14.12.2022, 10:29 Uhr
Der britische Asset Manager hat eine Leiterin für den Aktienbereich und einen Leiter fürs Fixed Income ernannt. Die beiden Funktionen werden die bisherigen Positionen des Chief Investment Officers und des Deputy...
In den kommenden Wochen ziehen die Kapitalmarktexperten von Jupiter Asset Management ein Resümee aus den vergangenen zwölf Monaten und wagen einen Ausblick auf das Investmentjahr 2017. Der zweite Teil kommt von Stephen Mitchell, Head of Strategy, Global Equities und Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV.
Fiskalpolitik löst erschöpfte Geldpolitik ab
Stephen Mitchell, Head of Strategy, Global Equities bei Jupiter AM
Anfang 2016 fragten wir uns, ob Fiskalpolitik als eine gewisse Wachstumsstütze fungieren könne, und es scheint, dass wir nun die Antwort haben. Kanada war eines der ersten Länder, die durch umfangreiche Infrastrukturausgaben im März-Haushalt solch einen Kurs einschlugen. Südkorea folgte rasch, doch erst der Wahlsieg von Donald Trump sollte sich als wahrer Impulsgeber erweisen. Wenn Trump einige der Versprechen wahrmacht, die ihm den Sieg gesichert haben, können wir von ehrgeizigen Steuerreformen und Infrastrukturausgabeprogrammen in den USA ausgehen.
In Grossbritannien dürften sich ähnliche fiskalpolitische Anreize abzeichnen, um die Wirtschaft des Landes bei der Umsetzung des Brexit zu unterstützen. Diese hat durchaus ihre Stärken und sollte sich behaupten können. Dienstleistungen stellen den grösseren Teil der britischen Wirtschaft dar und das Land beheimatet einige namhafte Unternehmen aus Medien und Werbung, Technologie und Finanzen. Ausser im Falle eines Hard Brexit sollte sich das Pfund von seinem leicht unterbewertet erscheinenden Niveau erholen können.
Inflation kommt zurück und stützt Value-Aktien und Finanzwerte
In den Industrieländern ist der Wechsel von einer Sparpolitik hin zu einer Politik der fiskalpolitischen Anreize in vollem Gange. Vermutlich läuft dies auf eine Phase moderat steigender Inflation hinaus und vertreibt das lange umhergehende Gespenst der Deflation. Dieses grössere Ereignis sorgt bereits für Unruhe an überbewerteten Anleihemärkten und wird sich 2017 höchstwahrscheinlich fortsetzen. Anleiherenditen müssen ein nachhaltigeres Niveau finden, um langfristige Käufer wie Pensionsfonds und Staatsfonds anzuziehen. 10-jährige US-Staatsanleihen sollten dafür eine Rendite von etwa 3 Prozent erzielen, was nicht allzu weit von ihrem heutigen Niveau entfernt ist. In Europa und Grossbritannien verhält es sich anders. Anleihen müssen sich deutlich stärker erholen von nahe Null , um nachhaltige Niveaus zu erreichen. Das Ausmass der Inflationsentwicklung ist daher von entscheidender Bedeutung. Value-Aktien entwickeln sich in der Regel besser als Growth-Aktien, wenn Anleiherenditen anfangen zu steigen. Das sollte insbesondere für Finanzunternehmen im Jahr 2017 gelten.
Vor diesem Hintergrund werden die Industrieländer vermutlich weiter leicht wachsen, wenn die fiskalpolitischen Massnahmen auf den Weg gebracht werden. Die Aktienmärkte sollten 2017 steigende, geringe einstellige Renditen bieten, möglicherweise durch Entwicklungen auf den Anleihemärkten leicht gedämpft. Insofern als globale Marktführer mit solidem organischem Wachstum und dividendenzahlende Unternehmen mit Blick auf das kommende Jahr möglicherweise eine weiterhin gedämpfte Entwicklung erleben, könnten sie weiterhin eine Chance für langfristige Anleger wie wir es sind darstellen. Ebenso wie Unternehmen in Schwellenländern, die in Ländern mit guten demographischen Daten tätig sind. Ein Umfeld höherer Zinsen sollte sich günstig auf globale Finanzaktien auswirken und wir behalten andere Sektoren im Auge, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie von erhöhten Infrastrukturausgaben profitieren, wie Industrieunternehmen.
Schwellenländer: vorsichtiger Optimismus
Die Prognose für Schwellenländer fällt weitgehend positiv aus, obwohl die dortigen Aktienmärkte negativ auf den Wahlsieg von Trump reagieren. Die Inflation wird durch niedrige Rohöl- und Lebensmittelpreise gedämpft, obwohl sich der Rohölpreis 2017 auf USD 6570 pro Barrel erhöhen könnte, gestützt durch Investitionskürzungen in drei aufeinanderfolgenden Jahren seitens grosser Ölkonzerne. Russland und Indien dürften weitere Zinssenkungen vollziehen und China hat sein Wachstum stabilisiert, während der Dienstleistungssektor weiter rasch wächst. Brasilien sieht sich 2017 der grössten Herausforderung gegenüber, indem es seine aufgeblähten Staatsausgaben zurückfahren muss. Zinssätze in den Schwellenländern fielen meist deutlich im Laufe der vergangenen 18 Monate. Dies dürfte nun zu einer Verbesserung des Wirtschaftswachstums führen, da sich solch eine Wirkung in der Regel mit 12 Monaten Verzögerung zeigt.
