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Im Westen nichts Neues

Bild: Unsplash
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Im Seilziehen um den Brexit bestätigt Ugo Lancioni von Neuberger Berman die Unsicherheit, welche die ganze Affiche umhüllt. Er rät, sich auf einen harten Brexit vorzubereiten.

12.02.2019, 10:50 Uhr

Redaktion: ase

"Jede Woche scheint im britischen Unterhaus ein neues Verfassungsdrama aufgeführt zu werden. Der geplante Austritt am 29. März rückt unterdessen immer näher", sagt Ugo Lancioni, Head of Global Currency bei Neuberger Berman. Vergangene Woche haben die Abgeordneten in London über eine Reihe von Ergänzungsanträgen zu einem Antrag der Premierministerin abgestimmt. Darin hatte sie die Abgeordneten um das Mandat gebeten, die Austrittsvereinbarung ändern zu können.

Die meisten Anträge wurden abgelehnt zwei fanden hingegen eine Mehrheit. Im Ersten heisst es, dass das Parlament einen Austritt aus der EU ohne eine Vereinbarung ablehne. Im anderen Antrag wurde verabschiedet, dass die Regeln zum "Backstop" für die Grenze zwischen Irland und Nordirland durch "alternative Absprachen" zu ersetzen seien.

Anreiz für eine Verzögerung
Zurzeit könne nichts ausgeschlossen werden. Es sei aber vorstellbar, dass die mangelnde Begeisterung für die Austrittsvereinbarung sowie auch für einen harten Brexit am Ende zu einem EU-Austritt nach dem 29. März führen. "Schon jetzt hat der Wahlkampf für die Europawahlen im Mai begonnen. Das Europaparlament muss einer möglichen Austrittsvereinbarung zustimmen, was einen zusätzlichen Anreiz für eine Verzögerung schafft, vielleicht um ein ganzes Jahr", schätzt Lancioni.

Er geht davon aus, dass das Pfund bei einem weichen Brexit um etwa 3% aufgewertet würde. Würde der Brexit ganz abgesagt, betrüge das Aufwertungspotenzial sogar 10%. Und bei einem harten Brexit könnte das Pfund um 10% fallen. Die Wahrscheinlichkeit eines weichen Brexits schätzt Lancioni auf 60% ein; die eines harten auf 30%. Eine Absage des Brexits beziffert er mit einer Wahrscheinlichkeit von 10%.

Ausgangsszenario bleibt ein harter Brexit
"Selbst wenn es am Ende zu einer Verhandlungslösung kommt, die britische Regierung einige ihrer roten Linien aufgibt oder der Brexit gar abgesagt wird, haben Unternehmen kaum eine andere Wahl, als sich auf einen harten Brexit vorzubereiten", meint Lancioni. Und genau das geschehe bereits: "Es wird noch weniger in Grossbritannien investiert, immer mehr Lieferketten sparen Grossbritannien aus, Arbeitsplätze gehen verloren", erklärt er. Es braue sich etwas zusammen aus Elementen eines harten sowie eines weichen Brexits.

Das Pfund scheine gemessen an langfristigen Kennzahlen wie der Kaufkraftparität unterbewertet, und einige britische Wirtschaftszahlen hätten sich verbessert, so Lancioni. Das liege aber an der grösseren Zahl von Touristen, angelockt durch das schwache Pfund und an der vorgezogenen Nachfrage infolge immer neuer Anreize, um die Folgen eines möglichen harten Brexits abzumildern.

Unsicherheit wird lange bestehen
"Letztlich bleibt die Unsicherheit bis Ende Februar und wohl auch darüber hinaus bestehen", denkt Lancioni. Zwei Drittel des britischen BIP würden auf den Konsum entfallen und ein Zehntel auf Unternehmensinvestitionen. Bis zum Stichtag blieben weniger als zwei Monate. "Wir müssen abwarten, ob Grossbritannien ein weicher Brexit gelingt, der die kurzfristigen wirtschaftlichen Schäden begrenzt oder ob uns eine Zeit mit deutlich weniger Investitionen und einem schwächeren Verbrauchervertrauen bevorsteht", fasst er zusammen.

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