«Über den Tellerrand geschaut – Besser sauber als satt»

Mark Denham, Manager des Carmignac Portfolio Grande Europe Fund. (Bild pd)
Mark Denham, Manager des Carmignac Portfolio Grande Europe Fund. (Bild pd)

Mark Denham, Manager des Carmignac Portfolio Grande Europe, erklärt, wieso Körperpflege ein Kernthema des Fonds ist und welche Unternehmen er bevorzugt.

17.03.2025, 18:12 Uhr
Anlagefonds

Redaktion: sw

Für einen Fondsmanager, der mit einem Qualitätsansatz arbeitet, ist die Beständigkeit der Erträge eine der gefragtesten Eigenschaften einer Aktie. Und nichts ist für Denham dahingehend beständiger als erstklassige Konsumwerte.

Der Carmignac Portfolio Grande Europe Fund ist zu etwa 17 Prozent in Konsumwerten engagiert, die sich relativ gleichmässig auf Konsum- und Luxusgüter verteilen. Obwohl Konsumgüterwerte im Allgemeinen als solide, defensive Aktien gelten, sei es wichtig zu verstehen, dass nicht alle Konsumgüter gleich sind. «Als Bottom-up-Aktienpicker suchen wir nach den qualitativ hochwertigsten Unternehmen in diesem Sektor, die sich durch langfristige Rentabilität und eine Strategie der permanenten Reinvestitionen für die Zukunft auszeichnen», illustriert der Fondsmanager.

Innerhalb des Sektors Konsumgüter gibt es Segmente, in die der Fonds aufgrund des ESG-Schwerpunkts nicht investiert. Vollkommen ausgeschlossen ist die Tabakbranche; Carmignac hat seit der Fonds-Gründung eine strikte Ausschlusspolitik gegenüber Tabak.

Etwas komplexer sei der Bereich Lebensmittel. Traditionelle Verbrauchsgüter sollten doch in einer hochwertig zusammengesetzten «Konsumgüter»-Strategie enthalten sein, oder? Nicht unbedingt, wenn man unter die Oberfläche schaut und die aktuellen Trends im Gesundheitswesen miteinander verknüpft. «Wir bevorzugen Körperpflegeprodukte, denn hier sehen wir derzeit die Chance auf starke, organische Gewinnsteigerungen und gute Einstiegsmöglichkeiten», schreibt Mark Denham.

Die Veränderung der Nachfrage nach Nahrung

Die Ernährungsgewohnheiten scheinen sich weltweit zu ändern. Viele Menschen werden immer gesundheitsbewusster, wie die Medien und die weit verbreitete Nutzung von Fitnessstudios und Gesundheitsmessgeräten zeigen. Dennoch machen extrem verarbeitete Lebensmittel immer noch 60 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr eines durchschnittlichen Amerikaners aus. In Europa ist dieser Anteil um 30 bis 50 Prozent niedriger, nimmt aber auch hier weiter zu.

Ultra-verarbeitete Lebensmittel werden tendenziell mit einer Zunahme von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass extrem verarbeitete Lebensmittel zusammen mit Tabak, fossilen Brennstoffen und Alkohol für 2,7 Millionen Todesfälle pro Jahr in Europa verantwortlich sind.

Schätzungen gehen davon aus, dass die Umsätze im Agrar- und Ernährungssektor um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr steigen werden, und das Aufkommen einer neuen Generation von appetitzügelnden Medikamenten (auch bekannt als GLP-1) hat zu Besorgnis über die Entwicklung des Verbraucherverhaltens geführt, da sich die Verbraucher auf gesündere Optionen verlegen. Einige Studien haben ergeben, dass GLP-1-Konsumenten bis zu 30 Prozent weniger in Lebensmittelgeschäften ausgeben und dass sie sogar 70 Prozent weniger Fast Food, Süssigkeiten oder Limonaden konsumieren.

