Asiens hohe "Kohlenstoffkosten" bieten auch hohe Investitionschancen

Indien hat hohe Emissionen, aber auch günstige geografische Voraussetzungen für alternative Energien. (Bild: Shutterstock.com/Jenson)
Indien hat hohe Emissionen, aber auch günstige geografische Voraussetzungen für alternative Energien. (Bild: Shutterstock.com/Jenson)

Vergangenes Jahr hat ThomasLloyd das Konzept der "Kohlenstoffkosten des BIP" eingeführt, das angibt, wie viel CO2 für jede Billion Dollar des Bruttoinlandsprodukts ausgestossen wird. Nach dieser Messgrösse stehen gerade Indien und China (noch) schlechter da als beim Vergleich mit der Bevölkerungszahl. Für Investoren kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, im Gegenteil.

23.02.2022, 11:48 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: hf

"Unsere Recherchen haben gezeigt, dass China und die Vereinigten Staaten 2019 zwar in absoluten Zahlen – mit 10,2 bzw. 5,3 Mio. Tonnen – die grössten CO2-Emittenten waren, dass jedoch die Zahlen, wenn sie pro BIP-Einheit berechnet werden, ganz anders aussehen", sagt Nick Parsons, Head of Research & ESG der ThomasLloyd-Gruppe. "Anhand von Daten des Internationalen Währungsfonds und des Global Carbon Atlas haben wir gezeigt, dass China pro BIP-Einheit fast dreimal so viel CO2 emittiert wie die USA: 706 Mio. Tonnen (Mt) pro Billion Dollar BIP gegenüber 247 Mt."

Dennoch belegt China in dieser Rangliste "nur" Platz zwei unter den zehn grössten Volkswirtschaften. Sein Gesamtwert von 706 Mt pro Billion Dollar BIP wird von Indien mit 880 Mt in den Schatten gestellt. Betrachtet man die acht grössten asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer des IWF, so sind ihre durchschnittlichen Emissionen mit 617 Mt – von 880 Mio. in Indien bis 337 Mio. in Bangladesch – mehr als viermal so hoch wie der Durchschnitt der vier grössten Volkswirtschaften in Europa, hält Nick Parsons fest.

Aktuelle Zahlen liegen nun vor

Für die CO2-Emissionen in Jahr 2020 liegen jetzt aktuelle Zahlen vor – ein Zeitraum, der von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie geprägt ist. Die Internationale Energieagentur schätzt den Rückgang der energiebezogenen CO2-Emissionen 2020 auf 5,8%, der Global Carbon Atlas beziffert die Gesamtemissionen auf 34,8 Mrd. Tonnen nach 36,4 Mrd. im Jahr 2019 (-4,4%).

Unter Verwendung der neuesten verfügbaren Länderdaten für 2020 hat China seine CO2-Emissionen von 10.175 Mt auf 10.668 Mt erhöht; das ist mehr als doppelt so viel wie die Vereinigten Staaten, wo die Kohlenstoffemissionen von 5.285 Mt auf 4.713 Mt zurückgingen. Indien belegt mit 2.442 Mt in dieser Rangfolge den dritten Platz, "wir stellen fest, dass es keine Veränderung in der Rangliste der zehn führenden Länder gibt", sagt Parsons. Auch hier überrasche es nicht, dass die fünf grössten Volkswirtschaften zu den führenden CO2-Emittenten gehören – "aber es ist kein perfekter Vergleich", meint der Anlagechef und ESG-Experte an.

Die "Kohlenstoffkosten" des BIP

Realistischer sei es, die "Kohlenstoffkosten" anhand der Wirtschaftsleistung zu messen, die Kohlenstoffemissionen gemessen am Bruttoinlandprodukt. Die Ergebnisse dieser aktuellen Analyse von ThomasLloyd sind beachtlich. Von den zehn grössten Volkswirtschaften hat Indien nicht nur nach wie vor die höchsten "Kohlenstoffkosten" pro Einheit des BIP (vgl. Grafik), sondern sie sind sogar von 880 Mt pro Billion Dollar BIP 2019 auf 918 Mt 2020 gestiegen. Zwar sind die Gesamtemissionen um 174 Mt (6,6 %) gesunken, aber die indische Wirtschaft schrumpfte in diesem Zeitraum um 311 Mrd. Dollar (-10,4%). Die Emissionen pro BIP-Einheit haben also zugenommen.

CO2-Emissionen (Mt) pro Billion Dollar des BIP 2019 und 2020

Quelle: IMF, Global Carbon Atlas, ThomasLloyd calculations
Quelle: IMF, Global Carbon Atlas, ThomasLloyd calculations

Thomas Lloyd hat die Analyse für die acht grössten Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien durchgeführt. Nick Parsons bilanziert: "Es zeigt sich erneut, dass die "Kohlenstoffkosten" pro Billion Dollar BIP in jeder einzelnen dieser asiatischen Volkswirtschaften höher sind als in jedem grösseren westeuropäischen Land, und in sieben dieser Länder sind sie mindestens doppelt so hoch wie in der grössten europäischen Nation.

Das würde weniger ins Gewicht fallen, wenn es sich um Länder mit kleinen Bevölkerungszahlen handeln würde, in denen die Ergebnisse im globalen Vergleich weniger relevant sind, fügt er an. Das sei aber nicht der Fall. Fünf der asiatischen Länder haben jeweils eine Bevölkerung von mehr als 100 Mio. – zwei davon mehr als eine Milliarde – und alle acht zusammen haben eine Gesamtbevölkerung von 3,51 Mrd. Das ist fast die Hälfte der globalen Bevölkerung.

Investitionsmöglichkeiten in Asien

"Die Zahlen zeigen, dass das Problem der CO2-Emissionen nach wie vor grösstenteils ein asiatisches Phänomen ist, das – zusammen mit den sehr hohen Kohlenstoffkosten pro BIP-Einheit – angegangen werden muss", fordert Parsons. Von den weltweit 36.441 Mt CO2-Emissionen 2019 entfielen 14.470 Mt auf die acht untersuchten asiatischen Länder, sie sind 40% des weltweiten Ausstosses verantwortlich.

Für Anlegerinnen und Anleger kein Grund, die Region zu meiden, im Gegenteil. "Die Zahlen unterstreichen", so der Anlagechef, "dass Investitionen in die Infrastruktur und in erneuerbare Energien im asiatisch-pazifischen Raum zwingend notwendig sind." Der demografische Wandel und die rasche Verstädterung treiben die Nachfrage nach Strom an, die zunehmend durch Technologien gedeckt werden müsse, die zur Verringerung und Eindämmung des Klimawandels beitragen.

Aufgrund ihrer geografischen Lage sind die Länder mit den höchsten "Kohlenstoffkosten des BIP" auch am besten in der Lage, ihre reichhaltige Sonneneinstrahlung für die Stromversorgung zu nutzen, nennt Nick Parsons ein nicht unwichtiges Argument für den ökologischen Wandel in Asien.

Indexanlagen sind einfach und günstig. (Bild pd)

«Eine einfache Strategie zur Portfolio-Diversifikation»

«Indexanlagen überzeugen durch ihre einfache Handhabung und erfreuen...

Advertorial lesen
Werbung
Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Nutzung zu ermöglichen. Mit der Annahme der Cookies bestätigen Sie, dass Sie ein professioneller Anleger mit Sitz in der Schweiz sind.> Datenschutzerklärung