18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Die Schweiz war schon immer eines der wichtigsten Ziele für ausländische Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen, um ihre verwalteten Vermögen zu erhöhen und neue kollektive Kapitalanlagen zu lancieren. Laut Philippe Steffen von Reyl Intesa Sanpaolo gibt es hier nicht nur eine starke Nachfrage nach Fonds, sondern auch eine pragmatische Regulierungslandschaft.
"Die Schweiz ist seit langem eines der wichtigsten Ziele für Fondsmanager, wenn es darum geht, die europäischen Märkte ins Visier zu nehmen", sagt Philippe Steffen, Head of Operations, Asset Services bei Reyl Intesa Sanpaolo. Die Schweiz gehörte schon immer zu den grössten Fondsmärkten in Europa, was auf den Fokus auf aktives Management und die kontinuierlichen Geldflüsse zu den Banken und Vermögensverwaltern zurückzuführen sei, so Steffen. Dies habe die Entwicklung einer Branche für die Verwaltung von Produkten gefördert, die laut jüngsten Statistiken rund 3000 Mrd. CHF an Vermögenswerten mit einer jährlichen Wachstumsrate von über zehn Prozent verwaltet. Aus diesem Grund ziehe die Schweiz weiterhin Talente an und vereine viele Vorteile in sich gegenüber seinen direkten Konkurrenten. Laut einer aktuellen Studie ist die Schweiz nun das am besten bewertete europäische Ziel in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit.
Neben den zahlreichen Banken und Versicherungsgesellschaften ist auch der Sektor der Pensionskassen von Bedeutung. In der Schweiz gibt es fast 1500 Pensionskassen, die aktiv verwaltet werden und über einen klar definierten Regulierungsrahmen verfügen. Zum Vergleich: In den Niederlanden, einem Land ähnlicher Grösse, gibt es nur 500 Pensionskassen. Im Zusammenhang mit Pensionskassen und Sozialversicherungen sei zu beachten, so Steffen, dass angesichts des hohen Einkommens der Angestellten in der Schweiz der zur Verfügung stehende Investitionsbetrag extrem hoch ist: Die Menge der in diesen Kassen verwalteten Investitionen beläuft sich heute auf über 1000 Mrd. CHF.
Als interessant erachtet Steffen auch, dass die Schweiz neben dem klassischen Bankensektor, wie er in anderen Ländern zu finden ist, eine Besonderheit in ihrem grossen Netzwerk unabhängiger Vermögensverwalter hat. Zwischen 2000 und 3000 Firmen sind hauptsächlich auf Genf, Zürich und Lugano verteilt. Aufgrund ihrer bankenunabhängigen Anlagepolitik sowie der hohen verwalteten Vermögen (15% des gesamten verwalteten Vermögens) stellen sie nach Ansicht Steffens ein erhebliches Potenzial für ausländische Vermögensverwalter dar, die auf der Suche nach Kapital sind.
Wie der Head of Operations, Asset Services weiter ausführt, wird ein Viertel des weltweiten Vermögens von der Schweiz aus verwaltet und einige der grössten Family Offices der Welt sind ebenfalls in der Schweiz vertreten. Das starke Image der Schweiz in der Welt, ihre politische und monetäre Stabilität, die Erfahrung mit Investitionen in alle Arten von Investmentfonds, die technischen und finanziellen Kompetenzen der verschiedenen Akteure des Banken- und Finanzsektors sowie die Professionalität der Dienstleistungen verstärkten diese Attraktivität zusätzlich und würden dazu beitragen, grosse Ströme von Neugeld anzuziehen. Die aktuellen politischen und geopolitischen Unruhen hätten dieses Interesse am Schweizer Markt nur noch verstärkt.
Was den Marktzugang betreffe, gebe es eine pragmatische Regulierungslandschaft und eine starke Nachfrage nach Fonds. "Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Märkten scheint die Regulierungslast in der Schweiz für ausländische Finanzintermediäre geringer und leichter zu verstehen zu sein. Fondsmanager müssen zwar noch einige Pflichten erfüllen, doch deren Einhaltung ist administrativ nicht kompliziert und mittelmässig teuer", sagt Steffen.
Das derzeitige Regulierungssystem habe einen noch pragmatischeren Ansatz gewählt und weitere potenzielle Hindernisse für den Markteintritt beseitigt. Beispielsweise sei es für den Vertrieb eines Fonds in der Schweiz nicht mehr erforderlich, dass ein Finanzintermediär in seinem Herkunftsland zum Verkauf zugelassen ist. Bei alternativen Produkten für professionelle Kunden oder vermögende Privatkunden gebe es weder eine aufsichtsrechtliche Berichterstattung an die Finma noch die Verpflichtung, die Vertriebsaktivitäten dem Schweizer Vertreter zu melden. "Folglich machen die allgemeine Fluidität beim Markteintritt und die Grösse des Marktes die Schweiz zu einem attraktiven Standort, der von professionellen Anlegern, die ihre langfristige Anlegerbasis erweitern möchten, sicherlich nicht vernachlässigt werden sollte. In vielerlei Hinsicht ist es in gewisser Weise einfacher, die Schweizer Vorschriften einzuhalten, als die Anforderungen von MIFID II zu erfüllen", kommentiert Steffen die aktuelle regulatorische Situation.
Nach dem Ende der Pandemie und der Möglichkeit, den Schweizer Markt zu erkunden, verzeichneten die Schweiz und ihre Anleger ab Anfang März ein massives Wiederaufleben des Interesses internationaler Vermögensverwalter. Es ist unbestritten, dass die Schweiz noch lange wettbewerbsfähig bleiben wird, oft in der Pole Position und einer der wichtigsten Anlaufpunkte für globale Vermögensverwalter.