Der Ölmarkt wird sich 2021 voraussichtlich stabilisieren. (Bild: Shutterstock.com/Iurii)
Der Ölmarkt wird sich 2021 stabilisieren und Öl seine Preisrallye fortsetzen. Michel Salden von Vontobel AM sieht Potenzial für Preiserhöhungen bis über 60 USD bis zur Jahresmitte. Auch andere Rohstoffe sind deutlich im Aufwärtstrend.
11.01.2021, 05:00 Uhr
Redaktion: rem
"Die meisten Rohstoffe haben derzeit eine Glückssträhne", sagt Michel Salden, Leiter Commodities bei Vontobel Asset Management. Selbst Öl, das immer noch mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen hat, habe dank der jüngsten einseitigen saudi-arabischen Produktionskürzungen das Potenzial, bis Mitte des Jahres oberhalb von 60 USD zu notieren. Die Erholung der Rohstoffe resultiere aus der positiven Kombination aus schwächelndem USD, der wirtschaftlichen Erholung vom Covid-19-Schock, der Stimulierungsmassnahmen der Zentralbanken und der erhöhten Staatsausgaben für Infrastrukturprojekte, so Salden.
Alle zyklischen Rohstoffe, einschliesslich Sojabohnen, Mais und Zucker, befinden sich derzeit in Backwardation. Das heisst, dass der Terminkurs unter dem zu erwartenden Kassakurs bei Fälligkeit bzw. Verfall des Terminmonats (Liefertermin in der Zukunft) liegt – ein Umstand, der vor allem dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geschuldet ist.
Sogar Getreide, das sich seit 2012 auf einem Abwärtspfad befand, hat sich in den letzten sechs Monaten um mehr als 45% erholt, was auf die durch La Niña verursachten Dürren in Lateinamerika und China zurückzuführen ist. "Das hat diese Länder dazu veranlasst, ihre strategischen Reserven aufzustocken. Darüber hinaus laufen die Märkte Gefahr, die Folgen der Inflationserwartungen zu unterschätzen, da alle grossen Zentralbanken Zurückhaltung signalisieren, wenn es darum geht, ihre Geldpolitik zu normalisieren, selbst wenn die Inflation über 2,5% steigen sollte", meint Salden.
Saudi-Arabien stabilisiert die Ölmärkte
Bei der letzten OPEC-Sitzung überraschte Saudi-Arabien die Märkte mit der Ankündigung einer einseitigen Produktionskürzung von 1 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) für Februar und März. Diese Kürzung gleicht die Produktionserhöhung aus, die Russland und Kasachstan vor allem zur Deckung des inländischen Heizbedarfs im Winter gefordert hatten. "Daher setzte sich die starke Preisrallye von Öl in Richtung 55 USD (für Brent) fort", so Salden. Saudi-Arabien strebe einen weiteren Abbau der Lagerbestände im ersten Quartal an, obwohl normalerweise ein saisonaler Aufbau der weltweiten Ölvorräte zu beobachten wäre. Das ermöglicht dem OPEC+-Kartell, die Produktion im zweiten Quartal in grossem Umfang zu erhöhen, sobald der Impfstoff und wärmere Temperaturen die Mobilität und die Nachfrage nach Öl steigern dürften. Die derzeitige Ölnachfrage ist aufgrund von Lockdowns in Europa immer noch fragil. Die Erholung der Flugaktivität bleibt entscheidend. Asien mache Hoffnung, da sich die Aktivität dort bereits komplett erholt hat.
Wie Salden weiter ausführt, werden die Massnahmen von Saudi-Arabien im Jahr 2021 zu einer täglichen Reduktion des Ölangebots von mehr als 1,4 mbpd führen, was zu einer vollständigen Auflösung der überschüssigen Lagerhaltung an Land führen werde. Die schwimmenden Lager auf See und in Öltankern wurden bereits abgebaut. Ausserdem scheine Saudi-Arabien Russland eine helfende Hand reichen zu wollen, um den Weg für freundliche Verhandlungen über Produktionssteigerungen im zweiten Quartal zu ebnen.
Wiederanstieg der Schieferölproduktion durch ESG-Trends gedeckelt
Russland fürchtet einen Wiederanstieg der Schieferölproduktion, wenn die Ölpreise zu schnell und zu hoch ansteigen. Die freien Kapazitäten ausserhalb der OPEC+ sind jedoch begrenzt, da ein Wiederanstieg der Schieferölproduktion durch ESG-Trends gedeckelt wird, die zu höheren Finanzierungskosten führen. "Dies dürfte dem Kartell helfen, die Marktkontrolle wiederzuerlangen. Es ist auch unklar, ob die neue Biden-Regierung dem Iran noch in diesem Jahr den Export von Öl erlauben wird. Daher hat der Ölpreis das Potenzial, weiter zu steigen, wobei Brent bis zur Jahresmitte über 60 USD und sogar in einer stärkeren Backwardation gehandelt werden dürfte", schliesst Salden seine Analyse.
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