13.11.2024, 10:49 Uhr
Die Aktien von Alcon haben den Handel am Mittwoch mit tieferen Notierungen in Angriff genommen. Dennoch sehen gewisse Analysten nun den richtigen Einstiegszeitpunkt.
«Das grosse Interesse an risikoreichen Titeln könnte bis zum Jahresende anhalten. Aber dann wird es schwieriger», schreibt Shannon Saccocia, Chief Investment Officer bei NB Private Wealth.
Kurzfristig sei das Wahlergebnis in den USA sehr gut für die Stimmung kleinerer Unternehmen. Sie rechnen mit niedrigeren Steuern, Deregulierung, einem besseren Geschäftsumfeld und nicht zuletzt mit günstigeren Rahmenbedingungen für Fusionen und Übernahmen. Umschichtungen in Small Caps und Private Equity dürften laut Saccocia daher anhalten, ebenso wie in Finanz-, Gesundheits-, Energie- und zyklische Industriewerte.
Trump hat auch deshalb so viele Stimmen gewonnen, weil viele einkommensschwächere Verbraucher nach drei Jahren mit hoher Inflation mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind. Das Konsumklima dürfte vor allem dann steigen, wenn die Inflation weiter fällt. Wichtige Teile von Trumps Programm, etwa höhere Zölle und weniger Einwanderung, könnten den Inflationsrückgang aber bremsen oder sogar wieder zu einer höheren Teuerung führen.
Eine gewisse Deregulierung kann laut der ExpertIn «sicher ein Gegengewicht sein, aber auch das muss Aktien nicht generell nützen». So könnten Bemühungen um niedrigere Öl- und Gaspreise für Endverbraucher Energiewerten letztlich schaden. Wenn Teile des Inflation Reduction Act (IRA) zurückgenommen werden – sofern die Republikaner im Kongress zustimmen, deren Wahlkreise von dem Gesetz profitieren –, könnte das vielen Industriewerten und Branchen schaden.
Vor allem aber könnte das Festhalten an höheren Leitzinsen, wie man es am US-Anleihenmarkt letzten Mittwoch erwartete, Aktien insgesamt und nicht amerikanischen Technologie-Mega-Caps im Besonderen schaden. Die kurzlebige Zunahme der Marktbreite im 3. Quartal hatte laut Saccocia viel mit der Erwartung schnellerer Zinssenkungen der Fed zu tun. «Im neuen Jahr könnten Anleger sich dann fragen, ob Small Caps, Substanzwerte und Zykliker wirklich von mehr Laisser-faire profitieren – oder ob sie eher unter einer hartnäckigen Inflation und hohen Zinsen leiden.»
Vor der Wahl rechnete man damit, dass auf die Zinssenkung der Fed am Donnerstag und eine weitere im Dezember eine Zinspause folgen würde, die die Kurse damals noch nicht abbildeten. Neuberger Berman rechnet weiter mit einer Pause, und seit den Wahlen sieht es der Markt genauso.
«Wir halten eine Zehnjahresrendite von etwa 4,25 Prozent für fair, allerdings mit einer breiten Spanne. Durch den Wahlausgang könnte die faire Rendite etwas zulegen. Der kurzzeitige Anstieg auf 4,5 Prozent könnte ein Test der neuen Obergrenze gewesen sein», schreibt die Chief Investment Officer bei NB Private Wealth.
Manche Beobachter fragten sich vielleicht, ob diese Marke angesichts des absehbaren Defizitanstiegs infolge der Trump’schen Fiskalpolitik nicht vielleicht überschritten werde. Schliesslich seien die Zweifel an der Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen gross. Neuberger Bermann rechnet vor allem dann mit kurzfristig steigenden Renditen, «wenn auch die Wachstums- und Inflationserwartungen steigen und in risikoreichere Titel umgeschichtet wird.» Einstweilen seien vor allem die Kurzfristzinsen volatil, aber nächstes Jahr könnten auch längere Laufzeiten betroffen sein. Dann könnte die Zeit reif sein für eine taktische Verlängerung der Duration.
Alles in allem rechne Neuberger Berman mit einer generellen Rallye risikoreicherer Industrieländertitel bis zum Jahresende. Nach dem Jahreswechsel und mit der nahenden Amtseinführung könnte dann aber die Ernüchterung kommen. «Wir haben wenig Zweifel daran, dass der Wahlausgang der Fed 2025 noch mehr Probleme bereitet. Zusammen mit den komplexen Wechselwirkungen der Trump’schen Steuer-, Ausgaben-, Haushalts-, Handels- und Regulierungspolitik dürfte das eine grosse Streuung der Aktienerträge zur Folge haben. Noch setzen alle auf Beta. Nächstes Jahr dürfte aber aktives Management wieder entscheidend sein», schreibt Saccocia.