Erneuerbare Energien – die Investitionschance in Asien
Indien ist gemäss einem Report das einzige grosse Land, das auf bestem Wege ist, seine Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen. (Bild: Shutterstock.com/Sladkozaponi)
2021 wurden in Asien mehr als 530 Mrd. USD für neue Kapazitäten zur Energieerzeugung aufgewendet. Laut ThomasLloyd dürften 70% davon auf erneuerbare Energien entfallen sein. Eine beeindruckende Entwicklung in den letzten Jahren, die erneuerbare Energien zu einer eigenständigen Anlageklasse macht.
22.03.2022, 11:31 Uhr
Redaktion: rem
"Trotz dieses vielversprechenden Wachstums muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass dieser attraktive Markt sein volles Wirkungspotenzial entfalten kann. Denn Investitionen in den Energiesektor auf der Grundlage solider politischer Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Beschleunigung der Energiewende, die zur Erreichung der globalen Klima- und Entwicklungsziele erforderlich ist", betont RaviRaj Salecha, Director bei der ThomasLloyd Group.
Dies gelte insbesondere für Asien, da laut WEF der Anteil des Kontinents am weltweiten Energieverbrauch aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums von heute 34% auf über 50% in den nächsten zwanzig Jahren steigen wird. "Ohne eine drastische Erhöhung der Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturanlagen werden die bisherigen Fortschritte in Asien schnell zunichte gemacht werden", ist Salecha überzeugt.
Der jüngste Bericht des Weltklimarats (IPCC) verdeutlicht seiner Ansicht nach das Ausmass und die Tragweite der Auswirkungen des Klimawandels. Die Botschaft sei klar: Die negativen Auswirkungen auf das Klima sind weltweit viel weitreichender und schwerwiegender als bisher dokumentiert, insbesondere für Entwicklungsregionen. Der Bericht stelle ausdrücklich fest, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird. Und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, erklärte sogar, dass "fossile Brennstoffe eine Sackgasse sind“.
Case Study – Indien
Wie Salecha weiter ausführt, verzeichnete Indien in den letzten zehn Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien ein beispielloses Wachstum, das sich im Vergleich mit den Erweiterungen der Kapazitäten im Rest der Welt sehen lassen kann. Das Wachstum sei durch grosse Mengen an inländischem und internationalem Kapital unterstützt worden. Der Experte verweist auf das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA), das betone, dass zu den entscheidenden Faktoren für eine nachhaltige Finanzierung die Anpassung der Kreditgeber an den sich entwickelnden Markt für erneuerbare Energien, eine auf Infrastrukturfinanzierungen spezialisierte Bank, eine sorgfältige Bewertung und finanzielle Strukturierung des technologischen Wandels hin zu indischen Modulen und Wechselrichtern und – vielleicht am wichtigsten – die Gewinnung umweltbewusster Investoren gehören (Quelle: IEEFA).
Indien ist laut Salecha seiner Verpflichtung auf dem Pariser Klimagipfel 2015, den Anteil der installierten Stromkapazität aus nicht-fossilen Quellen bis 2030 auf 40% zu erhöhen, bereits neun Jahre voraus. Das bestätige der Emission Gap Report des UN-Umweltprogramms, indem er erklärt, dass Indien das einzige grosse Land sei, das auf bestem Wege ist, seine Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen.
Auf der COP26 – dem letztjährigen Klimagipfel in Glasgow – kündigte der indische Premierminister Narendra Modi an, dass Indien seine nicht-fossile Energiekapazität bis 2030 auf 500 GW erhöhen und bis 2030 50% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken wird. Von diesen 500 GW entfällt der Löwenanteil von 60% (280 GW) auf Solarkraftwerke. Das erfordert in den nächsten neun Jahren eine jährliche Steigerung von etwa 25 GW.