Der Finanzsektor könnte 2017 florieren
Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV
Globale Bankaktien haben insgesamt positiv auf den Sieg von Donald Trump reagiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung dieses Trends hängt grösstenteils davon ab, ob der neugewählte Präsident und sein Team jene Massnahmen umsetzen, die die Geschäftswelt als sinnvoll und hilfreich einstuft und gleichzeitig von ihren eher umstrittenen Plänen wie der Verhängung von Handelszöllen gegen China abrücken werden. Wenn sie tatsächlich umgesetzt werden, sollten Massnahmen wie Unternehmenssteuersenkung, geringere Steuern für sehr vermögende Privatpersonen, höhere Ausgaben für Infrastrukturprojekte sowie weniger Regulierung durch Überarbeitung bzw. Aufhebung des Dodd-Frank-Gesetzes den Aktienmärkten und insbesondere Banken zugutekommen.
Die UBS ist ein gutes Beispiel für die positiven Auswirkungen solcher Massnahmen. Die Bank erwirtschaftet mehr als 40 Prozent ihrer Erträge in den USA und sehr vermögende Privatpersonen mit einem Anlagevermögen von mindestens USD 30 Mio. stellen einen kleinen, aber entscheidenden Teil ihrer amerikanischen Kundenbasis dar. Jegliche Steuersenkungen könnten dazu führen, dass die UBS-Kunden stärker auf die Beratungsleistungen der Bank zurückzugreifen. Eine Senkung der Unternehmenssteuer würde die Gewinne der Bank steigern und Regulierungslockerungen könnten nicht nur Kosten reduzieren, sondern auch zu höheren Barausschüttungen an die Aktionäre führen, entweder in Form höherer Dividendenzahlungen oder grosszügigerer Aktienrückkaufprogramme. Mit weniger Regeln könnten Banken zudem in der Lage sein, mehr Risiken einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen, wenn auch innerhalb strenger Vorgaben.
Auf allgemeinerer Ebene dürften Steuersenkungen und grössere Infrastrukturausgaben zu höherer Inflation in den USA führen. Anleger scheinen sich offensichtlich auf diese Eventualität eingestellt zu haben, betrachten wir den kürzlich stattgefundenen Abverkauf von Staatsanleihen und die gestiegenen Aktienkurse von Unternehmen.
Bank und Finanztechnologieunternehmen von höchster Beliebtheit
Mit Blick auf das Jahr 2017 bleiben Aktien des Finanzsektors unserer Ansicht nach relativ günstig im Vergleich zu ihrem historischen Durchschnitt. Ja, insbesondere Bankaktien sind in Erwartung einer höheren Inflation gestiegen, aber es liegt noch ein längerer Weg vor ihnen, bis ihr Kurs ihren wahren Wert widerspiegelt. Wie bereits erwähnt, ist die UBS eine Bank, die sich in einem Umfeld höherer Inflation und höherer Zinsen gut entwickeln könnte, doch wir wollen uns auch in Unternehmen positionieren, die nicht nur eine vernünftige Dividendenpolitik, sondern auch ein gutes Wachstumsprofil zu bieten haben. Das kommende Jahr könnte möglicherweise auch für Banken wie Barclays, Goldman Sachs oder JP Morgan ein gutes Jahr werden.
Im Übrigen dürfte das Klima für Finanztechnologieunternehmen 2017 rauer werden, nachdem sie sich jahrelang höchster Beliebtheit an den Aktienmärkten erfreut hatten. Einige Gewinnmitnahmen sind hier zu erwarten, doch wir sind weiterhin der Auffassung, dass diese Unternehmen eine attraktive, langfristige Anlagemöglichkeit darstellen.
Es ist gar zu leicht, sich eine rosige Zukunft für den Finanzsektor auszumalen, während man dabei leicht vergisst, dass sich einige von Trumps Plänen als wahre Herausforderung erweisen könnten. Befürchtungen hinsichtlich der geopolitischen Strategie des neugewählten Präsidenten, seine Androhung von Strafzöllen auf chinesische Waren, die angedachte Überarbeitung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA und die millionenfache Ausweisung von illegalen Einwanderern könnten allesamt für höhere Volatilität an den Märkten sorgen und in manchen Fällen dem globalen Wirtschaftswachstum schaden. Glaubt man allerdings daran, dass viele von Trumps Plänen lediglich Imponiergehabe sind und er instinktiv zum Wohle der Wirtschaft handeln wird, dann kann man die gegenwärtige freudige Aufregung rund um Finanztitel durchaus rechtfertigen und argumentieren, dass der Baissemarkt für diesen Sektor endgültig hinter uns liegt.