Wer auf US-High Yields setzt, muss die Dynamik des Energiesektors verstehen

Der US-Energiesektor boomt und mit ihm amerikanische Hochzinsanleihen? Nein, sagen die Anleihenexperten der 100-prozentigen Legg Mason-Tochter Brandywine Global. Die Ausfallraten seien noch nicht im vollen Ausmaß abzuschätzen und auch die Angebots- und Nachfragedynamik spiele nicht in die Hände der Investoren. Gibt es denn dann überhaupt Chancen bei Energietiteln, die immerhin 20 Prozent des gesamten US-High Yield Marktes ausmachen? Selektiv ja, glaubt man bei Brandywine.

10.06.2015, 17:27 Uhr
Alternatives

2015 könnte ein neues Rekordjahr für die amerikanische Ölindustrie werden. Schätzungen zufolge könnten US-Produzenten dieses Jahr rund 9,6 Millionen Barrel Öl und damit mehr als im bisherigen Rekordjahr 1970 fördern. Die Branche erlebt einen Aufschwung, nicht zuletzt dank neuester, innovativer Fördertechnologien. Doch spiegelt sich dieser Boom auch bei den High Yield Bonds wider, die US-Ölproduzenten gerne begeben? Immerhin hat die Branche einen Anteil von rund 20 Prozent am gesamten Hochzinsanleihen-Markt der USA.

Nein, warnen die Experten der 100-prozentigen Legg Mason-Tochter Brandywine Global. Die Anleihespezialisten glauben, das Kräftespiel zwischen Angebot und Nachfrage habe sich noch nicht stabilisiert. Deshalb sei die Zukunft der amerikanischen US-Schieferölindustrie nach wie vor ungewiss. Grund für das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sei vor allem die geringere Nachfrage aus den Schwellenländern, die deutlich stärker zurückgegangen sei, als von Experten ursprünglich geschätzt. Und mit einer alternativen Nachfrage etwa aus Europa könne auch nicht gerechnet werden, befindet sich der Kontinent doch gerade in einem wirtschaftlichen Abschwung. Gleichzeitig bleibe das Angebot hoch, da die OPEC trotz schwächeren Wachstums in China und Europa ihre Produktionsmenge nicht runterfahren wird. Das sei laut Brandywine ein Versuch, die frisch gewonnenen Marktanteile der jungen unkonventionellen US-Produzenten zu erodieren. Es könnte jedoch ein paar Jahre dauern, bis diese davon etwas merken, und die Frage ist, ob die OPEC einen solch langen Atem hat.

Dennoch glaubt man bei der Legg Mason-Tochter, dass man den Energiesektor sehr genau beobachten muss, um in den kommenden zwei Jahren positive Renditen mit US-High Yields insgesamt erwirtschaften zu können. Es komme vor allem darauf an, ob die Ausfallraten bei Energie-High Yields im Rahmen bleiben und ob es gelingt, eine potenzielle Nachrangigstellung derzeitiger Investoren zu verhindern.

Der rapide Anstieg an Neuemissionen im Energiesektor seit 2010 zeige, wie stark die Industrie auf High Yields als Finanzierungsinstrument setze. Hier sei das Volumen von knapp über 50 auf rund 200 Millionen US-Dollar angestiegen. Solch schnelle Volumenanstiege können ebenfalls schnell böse für Investoren enden und würden außerdem aufzeigen, wie hoch das Potenzial für künftige Stressphasen an den Märkten sein kann. Anleger sollten sich auch von den sich ausweitenden Spreads nicht täuschen lassen, da Ausfallraten erst nach rund fünf Jahren im vollen Maße bewertet werden können. Genau damit rechnet man bei Brandywine – vor allem, weil die Produzenten im aktuellen Marktzyklus ihre Produktionsgewinne über einen deutlich längeren Zeitraum abgesichert haben, als es in vergangenen Zyklen der Fall war.

2015 könnte laut der Anleihenexperten von Brandywine daher zum Zünglein an der Waage werden, auch wenn sie erst in 2016 und 2017 mit einem Anstieg der Ausfallraten rechnen. Denn in diesem Jahr werden die Spreads weiter steigen und zwar so lange, bis sich bezüglich der tatsächlichen Ausfälle ein klareres Bild abzeichnet. Investoren brauchen nun vor allem Geduld, müssen aber auch besonders vorsichtig agieren, wenn sie in High Yields aus dem US-Energiesektor investieren. Eine weitere Bedrohung sehen die Brandywine-Experten nämlich in Form von Private Equity Investoren. Diese stünden bereits in den Startlöchern und würden nur auf notleidende Kredite warten. Das Risiko hier sei vor allem, dass das Private Equity Kapital bestehende Schuldner in die Nachrangigkeit rutschen lässt. Allerdings habe Private Equity nur dann eine Chance, wenn sich der Markt nicht weiter stabilisiert.

Bei Brandywine bleibt man in Bezug auf US High Yields im Allgemeinen und Papiere aus dem Energiesektor im Speziellen vorsichtig. Man schaue hier lieber ganz genau, um die wenigen bestehenden Chancen herauszupicken, die im Energiesektor nach wie vor zu finden sind. Eine Top-Down-Perspektive auf das globale Wirtschaftswachstum sowie auf die Nachfrage nach Öl seien hierfür wichtig – ebenso wie ein sorgfältiges Kreditresearch.

Quelle: Legg Mason und Brandywine Global Investment Management

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