«Was angeschlagene Kuriere über Investitionen in China verraten»

Der harte Preiskrieg führt zu tieferen tiefen Kursen der chinesischen Lieferfirmen. (Bild Andy Feng/Shutterstock)
Der harte Preiskrieg führt zu tieferen tiefen Kursen der chinesischen Lieferfirmen. (Bild Andy Feng/Shutterstock)

«Chinesische Zustellunternehmen sind grosse Profiteure des E-Commerce-Booms in China, aber ihre Aktien spiegeln den sprunghaften Anstieg der Liefermengen nicht wider. Diese Diskrepanz ist eine wichtige Lektion für Anleger, die sich auf eine sich verändernde chinesische Wirtschaft einstellen müssen», erläutern Reggie Pan, Equity Investment Analyst, Noah Sin, Investment Writer & Rory Fong, Video & Podcast Producer bei Fidelity.

05.07.2024, 10:08 Uhr
Aktien

In China wird ein erheblicher Teil der Konsumgüter über die lokalen Pendants von Amazon und Walmart gekauft. In der Regel werden diese Einkäufe von einem der fünf grössten Expressdienstleister des Landes geliefert. Die Zahl der ausgelieferten Pakete korreliert im Allgemeinen mit dem Anstieg der E-Commerce-Umsätze (Bruttowarenwert oder GMV, siehe folgende Grafik). Doch anders als in den USA, wo die Aktien von FedEx und UPS aufgrund der steigenden Nachfrage während der Pandemie gestiegen sind, haben sich die chinesischen Expresskurierdienste im vergangenen Jahr trotz der wachsenden Bereitschaft zum Online-Einkauf an der Börse schlecht entwickelt. Ihre Aktien verloren sogar an Wert: zwischen 20 und fast 50 Prozent.

Die Antwort liegt laut Fidelity im durchschnittlichen Verkaufspreis (ASP) - wie viel die Kuriere für eine Lieferung verlangen können. «Diese Zahl ist seit über einem Jahrzehnt im Minus, weil sich die Kuriere einen harten Preiskrieg geliefert haben. Der Erfolg des chinesischen E-Commerce bedeutete, dass jeder in der Expresszustellung ein Stück des wachsenden Kuchens haben wollte. Das einzige Jahr, in dem ASP nicht an Boden verlor, war 2022, als die Regulierungsbehörde eingriff und die Unternehmen zu einem Waffenstillstand zwang - mit etwas Hilfe von Zero-Covid-Lockdowns», erläutern die Experten.

Weniger ist mehr

Die Entwicklung im Expressversand spiegle die veränderten Gewohnheiten der chinesischen Verbraucher wider. In einer sich verlangsamenden, aber immer noch wachsenden Wirtschaft schnallen die Haushalte den Gürtel enger - sie kaufen billigere Produkte online, aber mehr davon. Dieser Wandel korrespondiert mit dem rasanten Aufstieg von preiswerten Shopping-Plattformen wie Pinduoduo und Douyin - Chinas Version von TikTok, wo Händler direkt an Verbraucher über Livestreaming verkaufen können - was auf höhere Volumina und mehr Geschäft für Kuriere hindeutet.

Aus diesem Grund müssten Investoren im Bereich der Expresszustellung China zunehmend über den Sektor hinaus verstehen. Alles entlang der Wertschöpfungskette - von der Kaufkraft der Verbraucher bis zur Stimmung unter den E-Commerce-Händlern - könne die Einnahmen der Kurierdienste von einem Quartal zum nächsten verändern. Ebenso wichtig sei die Aufsichtsbehörden der Branche. Die jüngste Ernennung eines weniger interventionistischen Regulierers habe die Wahrscheinlichkeit eines schnellen Endes des Preiskriegs verringert. Aus diesem Grund sollte man trotz der leichten Erholung der Aktienkurse im bisherigen Jahresverlauf laut Fidelity vorsichtig bleiben.

Konsolidierung beschleunigen

Auf der anderen Seite zeigten die Erfahrungen der Kuriere, wo in China in den kommenden Jahren ein Silberstreif am Horizont zu finden sein könnte. Theoretisch sollte der Wechsel der politischen Entscheidungsträger von schnellem zu qualitativem Wachstum die Konsolidierung in überfüllten Branchen beschleunigen. Im Bereich der Expresszustellung möge das schwer zu glauben sein, da der Marktanteil der fünf grössten Kurierdienste bei 10 Prozent oder knapp darüber liegt.

Von den Top-5 seien mindestens drei «wild entschlossen, ihren Anteil auf Kosten der Rentabilität zu vergrössern». Aber so wie sich der US-Markt auf drei dominante Akteure - UPS, FedEx und United States Postal Service (USPS) - reduziert habe, dürfte sich die Kraft des Wettbewerbs für die schwächeren Kurierdienste in China als zu gross erweisen, und es sei wahrscheinlich, dass sie entweder mit ihren Konkurrenten fusionieren oder ihr Geschäft aufgeben werden. «Sobald dieser Wendepunkt erreicht ist, wird es nicht mehr lange dauern, bis chinesische Kurierdienste an ihre Investoren liefern», so das Fazit.

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