17.02.2025, 14:06 Uhr
Jack Janasiewicz, CFA, Portfolio Manager und Lead Portfolio Strategist bei Natixis Investment Managers Solutions schreibt über die Unsicherheiten und Folgen der angedrohten Zölle auf Importe in die USA.
2025 dürfte sich das Investmentumfeld rasant ändern, sagt Jeremy Chapuis, Managing Director Financial Intermediaries Switzerland von Capital Group. Viele Investoren hätten noch immer Bedenken. Dabei, so meint er, seien die längerfristigen Aussichten gut.
Die Konjunkturaussichten dürften sich verbessern, vor allem in den USA, und in vielen Branchen könnten sich interessante Chancen ergeben, etwa in der Industrie und im Energiesektor, sagt Jeremy Chapuis von Capital Group. Er nennt fünf Grundsätze, die Anleger bei der Geldanlage 2025 und darüber hinaus beachten sollten.
Nr. 1: Willkommen in der Benjamin-Button-Wirtschaft
Im Film «Der seltsame Fall des Benjamin Button» von 2008 wird der Protagonist immer jünger. Aus einem alten Mann wird ein Baby. Die US-Konjunktur scheint dieselbe Entwicklung zu nehmen – mit sehr realen Auswirkungen für Investoren. «Statt der üblichen vier Zyklusphasen, wie wir sie seit der Nachkriegszeit kennen, scheint für die US-Wirtschaft auf die Spätphase jetzt wieder die mittlere Phase zu folgen», erklärt Chapuis.
In einer mittleren Zyklusphase würden in der Regel die Unternehmensgewinne steigen, die Kreditnachfrage nehme zu, der Kostendruck lasse nach und die Geldpolitik werde allmählich neutral. «All dies haben wir 2024 erlebt», sagt er.
In den USA dürfte jetzt ein mehrjähriger Aufschwung bevorstehen. Für US-Aktien seien dies gute Aussichten: In der Vergangenheit sind sie in mittleren Phasen um durchschnittlich 14 Prozent p.a. gestiegen – erheblich stärker als in Spätphasen, setzt Chapuis nach.
Nr. 2: Neue Wachstumsphase durch die Renaissance der Industrie
Die Produktivität der US-Industrie steigt wieder. Überall in den USA wird investiert, was die lokale Wirtschaft ankurbelt und ausgewählte Unternehmen beflügelt. Als Beispiel nennt Chapuis den Ausbau einer Halbleiterfabrik von TSMC in Arizona für 65 Mrd. Dollar, wodurch Tausende von Arbeitsplätzen in der Fertigung und auf dem Bau entstehen sollten.
Derlei Investitionen gebe es jnicht nur in den USA. In Europa kommen der Bau neuer Datenzentren, die steigende Reisenachfrage und der Ausbau erneuerbarer Energien hiesigen Industriekonzernen zugute. Und in den Emerging Markets sorgt die Repatriierung der Lieferketten für das Entstehen neuer Handelszentren.
Diese Trends sorgten auf Jahrzehnte für Anlagechancen, «wir stehen erst am Anfang», betont Chapuis. «Grosse leistungsfähige Industriekonzerne in den USA und Europa festigten ihre Präsenz in Bereichen, die weltweit langfristiges Wachstum in Aussicht stellen.
Nr. 3: KI könnte Aktienkurse auf Jahre hinaus in die Höhe treiben
Künstliche Intelligenz begeistert Öffentlichkeit und Investoren gleichermassen und weckt Zukunftsfantasien. Völlig überbewertet? Wahrscheinlich, antwortet Chapuis. Künftig noch mehr Chancen? Wahrscheinlich auch das.
«Die Märkte neigen dazu, Megatrends kurzfristig über- und langfristig zu unterschätzen.» Eine der spannendsten Eigenschaften von KI sei, dass man ihre zukünftige Bedeutung nur schwer abschätzen könne. Sie könne unzählige Aufgaben des Mensen übernehmen, «der Markt könnte daher extrem gross werden.»
Hinzu kommt: Der Ausbau der Datenzentren erfordere enorme physische Ressourcen, darunter Kupfer und viel Strom. Die wachsende Nachfrage danach sei ein Segen für Unternehmen aus traditionellen Wirtschaftszweigen, etwa Versorger, Industrieunternehmen und Bergbaugesellschaften.
Nr. 4: Goldenes Zeitalter in der Gesundheitsversorgung
Das Jahr 2025 würden Pharmaunternehmen genau unter die Lupe nehmen, meint der Mann von Capital Group. Nach den US-Wahlen habe die Unsicherheit über die Regulierung des Sektors Gesundheitsaktien zurückgebunden. Aber jetzt seien viele Titel günstig bewertet, und daraus ergäben sich Chancen für langfristige Investoren.
«Dazu zählen beispielsweise Pharmaunternehmen oder Arzneimittelhersteller, die der Markt übersehen hat, weil sie keine Mittel zum Abnehmen anbieten. Wir halten insbesondere Ausschau nach Anlagen in Dividendenzahler, die der Markt bislang vernachlässigt hat.»
Die grössten Pharmakonzerne hätten mehr als 200 Arzneimittel in der Pipeline. In den nächsten zehn Jahren könnten Therapien gegen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Sichelzellenanämie und Muskeldystrophie entstehen. Es scheine, das wir am Anfang eines goldenen Zeitalters der Gesundheitsversorgung stehen – für Patienten wie für Investoren.
Nr. 5: Es gibt immer Gründe, nicht zu investieren
Erfahrene Anlegerinnen und Anleger wissen es: Es gibt es immer Gründe, gerade jetzt nicht zu investieren. Die Vergangenheit zeige jedoch: Langfristig seien die Märkte stabil, hält Chapuis dem Einwand entgegen. In der Regel werden Investoren belohnt, wenn sie kurzfristige Unsicherheiten ignoriert und an ihren langfristigen Zielen festhalten.
Was wäre passiert, wenn man am Neujahrstag 2020 alle herannahenden Probleme ignoriert hätte und investiert geblieben wäre? fragt Chapuis. Die Antwort: Seitdem ist der US-Index S&P 500 um über 100 Prozent gestiegen.