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Da Vinci hilft bei der Konjunkturanalyse

Bild: Pixabay
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Der Erfolg unkonventioneller Denker zeigt, dass die Welt manchmal unberechenbar ist. Dieser Überzeugung ist Erik Knutzen, CIO Multi-Asset Class, von Neuberger Berman und beurteilt – inspiriert von Einstein und da Vinci – die mögliche Dauer des aktuellen Konjunkturzyklus.

05.09.2018, 15:35 Uhr

Redaktion: sif

"Zyklen enden nicht, weil sie in die Jahre kommen", kommentiert Knutzen. Auch wenn es fast zum guten Ton gehöre, das Ende des Konjunkturzyklus auszurufen, einfach nur weil er schon so lange dauert.

Knutzen wechselt also seine Perspektive und schaut nach Australien. Dort gab es schon seit 27 Jahren keine technische Rezession mehr. Ähnlich war es in den Niederlanden von 1982 bis 2008. Australien zeige, dass Konjunkturzyklen nicht einfach nur deshalb enden, weil sie schon lange andauern. Nötig sei ein Katalysator. "Zu Beginn des Zyklus fürchtete man einen Rückfall in die Rezession aufgrund mangelnder Dynamik. Heute haben wir Angst vor einem der gängigeren Auslöser für ein Ende des Aufschwungs: der Überhitzung."

Keine Anzeichen für einen Abschwung
Die traditionellen Überhitzungsindikatoren signalisieren, dass der Zyklus noch zwei oder drei Jahre dauern kann. Sowohl in den USA als auch in Europa sind die Arbeitsmärkte angespannt, doch die Lohninflation bleibt moderat. Den Zahlen aus dem zweiten Quartal zufolge haben die Unternehmensgewinne ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. "Zweifellos ist die Verschuldung hoch, doch es gibt noch keinerlei Anzeichen für Rückzahlungsprobleme, die oft den Abschwung einläuten", meint der Experte.

Die Unternehmensinvestitionen steigen, doch nach einer langen Zeit mit zu niedrigen Investitionen hätten wir es keinesfalls mit spekulativem Geld zu tun, das weissen Elefanten hinterherjage. Man dürfe nicht vergessen, meint Knutzen, dass die S&P-500-Unternehmen im ersten Quartal dieses Jahres so viele Aktien zurückgekauft haben wie noch nie, und selbst die flachen Zinsstrukturkurven sagen mehr über unser seltsames Verhalten nach dem Ende des Quantitative Easing aus als über die Politik der Notenbanken.

Perspektivenwechsel: Mögliche Gründe für einen längeren Zyklus
"Die klassischen Indikatoren sagen, dass dem Konjunkturzyklus noch zwei oder drei Jahre vergönnt sind. Aber könnte nicht vielleicht trotzdem etwas Ungewöhnliches passieren, das den Zyklus abkürzt oder auch verlängert?", fragt sich Knutzen. Er folgert, dass eine Überhitzung zweifellos die Folge der übertriebenen Stimulierung der US-Wirtschaft sein könnte, die für die Reifephase eines Zyklus sehr ungewöhnlich sei. Sie könnte deshalb in den klassischen Modellen zur Rezessionsprognose unberücksichtigt bleiben. Das Gleiche gelte für die möglicherweise inflationären Wirkungen eines grösseren Handelskonflikts nach Jahrzehnten der Globalisierung.

Daraus folge, dass eine Abkühlung den Konjunkturzyklus verlängern könnte. Ein möglicher Kandidat dafür wäre eine höhere Produktivität bei einer Erholung der Unternehmensgewinne. Ein anderer sei eine erfolgreiche Normalisierung der Geldpolitik, die die Inflation dämpft, ohne das Wachstum zu ersticken. "Gehen wir einen Schritt zurück und befassen wir uns mit den üblichen Indikatoren für Inflationsdruck, den Zinsen und den Wechselkursen. Dabei sind wir uns bewusst, dass der Inflationsdruck selbst unkonventionell sein kann oder die Sicherheitsventile, die für Entlastung sorgen."

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