehen sie bei 3,75 Prozent, was ein gutes Zeichen für die erwarteten zukünftigen Renditen darstellt. Denn in der Vergangenheit betrug die Korrelation zwischen dem Zinsniveau und der zukünftigen annualisierten Rendite über fünf Jahre 83 Prozent. Die Anleihen dürften bei den Anlegern erneut Interesse wecken», heisst es bei Candriam. In den vergangenen Wochen waren die Risikoprämien zwar rückläufig und lagen in der Nähe der historischen Durchschnitte von 1,40 Prozent, die Gesamtrendite von 3,75 Prozent biete jedoch ein «interessantes Ergebnis». Ein solches Niveau gab es zuletzt vor 10 Jahren. «Wir sind der Meinung, dass festverzinsliche Wertpapiere derzeit angemessen bewertet sind, insbesondere wenn man bedenkt, dass eine Rezession offenbar vermieden wurde und die Zinsvolatilität wieder unter Kontrolle ist», folgern Céline Deroux und Nicolas Forest.

Konjunkturabschwung aber kein Einbruch

Die Energiepreise sind rückläufig und die Inflation lässt in Europa seit zwei Monaten nach. Auch in den USA ist die Teuerungsrate rückläufig, was den Verbrauchern etwas die Last nimmt, während die aggressive Zinsanhebung wie erwartet das Wachstum einzugrenzen scheint. «Die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft, die Konjunkturpläne und der solide Arbeitsmarkt bestärken uns in unserem Szenario eines Abschwungs der Weltwirtschaft anstatt eines plötzlichen Einbruchs.»
Vor diesem Hintergrund dürften die Gewinnmargen der Unternehmen und die Cash-Flows nachgeben. Die Bilanzen der Unternehmen seien jedoch allgemein solide, was ihnen helfen dürfte, dem Abschwung zu begegnen. «Eine starke Belastung dürfte dies lediglich für die zyklischsten und am stärksten verschuldeten Unternehmen darstellen. Die Ausfallquote dürfte Ende 2023 moderat zwischen 3 und 4 Prozent verharren, im Vergleich zu 2 Prozent Ende 2022».

Reichhaltiger Primärmarkt

Der Anstieg der Zinssätze habe sich bisher nur begrenzt auf die Kreditkosten von Unternehmen mit Investment-Grade-Rating ausgewirkt. Denn lediglich 11 Prozent der Schuldensumme muss im Jahr 2023 refinanziert werden, wobei der durchschnittliche Zinssatz bei 4 Prozent liegt, im Vergleich zu 1,90 Prozent im Jahr 2021. Die Unternehmen haben viele Jahre lang von den niedrigen Finanzierungssätzen profitiert und dies genutzt, um die durchschnittliche Laufzeit ihrer Schulden zu verlängern.

Die Beruhigung bei den Staatsanleihen in den vergangenen Wochen begünstigte hingegen die erneute Eröffnung des Primärmarkts im grossen Stil. Finanzunternehmen mit Investment-Grade-Rating emittierten nicht weniger als 80 Milliarden Euro an Anleihen, darunter 11 Milliarden Euro an nachrangigen Schuldtiteln, was 86 Prozent über dem monatlichen historischen Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegt. Auf Nicht-Finanzunternehmen entfielen 21 Milliarden Euro, doppelt so viel wie in den letzten Jahren. Die gewährten Renditeaufschläge fielen äusserst attraktiv aus und es bestand eindeutig Interesse für Anleihen. Auch der Primärmarkt für Hochzinsanleihen hat sich nach einer mehrmonatigen Durststrecke wieder geöffnet, und es wird erwartet, dass die vorzeitigen Rückzahlungen wieder aufgenommen werden. Die Lage sei allerdings für Unternehmen mit sehr schlechtem Rating nach wie vor schwierig. Kurzfristig gesehen stehen keine erheblichen Zahlungsverpflichtungen an, der Refinanzierungsbedarf wird jedoch ab 2024 zulegen.

