23.08.2024, 09:11 Uhr
Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) hat in den ersten sechs Monaten 2024 klar mehr verdient. Den Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen erneut.
Der starke Arbeitsmarkt zwingt die US-Notenbank zu einer weiterhin restriktiven Geldpolitik, um Inflation zu bekämpfen. Dabei wird auch eine markante Wachstumsabschwächung in Kauf genommen. Der Aktienmarkt dürfte unter Druck bleiben, weshalb die Luzerner Kantonalbank (LUKB) unverändert zu einem Untergewicht von Aktien in einem gemischten Portfolio rät.
Im Vergleich zu allen anderen grossen Zentralbanken ist die Geldpolitik der US-Notenbank mit grossem Abstand am restriktivsten. "Das Risiko steht damit klar im Raum, dass die Fed-Politik eine Rezession in den USA auslöst, damit auch andere Länder belastet und den globalen Finanzsektor stark unter Druck setzt", erklärt LUKB-Stratege Thomas Härter in einem Marktupdate. Dieses Risiko sollte nicht dramatisiert, aber auch nicht vernachlässigt werden.
Das Lohnwachstum ist aufgrund einer starken Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin hoch. Die Unternehmen versuchen, die steigenden Lohnkosten auf die Verbraucher abzuwälzen, die Arbeitnehmer wiederum streben einen Inflationsausgleich resp. höhere Löhne an.
"Um diese drohende Lohn-Preisspirale zu verhindern, sind eine Konjunkturverschlechterung und ein Anstieg des Risikos, den Job zu verlieren verbunden mit einer tieferen Einstellungswahrscheinlichkeit leider notwendig", sagt Härter. Die Inflationsbekämpfung dürfte somit eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik und eine Verschlechterung des Arbeitsmarkts erfordern.
Härter verweist dabei auf einen strukturellen Faktor, der oft unterschätzt wird: Der Alterspyramiede ist in den USA ist wie in anderen westlichen Industrieländern durch die «Baby- Boomer»-Generation der zwei Nachkriegsjahrzehnte gekenntzeichnet.
Das Verhältnis derjenigen, die sich im Arbeitsalter befinden, zu denjenigen, die im Ruhestand sind, nimmt jährlich zu.
Laut Härter dürfte deshalb ein genereller Lohnanstiegsdruck auf uns zukommen. Die schrumpfende relative Zahl der Arbeitenden produziert nicht nur für sich selbst, sondern auch für die immer grössere Zahl der Pensionierten Güter und Dienstleistungen. Somit erschwert sich die Inflationsbekämpfung durch die Zentralbanken in allen Ländern mit einer vergleichbaren Bevölkerungspyramide. Es drohten deshalb in Zukunft bei gleich guter Konjunkturlage generell höhere Inflationsraten, so der LUKB-Stratege.
Das beste Szenario wäre die «sanfte Landung», bei welcher sich das Wachstum genügend verlangsamt um die Inflation zu drücken, ohne dass es aber zu einer Rezession kommt. Sowohl Aktien als auch Bonds würden davon profitieren.
Das ungünstigste Szenario wäre die Stagflation: Die Zinsen steigen weiter und die Wirtschaft fällt in eine Rezession, die Inflation geht jedoch nicht nennenswert zurück. Aktien und Bonds kämen beide unter Druck. Dazwischen liegt das volle Spektrum alternativer Szenarien, die Aktien und Anleihen auch in gegensätzliche Richtungen bewegen können.
Ähnlich wie die USA leiden viele Länder in Europa derzeit unter zweistelligen Inflationsraten. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten wird Europa jedoch zusätzlich durch stark verminderte Lieferungen von Rohstoffen und Energie aufgrund von Sanktionen gegen und Lieferstopps durch Russland belastet.
Die US-Wirtschaft muss zwar auch die gestiegenen Preise der Rohstoffe und Energieträger verdauen, aber die Mangellage ist geringer. Wie Härter ausführt, ist die europäische Konjunktur deshalb von grösseren Wachstumsrisiken bedroht und verkraftet eine restriktive Geldpolitik weniger gut als die USA, obwohl die Inflationsraten höher sind.
Das bringt die Europäische Zentralbank (EZB) in eine besonders verzwickte Lage: Würde sie im Gegensatz zur restriktiven Fed eine zu lockere Geldpolitik betreiben, weiterer Abwärtsdruck auf den Euro und Kapitalabflüsse aus dem Euroland. Auch deshalb werde die EZB weitere restriktive Schritte der US-Notenbank zumindest teilweise nachvollziehen müssen, wenn vielleicht auch weniger aggressiv und zeitlich verzögert. Dies könnte die Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkte zusätzlich belasten, meint Härter.
Die Luzerner Kantonalbank hält es unter diesen Umständen generell für verfrüht, um Aktien neutral zu gewichten, trotz deutlicher Kursverluste und erheblich besserer Bewertung (vgl. Grafik). Sie empfiehlt weiterhin ein deutliches Untergewicht von Aktien in einem gemischten Portfolio.
"Die Unsicherheit dürfte vorerst sehr hoch bleiben", ist ihr Fazit. Anleger sollen umgekehrt nicht in Panik, sondern ihrer Anlagestrategie treu bleiben.
Bei Anleihen sollten Unternehmen und Länder mit hoher Verschuldung gemieden werden. Die Bonität von Anleihen sollte "über alle Zweifel" erhaben sein. Der US-Dollar dürfte weiterhin zur Stärke tendieren, während der Euro unter Druck bleibt. Währungen hoch verschuldeter Länder sollten ignoriert werden.