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Saxo Bank Marktausblick: Warnsignale wie anno 2007

24.08.2009, 10:06 Uhr

David Karsbøl, Chefökonom von Saxo Bank, beurteilt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung optimistischer als zu Jahresbeginn. Die Kernschmelze der Finanzmärkte kann möglicherweise abgewendet werden. Die breiten Aktienmärkte haben ein positives Momentum aufgebaut, das kurzzfristig anhalten könnte. Längerfristig sieht er jedoch Wolken aufziehen und zieht Parallelen zu 2007.

Mit einem Plus von gut 50 Prozent erzielten die Aktienmärkte die beste Performance seit 1938. Nach Meinung von David Karsbøl, Chefökonom von Saxo Bank, dürfte dieses Momentum nicht unmittelbar gebrochen werden, zumal alle massgebenden Institute ein schnelles Ende der Rezession prognostizieren. Karsbøl zieht Parallelen zu 2007. Damals haussierten die Aktienmärkte bis Ende 2007, obwohl die Kreditmärkte erste Warnsignale aussandten. Die Kreditmärkte haben sich jetzt seit Ende 2008 zwar markant verbessert. Die Spreads von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen haben sich sogar im Junkbereich deutlich verengt, und auch die Emissionstätigkeit hat sich belebt. „Doch wir werden einen Punkt erreichen, wo weder Unternehmensanleihen noch Aktien weiteren Optimismus einpreisen können“, warnt Karsbøl. Er denkt, dass der US-Aktienindex S&P 500 auf dem heutigen Niveau gut bewertet ist, zumal markante technische Widerstände vorhanden sind.

„Kurzfristig könnten zwar die Märkte noch höher steigen. Doch spüren wir, dass die heutigen Bewertungen nicht die massiven makroökonomischen Ungleichgewichte berücksichtigten, die nach wie vor herrschen“, betont er. Während die Konsumenten Schulden abbauen, sei es aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, oder weil die sinkenden Eigenheimpreise dazu zwingen, äufnen die Regierungen ihre Schuldenberge, als ob es kein Morgen gäbe. „Es mutet an wie anno 2007, als die Märkte die Probleme ignorierten“, meint der Chefökonom und warnt davor, dass die Aktienmärkte zunehmend an Volatilität gewinnen und in den nächsten 6 bis 12 Monaten sehr enttäuschend reagieren könnten.

Längerfristig, das heisst über die nächsten ein bis zwei Jahre, kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 80 Prozent eine Kernschmelze der Märkte abgewendet werden. Dies ist möglich, indem die Regierungen ihre Schulden auf den Schultern der Steuerzahler sowie durch längere Laufzeiten der Staatsanleihen verteilen. Dieses Szenario impliziert jedoch ein langsameres Wirtschaftswachstum und in den kommenden 10 bis 20 Jahren eine grundsätzlich niedrigere Konsumdynamik. Falls es aber den Regierungen nicht gelingen sollte, ihre Budgetlöcher in den nächsten zwei Jahren zu finanzieren, könnte der Anleihenmarkt kollabieren, die Zinsen steigen und die Staatsgarantieren für den Finanzsektor in Zweifel gezogen werden. Dann läge das Schlimmste gemäss Karsbøl noch vor uns. Dem Worst-Case-Szenario räumt er aber nur noch eine Chance von 10 bis 20 Prozent ein. Dieselbe Wahrscheinlichkeit hat seiner Meinung nach aber auch das Schönwetter-Szenario, dass alles in Butter sei und einer langfristigen Börsenhausse nichts mehr im Wege stehe.

David Karsbøl’s Börsenszenarien im Überblick:

Hypothese 1: Alles bestens

Die Massnahmen der Regierungen haben uns gerettet und werden uns auch zukünftig retten, so lange bis Lagerbestände abgebaut werden und der Arbeitsmarkt stabilisiert sowie das Wachstum wieder belebt wird - ganz ähnlich wie in den historischen Rezessionsphasen zuvor. Der Konsum steigt wieder und die makroökonomischen Probleme werden in der kommenden Dekade langsam aber schmerzlos aufgearbeitet werden. Wahrscheinlichkeit 10 bis 20 Prozent.

Hypothese 2: Probleme können gelöst werden

Es ist möglich, die Probleme auf mehreren Schultern (Steuerzahler) und durch längere Laufzeiten von Staatsanleihen zu verteilen. Dieses Szenario impliziert ein langsameres Wirtschaftswachstum und in der kommenden Dekade (oder zwei) eine grundsätzlich niedrigere Konsumrate. Aber es beinhaltet ebenso, dass das Albtraumszenario (vgl. Hypothese 3) bzw. die Kernschmelze des Marktes kurzfristig vermieden wird (für die nächsten ein bis zwei Jahre). Wahrscheinlichkeit 60 bis 80 Prozent.

Hypothese 3: Es kommt noch schlimmer

In diesem Szenario sind die Regierungen nicht in der Lage, die grossen Löcher im Budget zu finanzieren, so wie es für die nächsten zwei Jahre geplant ist. Der Anleihenmarkt kollabiert, Zinsen steigen und die Garantien für den Finanzsektor werden in Zweifel gezogen. Das würde bedeuten, dass das Schlimmste noch vor uns läge. Wahrscheinlichkeit 10 bis 20 Prozent.

Den ausführlichen Kommentar finden Sie unter diesem Link (in Englisch).

Redaktion: Publicontext

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