«Wertschöpfungspotenziale im indischen IPO-Boom»

Acht der 20 grössten Börsengänge in Asien in diesem Jahr fanden in Indien statt. (Bild pd)
Acht der 20 grössten Börsengänge in Asien in diesem Jahr fanden in Indien statt. (Bild pd)

«Mumbai hat Hongkong als Zentrum für Börsengänge in Asien überholt. Und während der Boom übertrieben zu sein scheint, gibt es intelligente Investitionen zu tätigen», schreiben Amit Goel, Portfoliomanager, Leng Ng, Direktor, Equity Capital Markets und Yi Hu, Investment Writer bei Fidelity.

24.06.2024, 09:30 Uhr
Aktien

Die Volatilität an den indischen Märkten, die durch den überraschend knappen Sieg von Premierminister Narendra Modi bei den Parlamentswahlen 2024 ausgelöst wurde, mag eine kurzfristige Abkühlung der Anlegerstimmung zur Folge haben. «Der allgemeinen Begeisterung für Börsengänge, die den Investitionsrausch in Mumbai angeheizt hat, tut dies jedoch wahrscheinlich keinen Abbruch», schreiben die Autoren.

Der Wert der indischen Erstemissionen hat sich bis Juni innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt, obwohl im gesamten asiatisch-pazifischen Raum ein Rückgang von fast 60 Prozent zu verzeichnen war. Auf das Land entfällt inzwischen etwa ein Viertel der asiatischen IPO-Erlöse, während Hongkong, das früher zu den weltweit führenden Standorten für Börsengänge gehörte, eine Dürre bei den Abschlüssen erlebt, da Investmentbanken Stellen abbauen.

Und obwohl die Sorge um die Bildung einer neuen Regierung einige indische Emittenten dazu veranlassen könnte, ihre IPO-Bewertungen zu senken, «drehe der Optimismus hinsichtlich des Wirtschaftswachstums und die Vorsicht im Hinblick auf die Verlangsamung in China das Blatt schnell», heisst es bei Fidelity.


Um mehr als das Hundertfache überzeichnet

Acht der 20 grössten Börsengänge in Asien in diesem Jahr fanden in Indien statt. Aktien, die von Januar bis Mitte Juni in Indien an die Börse gingen, stiegen an ihrem ersten Handelstag um durchschnittlich 61 Prozent. Eifrige Kleinanleger nutzen Margin-Kredite, um ihre Chancen auf eine Zuteilung zu erhöhen. Infolgedessen waren sowohl der private als auch der institutionelle Anteil vieler neuerer Börsengänge um mehr als das Hundertfache überzeichnet.

Die überbordende Nachfrage habe Emittenten und Konsortialbanken dazu veranlasst, die Preise für Aktien aggressiv zu gestalten, so dass für langfristige Anleger weniger übrig blieb. Als Reaktion darauf hat die indische Börsenaufsichtsbehörde in den letzten Monaten Massnahmen ergriffen, um Margenkredite einzuschränken und Kursmanipulationen zu verhindern.

«Während sich am indischen Aktienmarkt eine neue Blase bildet, verdienen einige Unternehmen unter der schaumigen Oberfläche durchaus Aufmerksamkeit», erläutern die Experten.

Ein Bewertungs-Werkzeugkasten

Die Analyse eines Emittenten konzentriert sich im Allgemeinen auf die Beurteilung seines langfristigen Wachstumspotenzials, der Qualität des Managements und der Bewertung im Vergleich zu börsennotierten Konkurrenten. Analysten prüfen und vergleichen die Finanzdaten eines Unternehmens mit denen seiner börsennotierten Konkurrenten, um festzustellen, ob das Wachstum des Unternehmens vor dem Börsengang nachhaltig ist und ob seine Finanzzahlen aufgebläht wurden.

Der Rechercheprozess beginnt oft schon lange im Voraus, wobei detaillierte IPO-Informationen und umfangreiche Vorarbeiten von Analysten genutzt werden, insbesondere in Regionen wie Indien. Treffen mit Führungskräften des Unternehmens und Gespräche mit Interessengruppen wie Wettbewerbern, Kunden und Regulierungsbehörden sind für eine umfassende Unternehmensbewertung von entscheidender Bedeutung.

Die Struktur des Börsengangs wird ebenfalls untersucht, um das Verhältnis zwischen neuen und bestehenden Aktien zu verstehen, da dies Auswirkungen auf das Kapitalwachstumspotenzial des Unternehmens und die Marktdynamik nach dem Börsengang hat.

Der indische Markt ist für Fidelity «derzeit heiss, aber noch nicht absurd und bietet Möglichkeiten für Investitionen in Unternehmen zu vernünftigen Bewertungen.» Small Caps seien aufgrund des Einflusses von Privatanlegern in einem Segment, in dem die institutionelle Beteiligung relativ gering ist, eher spekulativ, aber Unternehmen mit einem Marktwert von über 1 Milliarde Dollar sind laut Fidelity eine ernsthafte Prüfung wert: «In der indischen IPO-Pipeline gibt es eine starke Mischung von Unternehmen, von denen einige gut positioniert sind, um von dem makroökonomischen Rückenwind des Landes zu profitieren.»

Indiens Börsengänge nehmen kein Ende

Indien hat in diesem Jahr unter den asiatischen Ländern die meisten Börsengänge zu verzeichnen. In den nächsten 12 Monaten werden an den indischen Börsen weitere und grössere Angebote erwartet, darunter auch mehrere Milliarden-Dollar-Geschäfte.

Neben der robusten Wirtschaft Indiens hat auch die reichliche Liquidität den IPO-Boom des Landes begünstigt. Die Reserve Bank of India wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 die Zinssätze senken, da der Inflationsdruck im Land nachlässt und die US-Notenbank eine Wende einleiten dürfte. «Bei einem gesunden Wachstum und einer lockeren Kreditvergabe könnte die aktuelle IPO-Blase also noch eine Weile anhalten», so das Fazit.

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