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Verständnis für höheres Rentenalter wächst

Die Schweizer Bevölkerung stellt sich darauf ein, dass das Rentenalter finanziell künftig etwas weniger komfortabel werden dürfte. (Bild: Shutterstock.com/lola1960)
Die Schweizer Bevölkerung stellt sich darauf ein, dass das Rentenalter finanziell künftig etwas weniger komfortabel werden dürfte. (Bild: Shutterstock.com/lola1960)

Schweizerinnen und Schweizer sind sich offenbar bewusst, dass sie ihre Erwartungen mit Blick auf das Rentenalter reduzieren müssen. Dennoch ändern sie ihr Sparverhalten nicht. Sie zeigen sich aber offener für ein höheres Rentenalter, wie das Raiffeisen Vorsorgebarometer feststellte.

10.09.2020, 11:50 Uhr
Vorsorge

Redaktion: alm

Die Schweizer Bevölkerung befasst sich vermehrt mit ihrer Vorsorgesituation – und muss dabei ihre Erwartungen reduzieren. Dennoch konnte das Raiffeisen Vorsorgebarometer bei der Mehrheit der Befragten keine Verhaltensänderung feststellen. Die Vorsorgeanlagen bleiben konservativ und damit mit geringem Ertragspotenzial. Zudem stellte Raiffeisen fest, dass das Thema Vorsorge bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern nicht im Vordergrund steht und es daher auch am Verständnis für die anstehenden Reformationen des Schweizerischen Vorsorgesystems fehlt.

Mehr Offenheit für angepasstes Rentenalter

Die Antworten der Befragten bezüglich ihren Erwartungen und Vorkehrungen an den Ruhestand fielen realistischer aus als noch im Vorjahr. Gemäss der Studie, die in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Management and Law erarbeitet wurde, planen signifikant weniger Menschen eine Frühpensionierung. Eine Mehrheit kann sich sogar vorstellen, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten – allerdings vorwiegend in einem Teilzeitpensum. Ein Drittel der Befragten befürwortet das Pensionierungsalter 65 für alle. Den Status Quo – Rentenalter 65 für Männer und Rentenalter 64 für Frauen – wollen deutlich weniger erhalten. "Die Bevölkerung zeigt sich offener für die politische Forderung nach einer Anpassung des Rentenalters", folgert Daniel Greber, Leiter des Instituts für Risk & Insurance der ZHAW School of Management and Law. Zudem schätzten die Befragten den Geldbedarf nach der Pensionierung tiefer ein als in früheren Befragungen.

Individuelle Problemlösung wird in Zukunft verschoben

Die Anzahl jener, die allein den Staat in der Verantwortung für die Altersvorsorge sehen, schwindet und beträgt noch 12,5%. Einzig in der italienischen Schweiz liegt der entsprechende Wert mit rund einem Drittel der Befragten deutlich höher. Insgesamt sieht sich die Schweizer Bevölkerung jedoch in der Eigenverantwortung. Nichtdestotrotz verschiebt jede zehnte Person ihre Absicht, finanzielle Mittel für den Lebensabend bereitzustellen, in die Zukunft. Die Mehrheit der Befragten gibt sogar an, das Sparverhalten nicht ändern zu wollen. Die Covid-19-Pandemie beeinflusste diese Haltung nicht – die Risikobereitschaft bei Sparanlagen bleibt tief. Diese Erkenntnis bestätigt Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung von Raiffeisen Schweiz: "Viele sorgen privat immer noch mit einem klassischen Säule 3a-Konto vor und scheuen ein Engagement in den Aktienmärkten."

Hohes Misstrauen gegenüber Institutionen

Das diesjährige Vorsorgebarometer zeigt im Vergleich zu 2018 eine Einbusse des Vertrauens in die 2. Säule. "Immer häufiger wird eine Auszahlung des Pensionskassenkapitals einer Rente vorgezogen", sagt Gumbatshang. Grundsätzlich geniesst das Drei-Säulen-System, bestehend aus AHV, beruflicher Vorsorge und privater Vorsorge, bei den Befragten kein hohes Vertrauen. Als Herausforderung sowohl bei AHV als auch bei Pensionskassen sehen die Befragten die Abhängigkeit von der demographischen Entwicklung. "Der Generationenvertrag ist stark belastet. Diese Differenzen könnten aufgrund der Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie noch akzentuiert werden", so Gumbatshang weiter. Die Pensionskassen sind darüber hinaus mit einem Anlageumfeld konfrontiert, das von tiefen oder gar negativen Zinsen und getrübten Renditeaussichten geprägt ist, was sich in Leistungskürzungen niederschlägt. Das höchste Vertrauen wird der dritten Säule, also der privaten Vorsorge, zugesprochen.

Über das Raiffeisen Vorsorgebarometer

Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 17. bis 26. Juni 2020 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung von 1‘028 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für alle Schweizer Landesteile und zeigen, wie es um die finanzielle Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist. Das Vorsorgebarometer wurde 2018 erstmals publiziert und wird jährlich erhoben. Raiffeisen bringt die Unternehmens- und Konsumentenperspektive ein, die ZHAW School of Management and Law deckt den wissenschaftlichen Teil ab.

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