18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Anlageexperten der in der Schweiz ansässigen Asset-Management-Firmen erwarten keine schnelle Wirtschaftserholung. Wie die Resultate des Swiss Asset Managers‘ Survey zeigen, hat sich auch der Ausblick für die hiesige Branche weiter eingetrübt.
Als Folge der Corona-Krise schätzen die Anlageexperten der in der Schweiz ansässigen Asset-Management-Firmen die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sowie für die Finanzmärkte deutlich negativ ein. Nur eine kleine Minderheit erwartet eine V-förmige wirtschaftliche Erholung. Im Vergleich zu anderen Ländern dürfte die Schweiz jedoch deutlich weniger unter den negativen Auswirkungen der Pandemie leiden, wie aus dem aktuellen Swiss Asset Managers' Survey hervorgeht, den die Asset Management Plattform Schweiz am Montag veröffentlicht hat.
Wenig überraschend bereitet den befragten Asset Management Spezialisten die weltweite Rezession, ausgelöst durch die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, die grössten Sorgenfalten. Die geopolitischen Spannungen, welche laut Medienmitteilung im Vergleich zur letzten Studie weiter zugenommen haben, rücken damit etwas in den Hintergrund. Vier von fünf Umfrageteilnehmern erwarten eine U-förmige wirtschaftliche Erholung, 18% einen lang anhaltenden Einbruch (L-förmig) und nur 3% eine schnelle Rückkehr auf den vorherigen Wachstumspfad (V-förmig). Übereinstimmend gehen die Anlageexperten davon aus, dass die Schweiz im Vergleich zum Ausland weniger oder höchstens gleich stark unter den Folgen der Corona-Krise leiden wird.
Deutlich verschlechtert haben sich nach Ansicht der Experten die Renditeaussichten für Schweizer Aktien. Rund 30% der Befragten rechnen in den nächsten 12 Monaten mit einer negativen Rendite. Als wichtigster Renditetreiber wird die ausserordentlich expansive Geldpolitik gesehen, welche den wirtschaftlichen Einbruch abfedern soll. Nochmals deutlich nach unten revidiert wurden im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2019 die Zinsaussichten, so die Studienautoren. So gehen in der Zwischenzeit nur noch 13% der befragten Anlagespezialisten davon aus, dass die Zinsen innert Jahresfrist ansteigen werden – "Lower for longer" scheine bezüglich Zinsen definitiv einen breiten Konsens zu geniessen.
Auch die Stärke des Schweizer Frankens dürfte gemäss den Experten weiter anhalten. Nachdem in der letzten Umfrage am ehesten dem Britischen Pfund ein Erstarken gegenüber dem Schweizer Franken zugetraut wurde, ist die britische Währung nun auf den letzten Platz abgerutscht. Bezüglich Asset Allocation erwarten viele der Anlagespezialisten trotz der relativ schwachen Renditeerwartung eine Erhöhung der Aktienquote. Weiterhin tief in der Gunst liegen dagegen Anleihen und Cash.
Deutliche Unterstützung durch die befragten Asset-Management-Spezialisten erhält die Schweizerische Nationalbank (SNB). 95% der Umfrageteilnehmer hält die aktuelle Geldpolitik der SNB für angemessen – ein absoluter Spitzenwert und deutlich höher als in der Vorstudie (60%). Kein einziger Teilnehmer wünscht sich aktuell eine restriktivere Gangart der SNB. Übereinstimmend gehen denn auch über 90% der Experten nicht davon aus, dass sich vor dem Jahr 2023 an den Negativzinsen etwas ändern wird. Der zur Stärke neigende Schweizer Franken (CHF) stellt im Schatten des wirtschaftlichen Einbruchs aktuell kein übermässiges Risiko dar. Die Hälfte der Anlageexperten erachtet denn auch die aktuelle Bewertung des CHF als fair und weitere 10% sogar als zu tief.
Der Ausblick für die Asset Management Branche in der Schweiz hat sich weiter eingetrübt: Mehr als ein Drittel der Anlageexperten rechnet mit einem negativen Geschäftsumfeld in den nächsten 12 Monaten. Das Lager der Optimisten ist weiter geschrumpft (auf noch 13%), während die Hälfte der Umfrageteilnehmer ein stagnierendes Umfeld voraussagt. Rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer rechnet daher mit einem Stellenabbau in ihrem Unternehmen. Wenn es darum geht, sich für die Zukunft wettbewerbsfähig zu halten, so wird Innovation und das Fokussieren auf eine Nische als häufigste Strategie genannt. Kaum jemand glaubt, dass Kosteneinsparungen eine vielversprechende Strategie darstellen.
Die nach nachhaltigen Kriterien verwalteten Vermögen haben im Vergleich zur letzten Studie erneut leicht zugenommen. So haben bereits 37% der befragten Asset Manager mehr als die Hälfte der verwalteten Vermögen nach ESG-Standards investiert. Als wichtigster Treiber für das Wachstum im Bereich nachhaltiger Anlagen wird gemäss der aktuellen Studie zwar weiterhin die Kundennachfrage gesehen. Jedoch hätten sich die regulatorischen Anforderungen im Bereich ESG nun als weiterer wichtiger Katalysator etabliert und auch Produkteinnovationen seitens der Asset Manager beschleunigten das Wachstum weitaus stärker als zuvor.
Fast die Hälfte der Anlageexperten denken überdies, dass die Schweiz und insbesondere die Schweizer Asset-Management-Industrie aufgrund ihrer Voraussetzungen prädestiniert ist, um im Bereich nachhaltige Anlagen eine Führungsrolle zu übernehmen. Als vielversprechendste Strategie werde dabei eine Kombination aus Standort-Promotion und dem Entwickeln von Empfehlungen zu Handen der Asset Manager gesehen, ohne jedoch den "Wettbewerb der Ideen" der einzelnen Anbieter zu behindern, wie es weiter in der Mitteilung zum Survey heisst.
Die vorliegende, dritte Ausgabe des Swiss Asset Managers’ Survey wurde vom 23. April bis 5. Juni 2020 durchgeführt. Insgesamt nahmen Anlageexperten von 38 Asset Management Unternehmen daran teil. Dabei handelt es sich sowohl um börsennotierte als auch um privat gehaltene Unternehmen. Die teilnehmenden Unternehmen verwalten in der Schweiz Vermögenswerte von über 2'000 Mrd. Franken.