Abhängig von wenigen Produkten

Einige bekannte Lebensmittelhersteller haben bereits grössere Anstrengungen unternommen, um den Fett-, Salz- oder Zuckergehalt ihrer Produkte zu senken, und werden sich auch weiterhin mit den Investoren über dieses Thema austauschen. Vor allem Danone und Unilever schneiden bei der Bekämpfung von Fehlernährung laut dem Experten in all ihren Formen besser ab. «Aber auch wenn dies positiv ist, so ist es doch eine Tatsache, dass der Grossteil der Einnahmen der grossen Lebensmittelhersteller aus einer Handvoll Produktlinien stammt», gibt er zu bedenken.

Bei einem Unternehmen wie Nestlé beispielsweise werden 80 Prozent des Gesamtumsatzes mit etwa 10 Prozent der Produktlinien erwirtschaftet, der Rest bildet eine lange Reihe von Produkten, die sich nicht wesentlich auf das Endergebnis auswirken. Es würden zwar Anstrengungen unternommen, aber es müsse noch viel mehr getan werden, um Produktlinien anzupassen und neue zu entwickeln.

Auch wenn sich die Nachfrage kurzfristig wahrscheinlich nicht ändern werde, dürften das sich wandelnde und meist strenger werdende regulatorische Umfeld sowie der kulturelle Wandel in Richtung Gesundheitsbewusstsein langfristig negative Faktoren für die Unternehmen des Sektors sein, die sich auf die Bewertungen und Wertentwicklungen auswirken werden.

«Die früheren Gewinner im Nahrungsmittel- und Getränkesektor sehen sich nun mit mehrfachem Gegenwind konfrontiert. Wir ziehen es vor, uns von Nahrungsmittelherstellern und -vertrieben fernzuhalten und bevorzugen stattdessen Basiskonsumgüterunternehmen mit einem Fokus auf Haushalts- und Körperpflegeprodukte», so Denham.

Schönheit und Gesundheit als Chancen

Carmignac ist der Meinung, dass der Bereich Körperpflegeprodukte eine überzeugendere Investitionsalternative darstellt. «Wir sehen starke organische Wachstumsraten, die zu einer Verbesserung der operativen Marge und zu einer Neubewertung führen werden. Speziell in Europa haben wir weltweit führende Unternehmen im reinen Körperpflegesektor, die seit dem späten 19. Jahrhundert bestehen und sich durch die Entwicklung neuer Produkte kontinuierlich an die Kundenbedürfnisse angepasst haben.»

Die Analyse, die auf einem Sell-Side-Konsens für die MSCI World Staples Subsektoren basiert, prognostiziert für Körperpflegeprodukte ein geschätztes organisches Umsatzwachstum von 5,4 Prozent in 2025 - deutlich höher als bei Nahrungsmitteln, Getränken oder Haushaltsartikeln. Dieser Trend lässt sich auch an der operativen Marge ablesen, wo das jährliche Wachstum für Haushalts- und Körperpflegeprodukte auf 1,8 Prozent geschätzt wird, gegenüber -0,3 Prozent für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren. Daraus ergibt sich eine attraktive EPS-Wachstumsschätzung von 10,3 Prozent für Haushalts- und Körperpflegeprodukte gegenüber 2,8 Prozent für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren, was einen erheblichen Unterschied zu den Werten in der Vergangenheit darstellt.

«Wir bevorzugen die Unternehmen, die bestehende und entstehende Nachfragetrends aufgreifen, beispielsweise dermatologisch ausgerichtete, hochwertige Produktlinien und Innovationen über das gesamte Spektrum der Produkte und Linien hinweg, um sich an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Innovationen sind für diese Unternehmen in der Tat unerlässlich, um sich von der Konkurrenz abzuheben, eine stärkere Markentreue zu schaffen und eine "Premiumisierung" zu ermöglichen.»

