18.12.2024, 14:45 Uhr
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Derzeit erleben die Ölmärkte im Vorfeld der OPEC-Konferenz eine starke Preisrallye. Da sich aber die Positionierung an den Öl-Futures-Märkten noch verhalten gestaltet, scheint diese Rallye laut Michel Salden von Vontobel AM etwas verfrüht. Reales Aufwärtspotenzial auf das Preisniveau von 50 bis 55 USD werde sich wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte 2021 einstellen.
"Wenn die OPEC+ Anfang nächster Woche erneut zusammenkommt, wird die Organisation erdölexportierender Länder seine bisherigen Rohölförderkürzungen voraussichtlich um mindestens drei bis sechs Monate verlängern. Schliesslich muss die OPEC einen Ausgleich zwischen den kurzfristig schwächelnden Nachfrageperspektiven und dem Ziel einer sinnvollen Verknappung der Förderbedingungen bis Ende 2021 finden", sagt Michel Salden, Leiter Rohstoffe bei Vontobel Asset Management. Die kurzfristigen Aussichten seien aufgrund weiterhin stark steigender Infektionsfälle von Covid-19 in den USA und Europa schwach, wobei erneute Mobilitätseinschränkungen die Nachfrage nach Öl im Dezember um 1,5 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) verringern werden. Das Wachstum der Erdölförderung ausserhalb der OPEC (USA, Kanada, Mexiko, Brasilien) sei zudem sehr eingeschränkt, was bis Ende 2021 zu knapperen Angebotsbedingungen führen dürfte.
Obwohl die Lage in Europa und den USA derzeit noch auf eine schleppende Erholung der Ölnachfrage hindeute, zeigten die Daten aus Asien, dass eine Normalisierung durchaus auch schneller kommen könne, als der Markt derzeit erwarte, so Salden. Tatsächlich haben sich die Inlandsflüge in China bereits vollständig normalisiert. Allerdings ist die weltweite Kerosinnachfrage immer noch um 3 bis 4 mbpd niedriger als 2019, doch ein erfolgreiches Impfprogramm werde die Mobilität fördern und könnte die Ölnachfrage in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 wieder auf das Niveau von 2019 von 100 mbpd heben.
Selbst wenn die OPEC im Sommer 2021 mit der Lockerung der Förderkürzungen beginne, könne die Förderbeschränkungen von 7,7 mbpd nur in vierteljährlichen Schritten von maximal 2 mbpd pro Quartal rückgängig gemacht werden. Dies bedeute, dass die OPEC die Produktion von derzeit 24 auf 30 mbpd bis Ende 2021 erhöhen könnte, führt Salden weiter aus. Allerdings müsse sich die Organisation noch darauf einigen, wie viel von dieser schrittweisen Produktionssteigerung für die kürzlich wieder aufgenommene libysche Erdölförderung verwendet werden soll, um die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation aufrechtzuerhalten und die Effektivität der OPEC zu gewährleisten. Libyen ist vor kurzem an den Markt zurückgekehrt und hat seine Rohölproduktion wieder erhöht, nachdem ein Waffenstillstand im vom Bürgerkrieg geplagten Land vereinbart werden konnte. Die libyschen Öllieferungen sind jedoch noch nicht in den derzeitigen Quotenzuteilungen berücksichtigt.
"Wenn die Produktionssteigerung im nächsten Jahr realisiert wird, könnte die OPEC den westlichen Ölgesellschaften Marktanteile streitig machen", meint Salden. Das erhöhte Nachhaltigkeitsbewusstsein von Anlegern erschwere den westlichen Ölgesellschaften den Zugang zu langfristigen Finanzierungen, was letztlich ihre Produktionskapazitäten bedrohe. Staatliche Ölgesellschaften, die hauptsächlich in Schwellenländern angesiedelt sind, seien nicht dem gleichen Druck ausgesetzt. Ihre Regierungen veranlassten sie sogar dazu, ihre Produktion zu erhöhen.
Darüber hinaus planen laut dem Experten sowohl China als auch Indien den Ausbau der strategischen Lager- und Raffineriekapazitäten im Jahr 2021. Saudi-Arabien und Russland wollen strategische Lieferanten für beide werden, weshalb die Verteidigung des Marktanteils während dieses strategischen Energieausbaus ein kurzfristiges, aber wichtiges Ziel der OPEC sein wird.
"Derzeit erleben die Ölmärkte im Vorfeld der OPEC-Konferenz eine starke Preisrallye. Da sich aber die Positionierung an den Öl-Futures-Märkten noch verhalten gestaltet, scheint diese Rallye etwas verfrüht", sagt Salden und ergänzt: "Reales Aufwärtspotenzial auf das Preisniveau von 50 bis 55 USD wird sich wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 einstellen." Ein Überschreitung der Spanne von 55 bis 65 USD sei allerdings erst dann möglich, wenn die globalen Ölbestände, die derzeit immer noch rund 8% über dem Normalwert liegen, aufgrund der Stärke der Öl-Futures-Kurve wegen der Abwicklung von Lagerbeständen schnell abnehmen und die Luftfahrtindustrie wieder beginnt, sich mittels Kauf von Futures für eine Zunahme des Luftverkehrs abzusichern.