18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Die Deutsche Börse übernimmt 80% des Kapitals des US-Aktionärsberaters Institutional Shareholder Services (ISS). Ihr gelingt damit ein Coup, nachdem sie zuletzt bei mehreren Übernahmezielen, so der Mailänder Börse, das Nachsehen hatte.
Bei Generalversammlungen kommt Stimmrechtsberatern wie ISS eine prominente Rolle zu, da sich viele Fonds und Grossanleger bei ihrem Abstimmungsverhalten nach deren Empfehlungen richten. Aber auch bei Anlageentscheidungen stützen sich viele Investoren auf die Daten und Informationen von ISS, etwa wenn es um Nachhaltigkeit und gute Unternehmensführung (ESG) geht.
«ISS ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen und geniesst weltweit eine hohe Anerkennung", sagt der Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer. Durch den Zukauf werde die Deutsche Börse zu einem der weltweit führenden Anbieter von ESG-Daten und Research. Um die Unabhängigkeit sicherzustellen, bleibe ISS eigenständig. ISS-Chef Gary Retelny werde das Unternehmen weiterhin leiten.
Im laufenden Jahr erwartet ISS Nettoerlöse von mehr als 280 Mio. US-Dollar und eine Betriebsgewinnmarge (Ebitda) von rund 35%. Bis 2023 soll der Umsatz aus eigener Kraft um 5% pro Jahr wachsen. Mit der Deutschen Börse im Rücken könne ISS das Wachstum auch über Zukäufe beschleunigen, hält das Dax-Unternehmen fest. Die Deutsche Börse will die Übernahme mit Fremdkapital in Höhe von ungefähr einer Milliarde Euro sowie mit Barmitteln finanzieren, wie Reuters berichtet.
Für Börsenchef Weimer ist der Zukauf am Vorabend der Präsentation einer neuen Mittelfriststrategie ein wichtiger Erfolg. Der 60-Jährige, der seit Anfang 2018 an der Spitze des Konzerns steht, hatte sich auf die Fahnen geschrieben, die Börse auch durch Übernahmen stärken. «Wir sind zum Wachsen verdammt», sagte er.
Beispielsweise hatte die Deutsche Börse beim milliardenschweren Bieterkampf um die Mailänder Börse gegenüber Euronext das Nachsehen. Die Londoner Börse LSE kündigte im vergangenen Jahr die Übernahme des Datenanbieters Refinitiv für 27 Mrd. US-Dollar an und machte damit Weimers Pläne zunichte, die zu Refinitiv gehörende Devisenhandelsplattform FXall zu erwerben. Der 850 Mio. US-Dollar schwere Zukauf des US-Konzerns Axioma war bisher der grösste Deal des Börsenbetreibers unter Weimers Führung.