13.01.2025, 11:14 Uhr
Angesichts der hiesigen (Fast-)Nullzinsen ist der Schweizer Aktienmarkt ein stabiler Fels in der Brandung internationaler Unwägbarkeiten, betont die Vermögensverwaltung BodmerLyhs & Partner. Den Franken erwartet der...
Nach den ersten Zinssenkungen deutet vieles darauf hin, dass die langfristigen Wachstumstrends ein breiteres Spektrum von Unternehmen und Branchen erfassen. Christophe Braun von Capital Group erläutert, worauf sich Anleger fokussieren sollten.
Die Zinsschritte des Fed folgten auf eine lange Periode der Dominanz der Magnificent Seven, einer Gruppe von Mega-Cap-Tech-Unternehmen, von denen sechs mit KI zu tun haben, blickt Christophe Braun, Equity Investment Director von Capital Group, zurück. Unabhängig davon, ob die Nachrichtenlage gut oder schlecht war, schienen die Aktienkurse dieser Unternehmen nur zu steigen.
Bereits seit Längerem gebe es jedoch Anzeichen für eine breitere Marktbeteiligung. Ein Blick auf wichtige stilistische und geografische Indizes zeige, dass im dritten Quartal 2024 Dividendenzahler, Value-Unternehmen und internationale Aktien den breiten S&P 500 übertroffen hätten.
«Das Marktumfeld hat uns gesagt, dass nur einige wenige US-Mega-Cap-Unternehmen hohe Bewertungen verdienen», erläutert Braun. Es gebe jedoch viele Unternehmen in allen Branchen auf den internationalen Märkten, die über hervorragende Geschäftsbereiche, starke und zuverlässige Cashflows und Gewinnwachstumspotenzial verfügten. «Ich denke, dass die Anleger beginnen, ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zu erkennen.»
So habe beispielsweise der deutsche Softwareentwickler SAP, der als Verlierer galt, als US-Anbieter Anbieter von IT-Ressourcen auf die Cloud setzten, inzwischen erfolgreich auf die Cloud umgestellt und sein Geschäft durch die Vereinfachung seiner Angebote ausgebaut. «Der Markt war skeptisch, ob SAP das durchziehen kann, aber das Unternehmen hat es geschafft und die Akzeptanz bei den Kunden ist explodiert», resümiert Braun. Manchmal seien es die grundlegenden Dinge, die den Unterschied ausmachten.
Ausser dem Technologiesektor würden beispielsweise Unternehmen wie der französische Triebwerkhersteller Safran von der weltweit steigenden Nachfrage nach Flugreisen profitieren. Das Unternehmen generiere auch wiederkehrende Einnahmequellen durch Service- und Wartungsverträge für Triebwerke.
«Ich denke, dass sich die Verlagerung weg von einem sehr engen US-Aktienmarkt fortsetzen wird», betont der Investmentstratege. Anlegerinnen und Anleger würden sich zunehmend auf Unternehmen konzentrieren, «die mit langfristigen Wachstumsthemen verbunden sind, einen kurzfristigen freien Cashflow generieren und Dividenden ausschütten. Die US-Notenbank hat bereits begonnen, die Zinsen zu senken, daher könnten wir am Anfang einer neuen Dividendenkonzentration stehen.»
Das britische biopharmazeutische Unternehmen AstraZeneca etwa habe stark in Forschung und Entwicklung investiert, um ein breites Spektrum von Medikamenten gegen Krebs-, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen zu entwickeln. Astra könne auf eine jahrzehntelange Erfolgsbilanz bei der Zahlung und Erhöhung regelmässiger Dividenden verweisen.
Werden die heutigen Tech-Giganten weiterhin dominieren, oder wird eine neue Gruppe von Unternehmen als Marktführer auf den Plan treten? «Die heutigen Tech-Giganten haben durchaus das Potenzial, weiter an der Spitze zu bleiben», betont der Capital Group-Stratege.
«Aber auf kurze Sicht sind alle diese Unternehmen einem Bewertungsrisiko sowie einer Vielzahl von Geschäftsrisiken ausgesetzt.» Deshalb sollte in Portfolios ein Gleichgewicht angestrebt werden und nach Chancen in einem breiten Spektrum von Sektoren, darunter Technologie, Gesundheitswesen und Industriewerte, gesucht werden.
Die Marktführer von heute können auch die der Zukunft sein, doch das sei nicht garantiert. Ein Blick auf die zehn grössten Unternehmen nach Marktkapitalisierung zu Beginn der letzten vier Jahrzehnte zeige, dass sie in den darauffolgenden zehn Jahren oft relativ bescheidene Renditen erzielt hätten.
«Die heutigen Mega-Caps sind nicht unbedingt für den Untergang bestimmt», resümiert der Experte. «Aber ich konzentriere mich darauf, die Marktführer von morgen zu entdecken.»