14.11.2024, 15:23 Uhr
Es ist sehr gut möglich, dass sich US-Aktien unter Präsident Donald Trump sowohl gegenüber US-Staatsanleihen als auch gegenüber Aktien der Eurozone und Asien besser entwickeln. Die Gründe dafür erläutert...
KI ist in aller Munde und überall um uns herum übernehmen Algorithmen immer mehr Aufgaben. «Und dennoch: Die Mehrheit der Menschen verlässt sich lieber auf Prognosen menschlicher Experten – selbst dann, wenn Algorithmen nachweislich besser abschneiden», schreibt David Pieper, Mitgründer und Systematic Strategies Specialist bei der Intalcon Asset Management.
Wer liefert bessere Prognosen: Menschen oder Algorithmen? «Auch wenn es dem menschlichen Ego nicht gerade schmecken dürfte – die Forschungsergebnisse der letzten Jahre belegen, dass Algorithmen besser abschneiden als menschliche Experten, und zwar in unterschiedlichsten Bereichen», schreibt Pieper.
Die schon im Jahr 2000 veröffentlichte, viel zitierte Meta-Studie von Grove, Zald, Lebow, Snitz and Nelson «Clinical Versus Mechanical Prediction: A Meta-Analysis» weise dies anhand von insgesamt 136 Studien nach: Algorithmen schlugen dort menschliche Vorhersagen in 94 Prozent aller Fälle, und zwar unabhängig vom Aufgabengebiet, der Art und Erfahrung der Teilnehmer und der zugrundeliegenden Daten.
Umso erstaunlicher sei die Tatsache, dass Menschen sich eher auf eine «menschengemachte» Prognose verlassen als die eines statistischen Algorithmus – mit den entsprechenden Konsequenzen. Dieses Phänomen wird als «Algorithm Aversion» bezeichnet. Wo liegen die Gründe für dieses Verhalten?
Die Wissenschaft liefert hierfür laut Pieper mehrere Hypothesen: Zum einen könnte dies mit dem Wunsch des Menschen zusammenhängen, möglichst perfekte Vorhersagen erhalten zu wollen. Auch die Annahme, Algorithmen würden keine qualitativen Faktoren berücksichtigen, sei ein möglicher Erklärungsansatz. Die Annahme, dass menschliche Experten im Laufe der Zeit durch ihre Erfahrung ihre Vorhersagequalität steigern, dürfte ebenso eine Rolle spielen wie die Bedürfnispyramide nach Maslow: Algorithmen, die besser als der Mensch abschneiden, stehen dem menschlichen Selbstwertgefühl schliesslich gehörig im Weg.
«Wer an den Kapitalmärkten langfristig und nachhaltig erfolgreich sein möchte, tut gut daran, seine Vorbehalte gegenüber Algorithmen abzubauen. Er setzt lieber auf eine regelbasierte, systematische Strategie als auf Meinungen und Gefühle», erläutert Pieper. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: Menschen könnten je nach physiologischem Zustand oder Umwelteinflüssen bei gleichen Fakten zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen. Algorithmen haben dieses Problem nicht. Menschen verlassen sich auf Heuristiken, die nicht immer sinnvoll und empirisch fundiert sind. Algorithmen verlassen sich dagegen ausschliesslich auf Fakten und Beweise. Menschen neigen zu Over-Confidence und Überoptimismus. Algorithmen kennen diese Zustände nicht, sie kennen keine Emotionen und besitzen kein Ego.
«Marktteilnehmer sollten sich auf ihre menschlichen Stärken bei der Entwicklung der Handelsstrategie konzentrieren. Die Entscheidung über Kauf, Verkauf, Positionsgrösse und ähnliches aber ist beim Algorithmus besser aufgehoben», so das Fazit.