Sorgfältiger Auswahlprozess

«Wir sind einerseits der Ansicht, dass das Jahr 2023 interessante Anlagechancen mit attraktiven Renditen bei Anleihen bietet, wir sind aber auch davon überzeugt, dass die Streuung zunehmen wird. Die finanzielle Stabilität, die operative Leistung und die Generierung von Cash-Flow sind bei der Wahl der Unternehmen von wesentlicher Bedeutung. Die Berücksichtigung der Klimaziele ist ebenfalls ein unausweichlicher Faktor geworden, vor allem da die Stichtage bezüglich der Ziele des Pariser Klimaabkommens und der CO2-Neutralität der Europäischen Union immer näher rücken.»

In der Politik werde eine nachhaltigere Wirtschaft angepreist, um die weltweiten Herausforderungen anzugehen, und die Vorschriften für das Finanzwesen fordern mehr Transparenz bezüglich der Einbeziehung nicht-finanzieller Kriterien bei strategischen Entscheidungen. Sogar die Europäische Zentralbank verfolge ehrgeizige Ziele zur Dekarbonisierung, um einen Wandel der geschäftlichen Verhaltensweisen voranzutreiben. Sie möchte den CO2-Fussabdruck ihres Portfolios an Unternehmenspapieren bewerten, ein nachhaltiges Finanzwesen durch umfassendere Käufe grüner Anleihen fördern und jene Banken unter Druck setzen, die umweltschädliche Tätigkeiten finanzieren.

Die Berücksichtigung der Klimaziele

Die Klimabewertung, die im Mittelpunkt der Zentralbank steht, ist ein eindeutiger Vorteil für nachhaltige Strategien. Die EZB verkündete vergangenen Oktober, dass sie den CO2-Fussabdruck der Unternehmen sowie die Qualität ihrer Kommunikation zu ökologischen Aspekten und vor allem ihre Ziele zur Dekarbonisierung berücksichtigen werde. Die ehrgeizigsten Unternehmen mit der höchsten Transparenz werden auf Kosten derjenigen mit schlechten Ergebnissen bevorzugt. Die Klimabilanz wird auch auf dem Primärmarkt verwendet, um die Unternehmen mit der besten Klimabilanz zu bevorzugen und die Laufzeit der Anleihen von Unternehmen mit einem niedrigeren Rating zu begrenzen. Infolgedessen wird die Streuung zunehmen. «Laut unserer Analyse anhand der auf Bloomberg vorhandenen Informationen würde das zulässige Universum des CSPP (Corporate Sector Purchase Programme), wenn man die Unternehmen mit dem niedrigsten Klimarating ausschliessen würde, um 25 Prozent verringert. Die Aussagen von Isabel Schnabel Anfang Januar öffneten ebenfalls die Tür für eine mögliche Beschleunigung der nachhaltigeren Ausrichtung des Anlagenportfolios. Grüne Anleihen scheinen bevorzugt zu werden, da seit Oktober letzten Jahres 36 Prozent der Neuinvestitionen im Rahmen des CSPP als grüne Anleihen eingestuft wurden, während das für das CSPP in Frage kommende Universum im selben Zeitraum nur 28 Prozent ausmachte.

Der grosse Gewinner

«Vor diesem Hintergrund der umfassenden Streuung, der Korrelation zwischen dem finanziellen und nicht-finanziellen Risiko und der nachhaltigeren Ausrichtung des EZB-Portfolios scheint es uns für die Anleger besonders sinnvoll, im nachhaltigen Segment der Unternehmensanleihen aktiv zu werden und bei den Unternehmen einen selektiven Ansatz zu verfolgen. Wir möchten bis 2025 insgesamt 20 Prozent grüne Anleihen und einen um 30 Prozent niedrigeren CO2-Fussabdruck als der Referenzindex aufweisen, was auch den Kriterien der EZB entspricht.» Hierzu hat Candriam den Sustainable Bond Euro Corporate aufgelegt, der auf der Zusammenarbeit des Analystenteams für Unternehmensanleihen und ESG und dem Best-in-Universe-Ansatz von Candriam beruht. Dieser Fonds ist laut der SFDR-Verordnung ein Artikel-9-Fonds und verfügt zudem über die Labels Towards Sustainability, ISR und LuxFlag.»

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