Je wohlhabender die Verbraucher werden, desto mehr steigen sie auf Premiumprodukte um, was deren Nachfrage preisunelastischer werden lässt; eine ähnliche Entwicklung wie bei Luxusgütern. «Bei unserer Suche nach Anlagemöglichkeiten sind wir daher der Meinung, dass wir innerhalb des Basiskonsumgüter-Segments am liebsten in die Unternehmen investieren, die einen starken Wettbewerbsvorteil und ein starke Marktposition erreicht haben, am besten innerhalb einer prosperierenden Branche, und die durch Forschung und Entwicklung als Teil der Unternehmensstrategie an einem breiten Spektrum für künftige Entwicklungen arbeiten.»

Defensives Wachstum

Für den Carmignac Portfolio Grande Europe Fund ist Körperpflege ein Kernthema, er konzentriert sich auf defensives Wachstum, insbesondere durch zwei Unternehmen:

Beiersdorf: Mit starken Marken wie Nivea, Eucerin und La Prairie sehen wir Beiersdorf als ein Unternehmen mit kontinuierlichem Wachstum, das eine stetige Margenausweitung ermöglichen kann. Das Management hat die historische Marke Nivea, die im Laufe der Jahre an Attraktivität verloren hatte und seit 2021 wiederbelebt wird, erfolgreich modernisiert. Das Wachstum im Dermatologie-Segment mit klinisch erprobten Inhaltsstoffen ist ein Bereich mit langfristigem strukturellem Wachstum, der den aktuellen Verbrauchertrends entspricht und aus dem die meisten Innovationen kommen. Jedes Jahr führt das Unternehmen 800 Studien mit externen, qualitätskontrollierten Instituten für Produktentwicklungsteams durch, um den Kontakt zwischen seinen Hautforschern und den Verbrauchern zu stärken.

L'Oréal: Der weltweit führende Kosmetikhersteller verfügt über eine breite Produktpalette, mit der er die vielen verschiedenen Segmente der Schönheitspflege effektiv bedienen kann. Das Luxussegment hat sich in den letzten Jahren eher enttäuschend entwickelt, L'Oréal hat aber ein erhebliches Wachstumspotenzial für die Zukunft, verbunden mit höheren Margen, angetrieben durch das Portfolio mit Marken wie CeraVe, einem erfolgreichen Dermatologie-Spezialisten. Innovation steht im Vordergrund der Unternehmensstrategie; so wurde auf der CES in Las Vegas ein personalisiertes Hautanalysegerät vorgestellt und damit demonstriert, wie man bei Hautpflegelösungen innovativ sein und seine F&E-Stärke nutzen kann.

Ausserdem deutet die niedrige Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA auf potenzielle Übernahmen und höhere Ausgaben für künstliche Intelligenz (KI) hin.

Renditen stabilisieren

«Obwohl die Performance der Aktien aufgrund des Konsumentenprobleme in China gedämpft war, halten wir Anteile an beiden Unternehmen als langfristige Kernbestände im Portfolio. Die Wachstumsaussichten unterscheiden sich kaum von denen anderer Konsumgütersektoren, und das Wachstum des globalen Schönheitsmarktes hat sich im vergangenen Jahr deutlich normalisiert. Ausserdem wird L'Oréal beispielsweise mit einem KGV von 25x im Jahr 2025 am unteren Ende seiner 5-Jahres-Bewertungsspanne gehandelt.»

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass die Aktien von Nahrungsmittelherstellern den Anlegern angesichts des Gegenwinds durch Verbrauchertrends und Regulierung Verdauungsprobleme bereiten könnten, während persönliche Produkte auch in Zukunft attraktive und widerstandsfähige Erträge bieten können.

«Wir setzen auf Verbrauchsgüter, um unsere Renditen zu stabilisieren und konstant zu halten. Zusammen mit unserer Investition in Luxusgüter sind wir davon überzeugt, dass unsere 20 prozentige Position im Konsumgütersektor die Anlagerenditen über den Marktzyklus hinweg stützen wird», so das Fazit.







Die vollständigen Risiken und Haftungsausschlüsse von Carmignac finden Sie hier.

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