01.04.2025, 09:52 Uhr
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Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research von Invesco, präsentiert seine Liste von zehn konträren Anlageideen. Für 2025 sind darunter: US-Aktien hinken dem Rest hinterher, türkische Anleihen favorisieren, Bitcoin stürzt ab und die US-Inflation steigt über 4 Prozent.
Investmentexperte Paul Jackson von Invesco ist überzeugt, dass sich mit einer erfolgreichen Positionierung gegen den Konsens die höchsten Renditen erzielen oder die höchsten Verluste vermeiden lassen. Seine «Aristotle List» (Aristoteles war der berühmteste Schüler von Plato) umfasst unwahrscheinliche, aber mögliche Ereignisse, die Jackson zufolge mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 30 Prozent in den nächsten zwölf Monaten eintreten werden.
In Anlehnung an den griechischen Philosophen, der feststellte, dass es den Menschen im Allgemeinen leichter fällt, an interessante unmögliche Ereignisse zu glauben als an unwahrscheinliche mögliche Ereignisse, identifiziert der Invesco-Stratege unwahrscheinliche, aber mögliche Ereignisse, die die meisten Anlegerinnen und Anleger überraschen dürften und dadurch Chancen eröffnen könnten.
Vor einem Jahr waren die hypothetischen Vorhersagen darüber, was ausserhalb seines zentralen Szenarios geschehen könnte, in der Tendenz negativ. Grund dafür war die allgemein optimistische Marktstimmung im Vorfeld des erwarteten Lockerungszyklus der Zentralbanken.
Jacksons Ideen für 2025 spiegeln die durchwachsenere Stimmung zum Jahresende 2024. Sein zentrales Szenario basiert auf der Annahme, dass die Inflation weiter in Richtung der Zentralbankziele sinkt, was weitere Zinsreduktionen und solide Anlagerenditen ermöglichen würde.
Er hält es jedoch auch für denkbar – und jetzt kommen die konträren Ideen –, dass die Inflation in den USA 2025 auf über 4 Prozent steigen wird: «Die Geldmenge in den USA wächst, die Kerninflation verharrt hartnäckig über 3,0 Prozent, die Energiepreise sind gestiegen und Zölle könnten die Preise in den USA in die Höhe treiben», erklärt er.
Die Hauspreisinflation sei zwar seit Mitte 2024 rückläufig. Die Erfahrung zeige aber, dass sich dies erst in der zweiten Jahreshälfte auf die Wohnkostenkomponente des Verbraucherpreisindex auswirken könnte. Deshalb könnte eine höhere Inflation zu steigenden US-Staatsanleiherenditen führen und auf die Preise vieler Vermögenswerte drücken.
Eine Abschwächung des US-Dollars hält der Invesco-Experte 2025 ebenfalls für möglich. Während viele angesichts der anhaltenden Sonderstellung der USA davon ausgingen, dass der Greenback seinen Aufwärtstrend zu den meisten anderen Währungen werde, sieht Jackson mehrere Faktoren, die ihn schwächen könnten:
«Erstens ist der Dollar teuer und seine Fundamentaldaten sind schlecht. Zweitens könnte sich der seit September beobachtete Anstieg der Markterwartungen an den Zinspfad des Fed teilweise umkehren. Drittens könnte das politische Umfeld unter dem neuen US-Präsidenten unberechenbarer werden. Ausserdem scheint dieser ebenfalls einen schwächeren Dollar zu wollen», argumentiert Jackson.
Donald Trumps Fähigkeit, Chaos zu verbreiten und durch seine Zolldrohungen und seinen Umgang mit dem Ukraine-Konflikt Zwietracht unter den EU-Mitgliedstaaten zu säen, könne dazu führen, dass sich der Renditeabstand der Anleihen anderer europäischer Staaten zu deutschen Bundesanleihen vergrössere.
Zusätzlich verstärkt werden könne die Nervosität an den Märkten, falls Frankreichs Präsident Macron aufgrund politischer Unruhen nach Neuwahlen zurücktreten sollte – ein Szenario, das Jackson ebenfalls für möglich hält.
Der US-Aktienmarkt wiederum könne durch eine unberechenbare Politik der neuen Regierung und steigende Staatsanleiherenditen unter Druck geraten und schlechter abschneiden als globale Indizes, wenn andere Märkte stärker von einer anziehenden globalen Wachstumsdynamik profitieren sollten.
Die Zuversicht der US-Aktienmarkt-Bullen scheine in der Aussicht auf eine Senkung der Unternehmenssteuern in den USA und der Verhängung von Zöllen auf Güter aus anderen Ländern begründet zu sein, so Jackson. Er könne allerdings keinen historischen Zusammenhang zwischen den Unternehmenssteuersätzen und den künftigen Aktienrenditen in den USA feststellen und bezweifle, dass die USA immun gegenüber den Auswirkungen von Handelskriegen sein werde.
Zudem signalisierten die Bewertungen am US-Aktienmarkt, dass dieser im Vergleich zu anderen Märkten bereits viele gute Nachrichten eingepreist habe.
Bei seinen exotischeren Aktienideen sucht Jackson vor allem nach Märkten, in denen die Dividendenrendite das Kurs-Gewinn-Verhältnis übersteigt. In diesem Jahr erfüllt nur Kenia dieses Kriterium mit einem KGV von derzeit 6,3 und einer Dividendenrendite von 7,8 Prozent für den Nairobi All Share Index (Bloomberg, Stand 10. Januar 2025).
«Ein derartiges Bewertungsniveau spricht in der Regel entweder für eine große Anlagechance oder eine bevorstehende Schieflage», erläutert Jackson. Seiner Ansicht nach spreche viel dafür, dass Kenia in die erste Kategorie fällt: Die von Bloomberg erhobenen Konsensschätzungen signalisierten steigende Gewinne und Dividenden für 2025, die geläufigen makroökonomischen Indikatoren liessen keine Probleme erkennen und der kenianische Schilling habe sich als aussergewöhnlich stark erwiesen.
Daher glaubt der Invesco-Experte, dass sich kenianische Aktien 2025 besser entwickeln könnten als grosse globale Indizes. Allerdings hat der Index auch nur eine Marktkapitalisierung von etwa 14 Mrd. US-Dollar.
Im Anleihenbereich meint Jackson, dass türkische Staatsanleihen erneut besser abschneiden könnten als globale Indizes (sowohl in lokaler Währung als auch in US-Dollar), nachdem sie bereits 2024 an der Spitze der 35 von ihm beobachteten Märkte standen (in lokaler Währung).
Anfang 2025 rentierten zehnjährige türkische Staatsanleihen mit rund 27 Prozent. Die Zweijahresrendite lag bei etwa 37 Prozent. «Eine Währungsabwertung ist das größte Risiko, aber die Inflation ist rückläufig und von ihrem Höchststand von 75 Prozent im Mai bis Dezember auf 44 Prozent gesunken, und ich halte die Lira auf realer Basis für günstig. Daher könnte das Schlimmste überstanden sein», sagt er.
Damit bleiben noch drei Überraschungen auf Jacksons «Aristotle List» für 2025: ein Ausbruch des CO2-Preises in der EU über 90 Euro pro Tonne sowie ein Rückgang des überkauften uns spekulativ aufgeblasenenen Bitcoins auf unter 50'000 Dollar.
Die Letzte Contrarian-These dreht sich um den Sport. Jackson kann sich vorstellen, dass der erste europäische Sieg im Ryder Cup Golfturnier auf US-Boden seit dem «Wunder von Medinah» 2012 in diesem Jahr Tatsache wird.