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Institutionelle Anleger setzen auf Infrastruktur

Nachhaltige Infrastruktur hilft den Anlegern auch gegen Inflation. (Bild Shutterstock/Pavlo Glazkov)
Nachhaltige Infrastruktur hilft den Anlegern auch gegen Inflation. (Bild Shutterstock/Pavlo Glazkov)

Die meisten Anleger berücksichtigen Klimarisiken bei ihren Anlageentscheidungen und Impact Investment wird zunehmend zu einem wichtigen Bestandteil der Portfolioallokation, dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse der dritten jährlichen EQuilibrium Global Institutional Investor Survey von Nuveen.

26.04.2023, 13:19 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sw

«Auf ganzer Linie überdenken globale Investoren ihre Ansichten über Risiko und Rendite und bereiten sich auf ein neues Marktregime vor», sagte Mike Perry, Leiter der Global Client Group von Nuveen. «Institutionelle Anleger gehen bei Portfolioveränderungen in der Regel massvoll und schrittweise vor. Umso bemerkenswerter ist das Ausmass, in dem die Investoren heute sehr bedeutende Veränderungen in Erwägung ziehen oder vornehmen.»

Was ihre Portfoliostrategien anbelangt, so überdenken 59 Prozent der Anleger weltweit ihre Portfolios entweder «aktiv», «definieren neu und schichten um» oder drücken den «Reset-Knopf» für ihre Portfolios. Bei den Versicherungsunternehmen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie «aktiv umdenken», «umschichten» oder «den Reset-Knopf drücken», mit 70 Prozent höher als bei anderen institutionellen Anlegern. Am höchsten sei dieser Anteil in Deutschland, wo 74 Prozent der Versicherer angesichts des aktuellen Marktumfelds erhebliche Veränderungen vornehmen oder in Erwägung ziehen, heisst es in einer Mitteilung.

Für den dritten EQuilibrium Global Institutional Investor Survey beauftragte Nuveen CoreData mit der Umfrage von 800 institutionellen Investoren in Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten und der Asien-Pazifik-Region. Alle Befragten sind Entscheidungsträger und vertreten Organisationen mit mindestens 500 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten. Die Umfrage wurde im Oktober und November 2022 durchgeführt.

49 Prozent der institutionellen Anleger in der gesamten EMEA-Region formulieren ihre Berechnungen von Kapitalmarktannahmen neu, 41 Prozent nehmen erhebliche taktische Änderungen bei der Allokation vor und 30 Prozent nehmen grundlegende Änderungen an ihrer strategischen Asset Allocation vor.

Eine Welt im Umbruch

Die Anleger reagieren auf eine ausserordentlich turbulente Anlagelandschaft, die von steigender Inflation und extremer Marktvolatilität, Krieg, Klimakatastrophen sowie politischer und sozialer Unruhe geprägt ist. Als wichtigste Megatrends, die sich in den nächsten fünf Jahren auf ihre Portfolios auswirken werden, nannten die Anleger Störungen in der Energieversorgung, demografische Veränderungen in der Bevölkerung und die Deglobalisierung.

Acht von zehn globalen Anlegern sind sich einig, dass sich unsere Welt dramatisch verändert und die Portfoliostrategien damit Schritt halten müssen. 74 Prozent sagen, dass insbesondere der Einfluss der Geopolitik auf die Anlagestrategien heute viel bedeutender ist als in den letzten 30 Jahren.

Mehr als die Hälfte der Anleger (56 Prozent) sind der Meinung, dass das derzeitige Anlageumfeld anders als alles ist, was sie bisher erlebt haben.

«Das aktuelle Umfeld hat die Anleger dazu bewegt, Chancen in Sektoren zu erkennen und zu nutzen, die sie zuvor vielleicht übersehen haben», sagt Perry. «Sie konzentrieren sich auch auf neuere, sich entwickelnde Portfolioziele, wie Klimarisiken und -auswirkungen.»

Inflation als «Bedrohung»

Allgemein erhöhen die meisten Institutionen (64 Prozent) die Inflationsrisikominderung; 64 Prozent erwarten, dass sie zwei oder mehr Jahre lang Strategien zur Bekämpfung der Inflation einsetzen werden. «Die Anleger sind sich einig, dass die Inflation mindestens bis 2024 eine Bedrohung für die Portfoliorenditen darstellen wird», erläutert Perry.

Um die Inflation zu bekämpfen, setzen die Anleger auf eine Vielzahl von Anlagen. Während private Infrastruktur an erster Stelle steht, sind auch öffentliche Aktien, Rohstoffe, inflationsgebundene Anleihen und private Immobilien beliebt.

Die Anleger setzen auch weiterhin auf Private Equity. Auch wenn der Rückgang der Bewertungen an den öffentlichen Märkten zu einer stärkeren Umschichtung der Portfolios in Richtung privater Märkte führt, planen die meisten globalen Anleger in den nächsten fünf Jahren entweder einen allmählichen (63 Prozent) oder einen deutlichen (8 Prozent) Anstieg der privaten Anlagen.

