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WisdomTree: Creation/Redemption-Prozess von ETFs

Bild: Gerd Altmann (Pixelio)
Bild: Gerd Altmann (Pixelio)

Beim Erwerb und Verkauf von ETFs spielt der Creation/Redemption-Mechanismus eine wichtige Rolle, indem er die Erhöhung oder Reduzierung von ETF-Anteilen je nach Nachfrage ermöglicht, ohne dass andere Anteilseigner des Fonds hiervon betroffen sind.

09.02.2017, 08:31 Uhr
ETF

Redaktion: jog

Mit börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds; ETFs) steht Anlegern eine attraktive und effiziente Option für den Zugang zu allen Marktsegmenten zur Verfügung. Diese Fonds haben in hohem Masse zur Standardisierung der Investmentlandschaft beigetragen – nicht zuletzt in Bezug auf die Verfügbarkeit und den Zugang zu allen Anlageklassen und Regionen. Da das in ETFs verwaltete Vermögen ebenso kontinuierlich wächst wie deren Marktabdeckung, werden uns häufig die folgenden Fragen gestellt: Was versteht man unter dem ETF-Creation- bzw. Redemption-Prozess? Wie läuft er ab? Welche Funktionen erfüllt er und auf welche Weise sind ETF-Anleger am Creation/Redemption-Prozess beteiligt?

Wie läuft der ETF-Creation/Redemption-Prozess ab?
Der Creation/Redemption-Mechanismus ermöglicht die Erhöhung oder Reduzierung von ETF-Anteilen je nach Nachfrage, ohne dass andere Anteilseigner des Fonds hiervon betroffen sind. Hier besteht ein wesentlicher Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds, bei denen sich der Kauf oder Verkauf von Anteilen auf alle im Fonds investierten Anleger auswirkt. Bei steigender Nachfrage nach einem bestimmten ETF können zur Deckung neue Anteile im Tausch gegen zugrundeliegende Wertpapiere geschaffen werden. Umgekehrt kann die Zahl der Anteile bei sinkender Nachfrage reduziert werden, indem Fondsanteile gegen Wertpapiere zurückgetauscht werden. Dieser flexible Prozess wird ausschließlich von einem sogenannten autorisierten Teilnehmer (AT) vollzogen. Wichtig ist, dass der Anleger selbst zu keinem Zeitpunkt eine Entscheidung über die Creation oder Redemption trifft. Der entsprechende Vorgang stellt lediglich eine vom Broker ausgelöste Backoffice-Funktion dar.

Der Lebenszyklus einer Handelstransaktion
Um die Funktionsweise dieses Prozesses zu verdeutlichen werfen die Experten von WisdomTree einen genaueren Blick auf den Lebenszyklus einer Handelstransaktion. Im folgenden Beispiel möchte der Investor von Europe Capital 500'000 Anteile eines neu aufgelegten ETF erwerben. Da der Fonds neu am Markt ist, ist auch das verfügbare Volumen minimal. Der Anleger weiss jedoch bereits, dass ihm die ETF-Struktur die Möglichkeit bietet, ETF-Anteile mit effizientem Pricing zu erwerben, indem er auf den Creation/Redemption-Mechanismus zurückgreift.

ETF-Creation-Prozess

  1. Der Anleger gibt seinem Broker die Order für den Kauf von 500'000 Anteilen eines ETF.
  2. Der Broker verkauft die ETF-Anteile zu einem bestimmten Preis an den Anleger. Wie bereits erwähnt, läuft der Prozess des Kaufs von ETF-Anteilen für den Anleger quasi "geräuschlos" ab.
  3. Hinter den Kulissen (am Backend) muss der Broker wegen der durch den Anleger generierten höheren Nachfrage neue ETF-Anteile erschaffen, denn der Broker ist ebenfalls autorisierter Teilnehmer. Der Broker ist nun in Bezug auf die ETF-Anteile "short", da er sie an den Anleger verkauft hat.
  4. Der Broker kauft dann zur Absicherung den vom ETF gehaltenen Wertpapierkorb und ist damit "long" in Bezug auf den Wertpapierkorb und "short" in Bezug auf den ETF.
  5. Nachfolgend liefert der Broker den Wertpapierkorb an den ETF-Emittenten und initiiert damit einen Creation-Prozess.
  6. Der Broker erhält im Gegenzug vom Emittenten neue ETF-Anteile und stellt seine in Bezug auf den ETF bestehende Short-Position glatt.

Es wird klar, dass der Anleger selbst mit dem Creation-Prozess nichts zu tun hat, der Mechanismus ihm jedoch die Möglichkeit eröffnet, zur Deckung seiner Nachfrage eine grosse Zahl an ETF-Anteilen zu erwerben. Dieser Prozess funktioniert auch in umgekehrter Richtung, wenn es um die Redemption (Rücknahme) geht.

ETF-Redemption-Prozess

  1. Der Anleger gibt seinem Broker die Order für den Verkauf von 500'000 Anteilen des ETF.
  2. Der Broker kauft die ETF-Anteile zu einem vereinbarten Preis von dem Anleger.
  3. Der Broker entscheidet, ob aufgrund des Sinkens der Nachfrage eine Redemption erforderlich ist, und ist nun in Bezug auf den ETF "long", da der Anleger die Anteile an ihn zurückverkauft hat.
  4. Der Broker verkauft dann zur Absicherung seiner Position den vom ETF gehaltenen Wertpapierkorb und ist damit "short" in Bezug auf den Wertpapierkorb und "long" in Bezug auf den ETF.
  5. Nachfolgend liefert der Broker die ETF-Anteile an den ETF-Emittenten und initiiert damit einen Redemption-Prozess.
  6. Der Broker erhält vom Emittenten den Wertpapierkorb und stellt die in Bezug auf diesen bestehende Short-Position glatt.

Auch in der Redemption-Phase war der Anleger zu keinem Zeitpunkt am Prozess beteiligt. Dieser stellte einen einfachen Backoffice-Vorgang dar, der die nachfragegerechte Fluktuation der ETF-Anteile ermöglichte. Wichtig ist, dass der Creation/Redemption-Prozess gewissermassen "hinter den Kulissen" abläuft. Hierbei bestimmt der Broker und nicht der Investor die Deckung der Nachfrage.

Vorteile des Creation/Redemption-Prozesses
Der Creation/Redemption-Mechanismus bietet zahlreiche Vorteile, mit denen sich die Effizienz der ETF-Struktur steigern lässt. Aus unserer Sicht bewegt die Flexibilität und Transparenz des ETF zahlreiche Market Maker zur Unterstützung dieses Produkts. Alle genannten Faktoren sorgen dafür, dass ETFs je nach Risiken und Kosten so nahe wie möglich am Marktwert bzw. dem Nettoinventarwert des Fonds gehandelt werden können. Schliesslich ermöglicht der Creation/Redemption-Mechanismus dem ETF eine Expansion oder Kontraktion entsprechend der Schwankungen der Nachfrage seitens der Kunden. Der Creation/Redemption-Prozess kann sich höchst vorteilhaft auswirken. Dabei ist jedoch stets zu bedenken, dass er als Backoffice-Vorgang von den Market-Makern zur Unterstützung der Anleger initiiert wird.

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