Börsenrally hält an – US-Geldpolitik wird zum Schlüssel

Wird Fed-Chef Jerome Powell dem Druck von Präsident Trump widerstehen? Die Antwort ist zentral für den weiteren Marktverlauf. (Bild: Shutterstock.com/Domenico Fornas)
Wird Fed-Chef Jerome Powell dem Druck von Präsident Trump widerstehen? Die Antwort ist zentral für den weiteren Marktverlauf. (Bild: Shutterstock.com/Domenico Fornas)

Die positiven Trends an den Börsen dauern an. Die Wirtschaft ist stabil und bestärkt die Risikoneigung der Anleger. Ausser der Handelspolitik wird die US-Geldpolitik das Marktumfeld im zweiten Halbjahr deutlich prägen. So skizziert das deutsche Multi-Asset-Investmenthaus Feri die nahe Zukunft.

23.07.2025, 16:05 Uhr
Anlagestrategie

Redaktion: hf

Die US-Konjunktur wächst solide ohne Überhitzung, während der zollbedingte Inflationsanstieg bislang deutlich geringer ausfällt als befürchtet. Positive Unternehmensdaten stützen die Kursentwicklung ebenfalls. Die Berichtssaison ist mit überwiegend soliden Unternehmensgewinnen gestartet – und sollte so weitergehen, nicht zuletzt dank der Schwäche des US-Dollars. So umreisst Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation von Feri, die fundamentale Lage an den Börsen.

«Die globalen Indizes werden massgeblich von grossen US-Unternehmen dominiert. Diese profitieren besonders stark vom schwächeren Greenback, da sie einen großen Teil ihrer Gewinne im Ausland machen und ein schwächerer US-Dollar ihre Waren und Dienstleistungen in anderen Währungsräumen wettbewerbsfähiger macht», führt er weiter aus.

Zollstreit belastet wenig

Selbst die jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber der EU hätten die Märkte nicht verunsichert. Anleger würden mit einer Einigung rechnen, da beide Seiten in letzter Konsequenz ein starkes Interesse an einer einvernehmlichen Lösung haben.

Auf der negativen Seite fällt auf, dass die Börsenbewertungen – insbesondere bei grossen Unternehmen – inzwischen nahe an neuen Höchstständen liegen. Das begrenzt den Spielraum für weitere Kurssteigerungen. Es bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass eine Korrektur unmittelbar bevorsteht.

«Empirisch betrachtet steigt mit hohen Bewertungen zwar die Fallhöhe beziehungsweise reagieren die Marktteilnehmer empfindlicher, wenn sich die Fundamentaldaten verschlechtern. Sie gelten allein aber nicht als verlässliche Indikatoren für eine baldige Marktkorrektur. Vielmehr können hohe Bewertungen deutlich länger Bestand haben, als viele denken – besonders dann, wenn das übergeordnete Anlageumfeld weiterhin unterstützend wirkt», wendet der Marktexperte ein.

US-Geldpolitik prägt zweites Halbjahr

Neben der Handelspolitik werde die Geldpolitik der US-Notenbank das Marktumfeld im zweiten Halbjahr deutlich prägen, ist wenig überraschend Baitingers weitere Aussage. Dieser Meinung ist der überwiegende Teil der Marktauguren. Während sich die meisten grossen Zentralbanken bereits in einem Zinssenkungszyklus befinden, wartete die US-Notenbank bisher ab – vor allem aufgrund zollbedingter Inflationsrisiken.

Sollte sich die Teuerungsrate in den USA jedoch weiterhin moderater entwickeln als erwartet, erläutert Baitinger, dürfte der Druck auf die Währungshüter steigen, ihren geldpolitischen Kurs zu lockern und erste Leitzinssenkungen vorzunehmen. Dies würde die globale Geldpolitik nochmals entscheidend expansiver gestalten und für weiteres Kurspotenzial an den Weltbörsen sorgen.

Wie unabhängig bleibt die US-Notenbank?

Mit Blick auf die Risiken dürfte der politische Druck Trumps auf Fed-Chef Jerome Powell bestehen bleiben – und damit würden auch die Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank zunehmen. «In Deutschland hat die Erfahrung der Hyperinflation in der Weimarer Republik, verursacht durch eine enge Verflechtung von Fiskal- und Geldpolitik, eine beinahe obsessive Haltung gegenüber der politischen Unabhängigkeit der Notenbank hervorgebracht», blickt der Feri-Stratege zurück.

In der US-Politik und Zivilgesellschaft sei diese Haltung deutlich weniger tief verankert. Investoren sollten das Risiko, dass die Unabhängigkeit der Fed ernsthaft beschädigt wird, daher nicht unterschätzen.

Für den Dollar bedeute dies, dass der übergeordnete Abwärtstrend – begleitet von hoher Volatilität – anhalten dürfte. Auch langlaufende US-Staatsanleihen könnten eine erhöhte Schwankungsbreite aufweisen und immer wieder von Phasen sogenannter 'Käuferstreiks' betroffen sein.

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