Im Vergleich zu den letzten Jahren hat das Interesse an alternativen Anlagen stark zugenommen: 2020 und 2021 gaben etwa 25 Prozent bis 35 Prozent der globalen Anleger an, dass sie eine Erhöhung der Allokation in die wichtigsten Kategorien alternativer Anlageklassen planen. Im Jahr 2022 stiegen diese Zahlen auf 43 bis 58 Prozent.

Bei den Investoren, die planen, ihre Allokation in alternativen Anlagen zu erhöhen, war Infrastruktur die am häufigsten gewählte Anlageform (59 Prozent der Anleger in der EMEA-Region). Die Anleger gaben an, dass sie Infrastruktur für eine Vielzahl von Lösungen nutzen. Private Infrastruktur wurde am häufigsten zur Abfederung des Inflationsrisikos gewählt und Infrastrukturanleihen waren die erste Wahl bei der Allokation in alternative Kredite. Darüber hinaus wurde Infrastruktur am häufigsten als die Anlageklasse gewählt, die Anleger bei ihrer Klimarisikostrategie priorisieren.

«Investoren wenden sich Infrastruktur zu, um ihre Portfolios vor der Inflation zu schützen, aber auch, um ihre Rendite zu steigern und Klimarisiken zu mindern», erklärt Perry. «Die Fähigkeit von Infrastruktur, mehrere Rollen zu spielen, ist ein Hauptgrund für die erhöhten Allokationen.»

Auch das Interesse an Investitionen in Acker- und Waldland ist deutlich gestiegen. 21 Prozent der institutionellen Anleger in der EMEA-Region planen, ihre Investitionen in Forst zu erhöhen und 18 Prozent gaben an, ihre Investitionen in Ackerland aufzustocken; dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den zwei Prozent für beide Bereiche im Jahr 2021.

Weltweit berücksichtigen die meisten Anleger entweder derzeit (61 Prozent) oder in Zukunft (22 Prozent) das Klimarisiko bei ihren Anlageentscheidungen.

In der EMEA-Region ist dieser Anteil noch höher, wo 90 Prozent der Anleger das Klimarisiko bereits berücksichtigen oder planen, es zu berücksichtigen.

«Diese Überlegungen können zu Massnahmen führen, wie beispielsweise Investitionen in neue grüne Energiequellen, Verringerung der Allokationen in Unternehmen oder Branchen mit hohen Kohlenstoffemissionen und aktives Engagement bei Managementteams, um sich für eine klimabewusstere Politik einzusetzen», sagte Amy O'Brien, Globale Leiterin im Bereich Responsible Investing bei Nuveen.

Von denjenigen Investoren, die Klimarisiken berücksichtigen oder planen, diese zu berücksichtigen, geben zwei von drei (67 Prozent) an, dass Klimarisiken heute ein wichtiger Faktor im Risikomanagement ist, mehr als noch vor fünf Jahren. In der EMEA-Region sind es sogar 72 Prozent.

Weltweit geben 44 Prozent an, dass sie zu Klimarisiken und -kennzahlen berichten, während 38 Prozent sagen, dass sie noch prüfen, wie sie einen Berichtsrahmen aufbauen können. Nur 16 Prozent sagen, dass sie gegenüber Stakeholdern oder Aufsichtsbehörden nicht zu Klimarisiken berichten, allerdings steigt dieser Anteil in den USA deutlich auf 41 Prozent.

«Auch wenn die meisten Investoren erst am Anfang der Entwicklung spezifischer Verfahren zur Berichterstattung zu Klimarisiken stehen, zeigt der hohe Prozentsatz der Investoren, die sich auf Klimarisiken konzentrieren, wie zentral dieses Thema für die Portfolioziele vieler Investoren ist», sagt O'Brien.

Impact Investments

In der EMEA-Region berücksichtigen 81 Prozent der Anleger die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft bei ihren Anlageentscheidungen oder planen dies zu tun, was leicht über dem weltweiten Wert von 74 Prozent liegt. Von dieser globalen Gruppe von Anlegern, sind 61 Prozent der Meinung, dass Impact-Investitionen in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle für sie spielen werden. 45 Prozent geben an, dass sie von einer Impact-Investition die gleiche Rendite erwarten wie von einer vergleichbaren traditionellen Investition; 23 Prozent sehen das nicht so und 32 Prozent der Befragten sind neutral.

«Impact-Investitionen sind für viele Anleger noch neu, aber mit der zunehmenden Zahl und Vielfalt der Investitionen und der längeren Erfolgsbilanz werden sie immer wichtiger. Ausserdem werden die Investoren immer sachkundiger und vertrauter mit diesem Bereich», sagt O'Brien. «Die Allokation in Impact-Investments ist sowohl eine Frage der finanziellen Performance als auch der Glaubwürdigkeit - und beides können wir durch eine robustere und standardisierte Messung, Transparenz und Berichterstattung lösen.»

Von den Investoren, die sich auf Impact-Investitionen konzentrieren, bringen 48 Prozent Impact-Investitionen mit ihren Klimastrategiezielen in Einklang. Es überrascht daher nicht, dass Energieinnovationen (69 Prozent) und Infrastrukturprojekte (62 Prozent) zu den beliebtesten Impact-Investitionen gehören. Aber auch soziale Investitionen wurden ausgewählt, wobei 33 Prozent der Investoren Interesse an bezahlbarem Wohnraum.

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