Die finanziellen Vorteile der erneuerbaren Energien
"Neben dem ökologischen Anreiz werden auch die finanziellen Vorteile der erneuerbaren Energien immer greifbarer", stellt Salecha fest. Einem aktuellen Bericht von IRENA zufolge seien erneuerbare Energien bereits deutlich günstiger als neue, auf fossilen Brennstoffen basierende Stromkapazitäten. Die Untersuchung zeige, dass mehr als die Hälfte der 2019 hinzugefügten erneuerbaren Kapazitäten dank neuer Technologien und Mengenvorteile, zunehmend wettbewerbsfähiger Lieferketten und wachsender Erfahrung der Entwickler deutlich niedrigere Stromkosten als die günstigsten neuen Kohlekraftwerke aufweisen. So sind in den zehn Jahren ab 2010 die Kosten für die Erzeugung kommerzieller Photovoltaik-Energie um 82% gesunken. Auch bei den Technologien für Onshore- (-39%) und Offshore-Windkraft (-29%) gingen die Kosten erheblich zurück.
Die Investitionsmöglichkeit
Asien spielt bereits heute eine gewaltige Rolle beim Investitionsboom in erneuerbare Energien: Seit 2014 wurden mehr als 42 Mrd. USD in den indischen Markt investiert. 2018 allein erreichten die Neuinvestitionen in saubere Energie 11,1 Mrd. USD (Quelle: India Brand Equity Foundation - Renewable Energy Industry in India). Das Wirtschaftswachstum und die schnell wachsende urbanisierte Bevölkerung in den asiatischen Ländern haben zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Energie und Strom in der gesamten Region geführt. Zahlen des IWF zeigen, dass die G7-Staaten in den letzten 20 Jahren gemeinsam eine Wachstumsrate von 40% verzeichneten, während die 30 Länder, die zusammen das "aufstrebende und sich entwickelnde Asien“ bilden, um erstaunliche 325% wuchsen: Ihr BIP hat sich also in diesem Zeitraum mehr als vervierfacht.
"Die Energiewende schreibt zahlreiche Erfolgsgeschichten. Wie bereits erwähnt, hat Indien die Absicht und das Engagement gezeigt, Wachstum und Umweltbelange in Einklang zu bringen und gleichzeitig eine leistungsfähigere Infrastruktur für erneuerbare Energie zu entwickeln. Es handelt sich hier nicht um einen subventionsabhängigen Sektor wie viele frühere europäische Entwicklungen, und der wirtschaftliche Nutzen steht ausser Frage", betont der Experte von ThomasLloyd.
Grosse Finanzierungslücke als Haupthindernis
Trotz starker staatlicher Unterstützung in vielen Ländern bleibe die Entwicklung von Projekten für erneuerbare Energien in der Region jedoch ein kostspieliges Unterfangen. Aufgrund ihres Kapitalbedarfs stelle die grosse Finanzierungslücke das Haupthindernis für die Entwicklung solcher Projekte dar.
Fakt sei, so Salecha, dass Asien bereits jetzt für einen grossen und stetig wachsenden Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und dass der nachhaltige und grüne Entwicklungskurs der Region für die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens von zentraler Bedeutung sei.
"Angesichts der weltweit steigenden Öl- und Gaspreise müssen Anleger zudem Lösungen finden, um ihre Portfolios vor der steigenden Inflation zu schützen. Hier können Investmentfonds für erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle spielen. Die Cash Flows aus erneuerbaren Energien ergeben sich in der Regel aus einer Kombination langfristiger Festpreisverträge und indexgebundener Energiepreise, wodurch sie auf besondere Weise auf die Inflation reagieren. Im Gegensatz zu anderen Vermögenswerten ist diese Verknüpfung relativ direkt und transparent sowie zudem gesetzlich verankert", erklärt Salecha und fügt hinzu: "Die Anleger haben nun die Möglichkeit, Kapital zur Unterstützung von Schwellenländern zu investieren, die den Wandel vollziehen, den die Welt dringend braucht, und sich gleichzeitig vor dem Gegenwind zu schützen, dem traditionelle Aktien- und Anleiheportfolios heute ausgesetzt sind."
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