18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Am Arbeitgeber Banken Forum stand die Arbeitswelt der Zukunft im Fokus. Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse auf der einen Seite und die demographische Entwicklung auf der anderen Seite stellt die Banken und ihre Mitarbeitenden vor grosse Herausforderungen.
"Wir kennen die Trends, aber die Visibilität, wie sich diese in der Zukunft auswirken werden, ist eingeschränkt", sagte Arbeitgeber-Banken-Präsident Lukas Gähwiler einleitend am Arbeitgeber Banken Forum vom 18. Juni im Kaufleuten Zürich. Gähwiler zog im Hinblick auf die Veränderung der Arbeitswelt - die im Wesentlichen durch die wirtschaftliche Entwicklung, die demografische Verschiebung sowie den technologischen Wandel geprägt werde - einen Vergleich mit der ersten Mondmission: "Die genauen Auswirkungen dieses Wandels kennt nur die Kristallkugel – eine erfolgreiche Zukunftsstrategie setzt daher vor allem darauf, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Flexibilität und Agilität sind also die Gebote der Stunde", betonte er.
Gähwiler hob besonders auch die Bedeutung der demographischen Entwicklung für den Arbeitsmarkt in der Schweiz hervor: In den nächsten zehn Jahren werden rund eine Million Arbeitstätige in Pension gehen, während gerade einmal ungefähr eine halbe Million nachstösst. Schon bald stehen nur zwei Arbeitstätige einem Rentner bzw. einer Rentnerin gegenüber. Die Problematik der immer grösser werdenden Lücken in der AHV und in der beruflichen Vorsorge hängt wie ein Damoklesschwert über der Gesellschaft. Eine Lösung, wie diese Lücken in Zukunft gestopft werden sollen, gibt es bis jetzt nicht. Höhere Beiträge der Arbeitnehmenden sind das eine, eine Erhöhung des Rentenalters das andere. Doch der politische Diskurs sei nach wie vor von der Alters-Guillotine geprägt, obwohl ein fixes Rentenalter in die Sackgasse führe, so der Präsident von Arbeitgeber Banken.
Neben der zunehmenden Alterung der Belegschaften stehen also auch immer weniger neue Fachkräfte und Talente zur Verfügung. Das bedeutet, dass eben auch ältere Mitarbeitende idealerweise möglichst lange im Arbeitsprozess bleiben sollten, vorausgesetzt, sie wollen das und sind flexibel auch in Bezug auf die eigenen Kompetenzen und im Arbeitsmarkt.
Gähwiler bezeichnete die persönliche Weiterentwicklung nicht nur in Fachfragen, sondern auch in Bezug auf die Grundkompetenzen wie zum Beispiel Interdisziplinarität und Anpassungsfähigkeit als die zentrale Voraussetzung für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Arbeitsmarktfähigkeit, denn heute werde diese als Kompetenz verstanden, sich in einem wandelnden Arbeitsmarkt zu bewegen und sich laufend an neue Entwicklungen anzupassen. Er brachte dies mit der Formel "Arbeitsmarktfähigkeit ist die neue Arbeitsplatzsicherheit" auf den Punkt.
Vor diesem Hintergrund lancieren die Sozialpartner der Bankbranche im Herbst 2019 eine gemeinsame Kampagne. Deren Fokus liegt auf der Definition und der Entwicklung von Basis- oder Grundkompetenzen für den Schweizer Bankenplatz, auf einem darauf basierenden frei zugänglichen und anonymen Kompetenzcheck für alle Bankmitarbeitenden.
Zweifelsohne wird in der Zukunft die Technologie eine Schlüsselrolle in vielen Arbeitsbereichen spielen und die Arbeitsprofile verändern. Viele Menschen äussern auch Ängste, den Arbeitsplatz an Roboter zu verlieren. Dazu sagte Gähwiler: "Unser Ziel muss es sein, dass uns die Roboter die Arbeit nicht weg-, sondern abnehmen." Trendanalytiker David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts, erläuterte in seinem Referat, dass nicht Berufe verschwinden werden, sondern einzelne Aufgaben im Arbeitsprozess eines Jobs. Es herrsche heute zwar weniger Klarheit und mehr Ambivalenz, dies biete aber auch neue Chancen. Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung seien notwendig, aber nicht hinreichend für den Erfolg von morgen. Emotionale Sicherheit und Robustheit in einem ungewissen Umfeld mit neuen Rahmenbedingungen würden daher auch für Führungskräfte immer wichtiger. Bossharts Formel lautet: Wissen plus kluger Technologieeinsatz plus emotionale Stärke im Umgang mit Menschen (IQ+AIQ+EIQ).
Im Anschluss an die Referate diskutierten David Bosshart, Lukas Gähwiler und Martina Zölch, Leiterin Institut für Personalmanagement und Organisation an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz, unter der Leitung von Moderatorin Christine Maier aktuelle und künftige Herausforderungen für die Schweizer Bankbranche mit Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft. In der Diskussion offenbarte sich ein gewisser Konflikt zwischen dem immer häufigeren Wunsch vor allem auch von jüngeren Leuten, Teilzeit zu arbeiten sowie die Work-Life-Balance zu pflegen und der Produktivität unserer Wohlstandsgesellschaft, die dadurch Schaden nehmen und im internationalen Vergleich abgehängt werden könnte. Einig war man sich darin, dass ein Banker in Zukunft insbesondere auch im Management vielmehr die Rolle des Dirigenten als jene des Instrumentalisten beherrschen muss - ganz im Sinne von IQ+AIQ+EIQ.