«Aktien-Anleger sollten abwarten»

Niamh Brodie-Machura, Co-Chief Investment Officer, Equities bei Fidelity International über die aktuellen Aussichten für Anleger. (Bild pd)
Niamh Brodie-Machura, Co-Chief Investment Officer, Equities bei Fidelity International über die aktuellen Aussichten für Anleger. (Bild pd)

«Der Monatsanfang hat uns daran erinnert, dass die Aktienmärkte nicht geradlinig nach oben gehen. Es gibt nun gute Gründe für die Annahme, dass ein breiteres Spektrum von Sektoren eine Rolle bei der Steigerung der Aktienkurse spielen wird», schreibt Niamh Brodie-Machura, Co-Chief Investment Officer, Equities bei Fidelity International.

28.08.2024, 16:22 Uhr
Aktien

Bislang hat eine kleine Gruppe der 1429 MSCI World Index-Konstituenten die Hausse massgeblich vorangetrieben. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um grosse Unternehmen, die laut Fidelity besser als kleinere Unternehmen in der Lage waren, höhere Zinssätze zu verkraften. Einige grosse Technologiewerte hätten den Weg geebnet, da ihre Gewinne und Gewinnerwartungen durch den Boom bei der Nachfrage nach künstlicher Intelligenz (KI) in die Höhe getrieben wurden.

Unternehmen, die mit diesem Thema in Verbindung gebracht werden, haben zwar noch Spielraum, doch das Interesse der Anleger geht laut der Expertin mit einer zunehmenden Prüfung der hohen Bewertungen und des Tempos einher, mit dem diese Unternehmen die KI monetarisieren können. Auch die Zinserwartungen beginnen sich zu verändern. «Neue Impulse für den breiteren Markt müssen daher von Unternehmen kommen, die bisher nicht im Rampenlicht standen und bei denen die Gewinnerwartungen - und die Multiplikatoren - viel niedriger sind», erläutert Brodie-Machura.

Sinnvolle Massnahmen

Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen, die zurückgeblieben waren, haben begonnen, zu den Marktführern in den USA und im Vereinigten Königreich aufzuschliessen. Es gebe auch Mid-Cap-Aktien, die vom Ausverkauf betroffen sind, die starke Geschäftsmodelle hätten und jetzt attraktiv gehandelt werden.

In Japan hat die Korrektur im August dazu beigetragen, die Lücke zwischen kleineren Unternehmen und dem Rest des Marktes zu schliessen. Die kurzfristige Volatilität dürfte die mehrjährigen Corporate-Governance-Reformen des Landes nicht beeinträchtigen, die die Unternehmen dazu veranlassen, ungenutzte Vermögenswerte und Überkreuzbeteiligungen abzubauen. Tatsächlich habe sich die Bewegung zur Steigerung der Aktionärsrenditen auch auf mittelgrosse Unternehmen ausgeweitet.

Die Aufholjagd gelte auch für andere Länder. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel ist der Markt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa dem 12-fachen und einer Dividendenrendite von 4 Prozent für Fidelity «sehr attraktiv». Das Vereinigte Königreich möge in letzter Zeit aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen geraten sein, aber das ändere nichts an der Tatsache, dass die Politik unterstützend wirke. Die Bank of England hat begonnen, die Zinssätze zu senken, und der Markt sieht die neue Regierung entspannt, da sie den Schwerpunkt auf Wirtschaftswachstum, politische Stabilität und Wohnungsbau legt.

Wenn sich die Wogen geglättet haben

Zeiten wie diese seien wie geschaffen für Anleger, die sich auf die Fundamentaldaten konzentrieren. Wenn die Stimmung wankelmütig sei, können sich die Dinge schnell ändern, selbst wenn die Fundamentaldaten solide sind. Einige wenige Wirtschaftsdaten und politische Äusserungen können eine enorme Volatilität und Ansteckung auslösen, wie kürzlich in den USA und vor allem Japan.

Eine sanfte Landung sei nach wie vor das wahrscheinlichste Szenario. Der Ausverkauf habe nichts daran geändert, dass in Japan die Reflation Unternehmen dazu ermutigt, ihre Margen zu erweitern, Investitionen zu erhöhen und mehr Kapital an Aktionäre zurückzugeben. Aktien haben bereits einen Teil des Bodens zurückgewonnen.

Es sei in der Regel klüger, investiert zu bleiben, als sich durch die Volatilität aus den Positionen verscheuchen zu lassen. «Die Vorteile von Aktienanlagen ergeben sich aus dem langfristigen Zinseszinseffekt, der durch kurzsichtige Reaktionen zunichte gemacht wird», so das Fazit.

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