19.11.2024, 09:12 Uhr
Laut Mitteilung hat die Anlagestiftung Patrimonium für ihre zwei Anlagegruppen knapp 130 Millionen Franken frisches Kapital bekommen. Die neuen Mittel finanzieren die Wachstumsstrategie mit ihren aktuellen Bau- und...
John Stopford von Investec Asset Management identifiziert für das vierte Quartal 2017 in allen Anlagekategorien Chancen, sogar im Londoner Immobilienbereich, wo er Studentenwohnheime, Arztpraxen und Logistikliegenschaften favorisiert.
Herr Stopford, europäische Unternehmen profitieren zurzeit von einem aufhellenden Konjunkturumfeld. Wie stufen Sie die Chancen und Risiken ein?
John Stopford: Die Fundamentaldaten verbessern sich weiter mit einem kräftigen Umsatzwachstum und einem allgemein unterstützenden makroökonomischen Umfeld. Die Bewertungen sind weniger hoch als in den USA, obwohl die Berichtssaison im zweiten Quartal uneinheitlicher ausgefallen ist. Längerfristig ist jede Normalisierung durch Tapering-Massnahmen der Europäischen Zentralbank ein potenzieller Gegenwind. Politische Risiken bleiben zwar bestehen, sind aber etwas limitierter.
Gilt diese Einschätzung auch für Grossbritannien?
Nein, bei den Aussichten für britische Aktien, deren Renditen weiterhin von widersprüchlichen Faktoren getrieben werden, bleiben wir vorsichtiger. Der Markt wird nach wie vor durch die lockere Geldpolitik und die Schwäche des britischen Pfunds gestützt. Beides wird aber bei einem aggressiveren Kurs der Zentralbank und einem stärkeren Pfund weniger unterstützend wirken. Die Unsicherheit bezüglich Brexit-Verhandlungen unter dem neu gegründeten "Hung-Parliament" bleibt bestehen. Zudem lässt die nach wie vor starke Abhängigkeit der Wirtschaft von Konsumkrediten und Wohnraum grössere Bedenken aufkommen.
Und in den USA, sind Aktien hier ausgereizt?
Auch wenn die Bewertungen im historischen Vergleich strapaziert sind, bleibt der fundamentale Hintergrund unterstützend und rechtfertigt diese Niveaus obwohl die Dynamik negativ geworden ist. In der Berichtssaison des zweiten Quartals übertrafen die Bilanzen der Unternehmen innerhalb des S&P500 sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzerwartungen in den meisten Sektoren. Wir gehen von einem stetigen Verlauf der Zinserhöhungen der US-Notenbank aus, wobei die Auswirkungen der Bilanzreduktion unklar sind. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir weiterhin renditestarke Unternehmen mit einer guten Gewinnvisibilität, da wir diese langfristig gesehen als erfolgsversprechender erachten als den breiten Aktienmarkt.
Finden sich noch attraktive Anlageziele in den Schwellenmärkten?
Ja, die Bewertungen haben sich zwar normalisiert und sind somit weniger verlockend. Die Gewinne haben sich jedoch von der Talsohle gelöst und haben Erholungspotenzial. Das Momentum bleibt positiv, wenn auch nicht übertrieben, obwohl es moderater geworden ist. In China haben wir unsere Überzeugungen etwas zurückgeschraubt. Dennoch suchen wir weiterhin nach Unternehmen, die von den Reformen und der wirtschaftlichen Ausbalancierung des Landes, sowie den unterstützenden Bewertungen profitieren werden.
Wie sollten sich die Anleger im Anleihenmarkt positionieren?
Wir bevorzugen Märkte, derer Währungspolitik entweder jener der USA hinterherhinkt, oder die eine übermässige Straffung bereits eingepreist haben. Die Anleihenmärkte der Schwellenländer bieten eine angemessene relative Bewertung, und viele der renditestärkeren Märkte profitieren weiterhin von der Inflation und der Konvergenz der Zinssätze mit den Hauptmärkten. Unternehmensanleihen sind teuer, mit Spreads auf mehrjährigen Tiefstständen. Der fundamentale Hintergrund ist vorteilhaft, während die Zuflüsse in die Anlageklasse nach wie vor stark und die makroökonomischen Risiken gering sind.
Welche Anlagestrategie empfehlen Sie im Immobilienbereich?
Wir sehen weiterhin Chancen in globalen Immobilienanlagen. Die Erträge sind in den meisten Regionen angemessen und unterstützen die Renditen. Dennoch variieren die Wachstumsaussichten auf Regionen- und Sektorenebene stark, wobei sich beispielsweise die Londoner Gewerbeimmobilien angesichts der Bedenken des Brexit weiterhin mit Unsicherheiten konfrontiert sehen. Wir haben unseren Fokus deshalb auf alternative Möglichkeiten im Immobiliensektor, wie etwa Studentenwohnheime, Arztpraxen und Logistik- bzw. Lagerhäuser verlegt. Diese bieten mehr Sicherheit, was regelmässiges Einkommen, Wachstumspotenzial und Inflationskopplung angeht.