18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Sowohl auf dem Fussballplatz als auch bei der Kapitalanlage gilt es, die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Stefan Rondorf, Senior Investment Strategist bei Allianz GI, zeigt, wem dies momentan besonders gut gelingt.
Einigen Akteuren in Politik und Wirtschaft gelingt dieser Balanceakt deutlich besser als anderen. "Positiv in dieser Hinsicht fielen zuletzt die wichtigsten Notenbanken auf. Die angekündigten Schritte auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik haben auf den Kapitalmärkten zuletzt keine allzu grossen Verwerfungen ausgelöst", meint Stefan Rondorf, Senior Investment Strategist bei Allianz GI. Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve kann sich im Laufe diesen Jahres und im kommenden Jahr einen moderat schnelleren Zinserhöhungspfad vorstellen. Die europäische Zentralbank hat für Klarheit gesorgt, dass ihr Anleihekaufprogramm im Normalfall Ende dieses Jahres gestoppt wird. Um Bedenkenträger zu beruhigen, hat man diese Nachricht mit der Ankündigung kombiniert, die derzeit gültigen Zinssätze bis mindestens Sommer 2019 beizubehalten. Das kann man als kontrollierte Offensive bezeichnen. Für die Eurozone zementiert die EZB Null- bis Negativzinsen noch mehr als ein Jahr in die Zukunft.
Unkontrollierte Offensive dagegen in der globalen Wirtschaftspolitik: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China geht in Runde zwei und drei: Nach den amerikanischen Einfuhrzöllen auf Hightech-Produkte, Stahl und Aluminium will US-Präsident Donald Trump erneut nachlegen: Er hat seinen Handelsbeauftragten angewiesen, chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar für einen Einfuhrzoll von 10% zusammenzustellen. Rondorf erklärt: "Da ein Handelskonflikt nur Verlierer kennt, Inflation treibt und Wachstum bremst, reagieren die Aktienbörsen darauf sehr allergisch, nicht nur in den USA und China, auch in den exportorientierten Volkswirtschaften wie der Eurozone und Japan."
Gegen diese Bewegungen spielt die zweite unkontrollierte politische Offensive in diesen Tagen, der Streit innerhalb der deutschen Regierung, derzeit nur eine Nebenrolle. Ein Hoffnungsschimmer könnten die von Frankreich und Deutschland verabredeten EU-Projekte in Feldern wie Verteidigung und EU-Budget sein.
Konsequenzen erkennen
Einer der Blitzableiter der Handelskonflikt-Sorgen ist ausgerechnet ein aufwertender Dollar. Der Dollar ist wiederum ein wichtiger Treiber des Ölpreises. "Im Chart der Woche (siehe unten) zeigt sich, dass die Ölpreisdynamik in den letzten Jahren hauptsächlich nachfragegetrieben war. Zuletzt hat sich in dieser Beziehung eine Divergenz aufgetan, die auf stärker angebotsseitige Faktoren hindeuten. Bei der OPEC weichen die Interessen zunehmend stärker voneinander ab", erläutert Rondorf.