18.09.2024, 08:47 Uhr
Das angeschlagene Solarunternehmen Meyer Burger versucht mit einem neuen Restrukturierungsprogramms den Befreiungsschlag. CEO und Finanzchef verlassen die Firma. Auch zahlreiche Mitarbeitende werden ihren Job verlieren.
Das Solarunternehmen Meyer Burger bereitet die Schliessung der Modulproduktion in Deutschland vor. Zudem braucht das Unternehmen viel frisches Geld. Entsprechend brach die Aktie ein.
Nach vorläufigen Zahlen erwartet Meyer Burger für das zurückliegende Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 135 Millionen Franken. Operativ erwartet das Unternehmen einen Verlust auf Stufe EBITDA in Höhe von mindestens 126 Millionen Franken. Grund für das schlechte Ergebnis seien Marktverzerrung in Europa, heisst es in einer Mitteilung.
Aufgrund der sich verschlechternden Rahmenbedingungen in Europa sieht sich Meyer Burger dazu veranlasst, die Modulproduktion im deutschen Freiberg einzustellen. Bis zu 500 Beschäftigte könnten dort ihren Job verlieren. Die Schliessung könnte bereits Anfang April 2024 erfolgen. Die endgültige Entscheidung werde jedoch erst in der zweiten Februarhälfte 2024 getroffen, heisst es.
Nicht betroffen von Schliessungen sei die Solarzellproduktion in Thalheim. Dagegen soll das Wachstum im US-Geschäft weiter vorangetrieben werden. Ferner habe Meyer Burger Gespräche mit potenziellen strategischen Partnern aufgenommen, um die Vermarktung der Technologie zu beschleunigen.
Die Cash-Position kam zum Jahresende 2023 bei lediglich rund 150 Millionen Franken zu liegen, heisst es weiter. Nach aktuellen Prognosen benötigt das Unternehmen jedoch Barmittel in Höhe von zirka 450 Millionen Franken, um einen positiven Cashflow zu erzielen. Hierzu stellte das Unternehmen verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Aussicht.
So sei Meyer Burger etwa in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über eine von Euler Hermes gedeckte Exportfinanzierung. Ferner habe das Unternehmen die erste Prüfphase für einen Advanced Manufacturing Production Credit sowie ein Darlehen des US-Energieministeriums erfolgreich durchlaufen. Auch Eigenkapitalfinanzierung- etwa eine Bezugsrechtsemission, Privatplatzierungen oder andere Formen eigenkapitalbasierter Finanzierung - seien weitere Optionen, heisst es.
Die Aktien von Meyer Burger notieren um 9.30 Uhr 32 Prozent tiefer auf gerademal noch 0,088 Franken. Die Titel des Solarmodulherstellers haben bereits im letzten Jahr rund zwei Drittel an Wert eingebüsst. In diesem Jahr stand bis zum gestrigen Schlussstand bereits wieder ein Minus von rund einem Drittel.
Die ZKB beurteilt die Lage als äusserst angespannt. Die Zahlen für 2023 lägen «weit unterhalb» der Schätzungen und die Bruttoliquidität dürfte nur noch «wenige Monate» ausreichen, heisst es in einem Kommentar. Der Ausgang der Verhandlungen zur Sicherung des Unternehmens seien unsicher, genauso wie das «Überleben des Unternehmens». Die Aktie sei nun ein «Höchstrisiko-Investment, bei dem ein Totalausfall nicht ausgeschlossen werden kann.»