04.12.2025, 15:39 Uhr
«Die jüngste Marktvolatilität, ausgelöst vor allem durch KI-Werte, war Signal und Noise zugleich. Der KI-Ausbau wird noch viele Jahre weitergehen. Anleger müssen auf die Reihenfolge achten», schreibt Jeff...
Während die Zölle der Trump-Regierung berechtigte Bedenken bei Anlegern ausgelöst haben, bieten Schwellenländer eine attraktive Alternative für diejenigen, die nach schwierigen Jahren unterbewertete Anlagen suchen. Das gilt laut Nordea besonders für «inländische» Aktien, die besser positioniert sind, um Handelsspannungen zu überstehen.
Seit Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump hat die Volatilität an den globalen Märkten zugenommen. Der «American Exceptionalism» wird so stark in Frage gestellt wie nie zuvor in den letzten zehn Jahren. Der US-Aktienmarkt gilt nicht mehr als sichere Quelle für Wohlstand, und der Dollar hat seine Attraktivität als sicherer Hafen eingebüsst.
«Wir befinden uns eindeutig an einem Wendepunkt», kommentiert Pierre-Henri Cloarec, Portfoliomanager der Emerging Sustainable Stars Equity Strategy von Nordea Asset Management.
Cloarec führt weiter aus: «Nach Jahren starker Zuflüsse in grosse US-Technologiewerte und besonders in die Magnificent Seven schaffen die wachsende Unsicherheit über die US-Handelspolitik und ein schwächerer Dollar ein günstiges Umfeld für Unternehmen in Schwellenländern – vor allem für solche, die einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen im Inland erzielen.»
Der MSCI Emerging Markets Index notiert gegenüber dem MSCI World Index immer noch mit einem Abschlag. Die Bewertungslücke ist erheblich und dem Experten zufolge immer schwerer zu rechtfertigen. Mit der Abschwächung des Dollars hat die Attraktivität der wichtigsten Schwellenländer in den letzten Monaten zugenommen, «und dieser Trend könnte sich in den kommenden Jahren fortsetzen.»
In erster Linie ändere sich die Stimmung der Anleger gegenüber China rapide. Im Januar brachte das chinesische Startup DeepSeek sein erstes KI-Modell auf den Markt und markierte damit einen Wendepunkt.
«China ist in der Lage, mit den USA auf deren eigenem Fachgebiet zu konkurrieren. Dieser Durchbruch hat das Potenzial, das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen, die nach den Schwierigkeiten der Pandemie von 2020-2021 auf eine Erholung wartet», erklärt Cloarec.
Darüber hinaus scheine Xi Jinping zunehmend darauf fokussiert zu sein, den Binnenkonsum anzukurbeln und private Unternehmen zu unterstützen. Langfristig würden gezielte Massnahmen eingeführt, um die demografischen Herausforderungen anzugehen, die unter anderem durch die Ein-Kind-Politik entstanden sind. Einige Städte gewähren nun Familien bei der Geburt eines Kindes finanzielle Unterstützung von bis zu 1’500 Euro.
Seit 2014 haben die Strukturreformen unter der Regierung von Narendra Modi Indien zu einem wettbewerbsfähigeren Markt gemacht und die Voraussetzungen für ein Wachstum von schätzungsweise 6 bis 7 Prozent in den kommenden Jahren geschaffen.
Dieses starke Potenzial rechtfertigt in den Augen des Nordea-Strategen die relativ hohen Bewertungsniveaus am indischen Markt. Wichtige Sektoren wie Immobilien und Banken hätten sich deutlich verbessert, während die Unternehmenssteuersenkungen von 2019 und die jüngsten Steuererleichterungen für einkommensschwache Haushalte den Konsum ankurbeln dürften.
Auch andere Länder im MSCI Emerging Markets Index würden attraktive Wachstumschancen bieten, insbesondere in Osteuropa, wo die dynamische Wirtschaft Polens hervorsticht, und in Asien, wo Länder wie Südkorea und Taiwan vom KI-Boom profitieren. «Vor allem Taiwan ist mit TSMC weiterhin führend in der Halbleiterindustrie», sagt Cloarec.
Generell würden Schwellenländer in verschiedenen Bereichen strukturelle Wachstumspotenziale aufweisen. Dazu zähle die Technologiebranche mit Schwerpunkten wie Künstliche Intelligenz, Cloud, SaaS und Robotik. «Auch das Thema Nachhaltigkeit eröffnet Chancen – etwa durch Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien und die Transformation von Netzwerken.»
Im Gesundheitswesen sowie im Konsumsektor, beispielsweise im E-Commerce und im Reisebereich, sorge der Aufstieg der Mittelschicht für zusätzliche Dynamik. Schliesslich verzeichne auch der Finanzsektor ein starkes Wachstum, das durch die wachsende finanzielle Inklusion in Ländern wie Indien und Indonesien angetrieben wird, wo die Bankendichte noch niedrig ist, aber rasch zunimmt.