18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Nach langem Ringen hebt Japan zum 1. Oktober die Konsumsteuer an. Das dürfte die Konjunktur zwar belasten, aber keinen drastischen Einbruch wie 2014 hervorrufen, meinen Experten der DWS.
Trotz aller Unkenrufe wird in Japan zum 1. Oktober 2019 die Konsumsteuer von 8 Prozent auf 10 Prozent erhöht. Katrin Löhken, Japan-Volkswirtin bei der DWS, ist der Meinung, dass sich die Geschichte wohl nicht wiederholen wird. Ein erster Anlauf zu einer Steuererhöhung erfolgte bereits im Herbst 2015. Damals brach die Konjunktur jedoch aufgrund der vorangegangenen Konsumsteuererhöhung von April 2014 so heftig ein, dass dieses Vorhaben mehrfach verschoben wurde. Konsumsteuererhöhungen seien traditionell rote Tücher für eine jede Regierung – und dennoch aufgrund der Haushaltslage und der Belastungen durch die Sozialsysteme notwendig.
Das Ziel der Steueranhebung ist in erster Linie, ein Zeichen für die Konsolidierungsbemühungen der Regierung zu setzen. Dies sei dringend nötig, so Löhken, da Japan aktuell mit einer Staatsverschuldung von 237 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) das am höchsten verschuldete Industrieland ist. Das Defizit dürfte 2019 erneut bei rund 3 Prozent liegen. Ein ausgeglichener Haushalt ist nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Gleichzeitig steht der private Konsum aber für 56 Prozent des japanischen BIP. Würde die Steuererhöhung erneut einen Konsumentenstreik auslösen – wie sehr deutlich bei den bisherigen Anhebungen 1997 und 2014 – wären die erhofften Mehreinnahmen schnell wieder passé. Stattdessen wäre die Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen angeschlagen und der Konjunkturzyklus gestört. 2014 ist der private Konsum direkt im Quartal nach der Steuererhöhung eingebrochen, um ganze 4,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal, was wiederum das BIP im Quartalsvergleich ebenfalls um 1,9 Prozent schrumpfen liess. Auch in den Folgequartalen blieb der Konsum schwach – das nominale Konsumniveau von Anfang 2014 wurde tatsächlich erst Ende 2018 wieder erreicht – in realer Rechnung bislang noch gar nicht.
Die Vorgeschichte erkläre, warum der erneute Versuch einer Steuererhöhung mit solchen Argusaugen beobachtet wird. Gegenüber Unsicherheitsfaktoren wie der latente Handelskrieg und das grosse Fragezeichen über der Ausgestaltung des Brexit stehen jedoch gute Daten der japanischer Wirtschaft. Die Unternehmensstimmung hält sich trotz der Blessuren beim verarbeitenden Gewerbe noch recht gut. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich, der am ehesten auf die Konsumsteuererhöhung reagieren dürfte, ist im August 2019 sogar wieder auf ein Niveau von 53,3 Punkte gestiegen. Die Wirtschaft ist im ersten Halbjahr besser als erwartet gewachsen, die Produktionslücke ist positiv.
Nach Expertenmeinungen von DWS dürfte die japanische Konjunktur daher diesmal glimpflicher davonkommen, da einige Aspekte dafür sorgen, dass der Kaufkraftentzug geringer ausfalle als beim letzten Mal:
Der Einbruch der privaten Nachfrage sollte daher geringer als beim letzten Mal ausfallen, und die Erholung danach schneller einsetzen. In der Summe rechnet DWS damit, dass im vierten Quartal 2019 einen Rückgang des privaten Konsums in Höhe von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal erwartet werden kann. Danach erwarten sie eine Rückkehr zu moderat positiven Wachstumsraten – auch dank der Sommerolympiade und dem Auslaufen des Rabattsystems. Die latente Unsicherheit wird vor allem der Exportsektor zu spüren bekommen. DWS prognostiziert ein Wachstum der Gesamtwirtschaft von 0,6 Prozent für dieses Jahr, was sich im kommenden Jahr auf 0,2 Prozent abschwächt. Zu einer Rezession sollte es aber nicht kommen.
Experten von DWS gehen bis auf weiteres von einer weiteren Aufwertung des Yen aus. Für die insgesamt gut aufgestellten japanischen Unternehmen sollte ein stärkerer Yen (12-Monatsprognose: 105 Yen je Dollar) ihrer Meinung nach keine übermässige Belastung darstellen. Der Grossteil der Unternehmen, mit denen sie gesprochen haben, basiert seine Planungen auf einem Kurs von 105 Yen je Dollar. Bei diesem Niveau erwarten sie keine Intervention seitens der Bank of Japan.
Ansonsten sprechen viele Faktoren für Japans Industrie. In erster Linie die rapiden Forstschritte bei der Umsetzung von aktionärsfreundlichen Massnahmen. Auch, dass sich die negativen Gewinnrevisionen für die Jahre 2019 und 2020 langsam stabilisieren. Lilian Haag, Portfolio Managerin der DWS schränkt aber ein: "Der japanische Markt ist unserer Meinung nach sehr günstig bewertet. Doch die niedrige Bewertung alleine reicht noch nicht aus für eine Aktienmarktrallye. Dafür müssten wir eine breite zyklische Erholung sehen. Wir sind in der Region neutral aufgestellt, jedoch mit leicht positiver Tendenz."