19.11.2024, 09:12 Uhr
Laut Mitteilung hat die Anlagestiftung Patrimonium für ihre zwei Anlagegruppen knapp 130 Millionen Franken frisches Kapital bekommen. Die neuen Mittel finanzieren die Wachstumsstrategie mit ihren aktuellen Bau- und...
Der Ausbruch der Corona-Pandemie in China im Januar wirkte sich drastisch auf den dortigen Immobilienmarkt aus. Inzwischen hat sich der Markt jedoch schon fast wieder erholt. Gründe dafür sind die Besonderheiten des chinesischen Marktes sowie staatliche Interventionen.
China ergriff umgehend Massnahmen, um die Pandemie einzudämmen. Zum Teil wurden dabei ganze Städte abgeriegelt. Nun war es das erste Land, das seine Wirtschaft wieder ankurbelte. "Heute ist die Pandemie in China unter Kontrolle – das gilt auch nach dem zwischenzeitlichen Coronavirus-Ausbruch Mitte Juni in Peking. Diesen Vorsprung nutzt das Reich der Mitte jetzt aus", kommentiert Dimitrios Nteventzis, Fondsmanager im Team Emerging Markets/Corporate Debt bei MainFirst Asset Management. "Während andere Länder erst langsam aus dem Lockdown zu einer neuen Normalität zurückkehren, brummt die Wirtschaft in China bereits wieder." Die chinesischen Immobilienverkäufe sind seit März und April im Aufwind und erreichen heute bereits wieder 80% des Vorjahresniveaus. "Die von den wichtigsten chinesischen Immobilienentwicklern gemeldeten Verkäufe lassen darauf schliessen, dass sich die Erholung fortsetzt", prognostiziert Nteventzis.
Der Anleihenmarkt für Immobilienentwickler in China verfügt über eine hohe lokale Beteiligung und Treue. Dieses Ökosystem von Investoren stützt die Preise in Zeiten, in denen ausländische Investoren fliehen. Dies macht den chinesischen Immobiliensektor in Abschwüngen widerstandsfähiger als andernorts. Deutlich sichtbar ist dies beim Vergleich des globalen Marktes für Unternehmensanleihen mit dem chinesischen: Seit Anfang des Jahres hatte Ersterer Verluste von 6% zu verzeichnen, der chinesische Markt hingegen hat sich vollständig erholt.
Der Immobiliensektor ist von enormer Wichtigkeit für die chinesische Wirtschaft. 2019 machten Immobilienverkäufe rund 18% des chinesischen BIP aus. Hintergrund ist die Landflucht – wohnten 2018 rund 60% der Chinesen in Städten, geht die UNO davon aus, dass es 2030 bis zu 80% sein werden. Konkret bedeutet dies, dass weitere 120 Mio. Menschen vom Land in die Stadt ziehen werden. "2020 wird der Immobilienmarkt Corona-bedingt nicht wachsen, aber die langfristigen wirtschaftlichen Trends stimmen zuversichtlich. Der Immobilienmarkt dürfte bereits 2021 wieder das Wachstum von 2019 erreichen – 6 bis 7%", so Nteventzis.
Zusammen mit den Zulieferern ist die Bedeutung des Sektors sogar noch grösser, weshalb die Regierung bemüht ist, mit Interventionen das Wachstumstempo zu kontrollieren. Dies geschieht zum Beispiel durch den erleichterten Zugang zu Krediten für Unternehmen im Inland, arbeitsmarktpolitische Massnahmen sowie die Senkung der Hypothekarzinsen um 20 Basispunkte zur Stimulierung der Nachfrage nach Immobilien. "Was bei der ganzen Entwicklung nicht vergessen werden darf: Eines der Hauptziele der Kommunistischen Partei Chinas ist es, die Armut zu lindern. Die Immobilienwirtschaft spielt bei der Entwicklung der wirtschaftlich schwächeren Provinzen eine wichtige Rolle und ist ein Wachstumsmotor", weiss Emerging-Markets-Experte Nteventzis.
"Für Investoren sind vor diesem Hintergrund die grossen chinesischen Immobilienentwickler interessant. Ihre Zahl hat in den letzten Jahren dank des stark wachsenden Immobiliensektors rapide zugenommen. Viele Immobilienentwickler haben heute bessere Bilanzen und Liquiditätsreserven als noch vor ein paar Jahren", erklärt Nteventzis. Zu den Perlen unter diesen Unternehmen gehöre die national tätige Country Garden. Sie verfügt über ein gut diversifiziertes Portfolio sowie direkten und einfachen Zugang zu Finanzierungen. Als aussichtsreiche kleinere Entwickler nennt Nteventzis Logan und Zhenro. Sie sind vor allem in der boomenden Greater Bay Area mit den Megastädten Shenzhen und Guangzhou tätig. "Die Immobilienentwickler profitieren vom Aufschwung und dem Post-Corona-Nachholbedarf und stellen somit interessante Investitionsgelegenheiten dar", ist Nteventzis überzeugt.