14.12.2022, 10:29 Uhr
Der britische Asset Manager hat eine Leiterin für den Aktienbereich und einen Leiter fürs Fixed Income ernannt. Die beiden Funktionen werden die bisherigen Positionen des Chief Investment Officers und des Deputy...
Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond SICAV, analysiert die beunruhigende Geldpolitik der US Federal Reserve und die anhaltende Krise in Griechenland. Positiv wertet er Zypern, Australien und Indien.
Eine zugeknöpfte US Federal Reserve und unerledigte Aufgaben in Griechenland werden auf den Anleihemärkten weiterhin für Beunruhigung sorgen. Australische Staatsanleihen hingegen könnten eine Möglichkeit zur Risikominderung darstellen und Länder wie Zypern und Indien bieten ausgewählte Anlagechancen.
Der schärfere Tonfall der Fed bei der Veröffentlichung ihrer Leitlinien hat die allgemeine Nervosität bezüglich des Ausblicks für die US-Geldpolitik noch gesteigert - und sich als Problem für die Anleihemärkte erwiesen. Infolgedessen hat sich das Risiko einer geldpolitischen Fehlentscheidung unserer Ansicht nach erhöht.
Dennoch betrachten wir eine mögliche Zinserhöhung im kommenden September nicht als Verkaufssignal für Anleihen. Wir glauben, das Aufwärtspotenzial des globalen Wachstums und der Inflation ist in einem Umfeld begrenzt, in dem hohe Schuldenstände und alternde Bevölkerungen in weiten Teilen der entwickelten Welt wohl weiterhin ein großes Hemmnis darstellen werden. Zudem sind in den USA viele Anzeichen für eine "gute Deflation" wie etwa effizientere Geschäftsprozesse festzustellen. Diese haben dafür gesorgt, dass der Inflationsdruck bisher im Zaum gehalten wurde. Wir rechnen nicht damit, dass die Weltwirtschaft in der Lage wäre, deutlich höhere Zinsen zu verkraften und erwarten daher, dass eine Straffung der globalen Zinspolitik schrittweise erfolgen wird. In diesem Zusammenhang bleiben wir weiterhin positiv für den US-Dollar.
Griechenland-Sage setzt sich fort
Die unendliche Griechenland-Geschichte wird unterdessen weiter die Schlagzeilen bestimmen und für Phasen erhöhter Volatilität bei Unternehmensanleihen sowie bei Staatsanleihen aus Peripherieländern sorgen. In den nächsten Monaten wird es wohlmöglich zu weiteren Konflikten zwischen Griechenland und seinen Geldgebern kommen. Daher haben wir vor der dortigen Parlamentsabstimmung am 15. Juli auf unsere Position in griechischen Staatsanleihen Gewinne mitgenommen. Letzten Endes erwarten wir, dass die negativen Folgen eines Grexit in Anbetracht der Tatsache, dass das Land weniger als zwei Prozent des europäischen BIP ausmacht und der Großteil seiner Staatsanleihen vom öffentlichen Sektor gehalten wird, wohl kaum das Ausmaß der Lehman-Pleite erreichen wird.
Ein Ausverkauf bei Staatsanleihen aus Peripherieländern (wie in Spanien, Italien und Portugal) könnte zu aggressiveren Interventionen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) führen, um die Renditen unter Kontrolle zu halten. Infolgedessen halten wir es für vernünftig, eine starke Gewichtung auf mittel- bis langfristige Staatsanleihen mit AAA-Rating vorzunehmen, mit dem Ziel einer Minderung der deflationären Extremrisiken.
Positive Zeichen für zypriotische Staatsanleihen
Der Ausblick für zypriotische Staatsanleihen, die wir unserem Portfolio in diesem Jahr hinzugefügt haben, gefällt uns. Im Gegensatz zu dem in Griechenland herrschenden Durcheinander scheint Zypern mit seinem Reformprogramm auf Kurs zu liegen. Hauptursache für die Zypern-Krise im Jahr 2012 war nicht die Kreditaufnahme durch den Staat, sondern der überhöhte Verschuldungsgrad des Finanzsektors. Und nicht nur die Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren kräftig erholt, auch der Bankensektor wurde seither erfolgreich rekapitalisiert. Obwohl die Staatsverschuldung auf einem hohen Niveau verharrt, hat sich die Haushaltsentwicklung verbessert. Der Inselstaat verstößt nicht mehr gegen die Auflagen des Verfahrens bei einem übermäßigen Defizit - im Gegensatz zu einigen seiner größeren Pendants. Die Anleihen bieten derzeit eine relativ hohe Rendite unter staatlichen Emittenten und werden möglicherweise für das quantitative Lockerungsprogramm der EZB in Betracht gezogen.
Indien weiter vorne bei Schwellenländer-Engagements
Unser Ausblick für die Schwellenländer bleibt zurückhaltend, insbesondere für China, deren Konjunkturdaten erneut enttäuschend ausfielen. Unsere Einschätzung basiert auf den schwachen wirtschaftlichen Fundamentaldaten über die gesamten Emerging Markets hinweg sowie auf unserer positiven Einschätzung für den US-Dollar, der für Spannungspunkte in bereits verschuldeten Volkswirtschaften sorgen könnte.
Indien ist eine beachtenswerte Ausnahme von dieser Einschätzung. Unsere Anleihepositionen in Lokalwährung basieren auf einer anziehenden Konjunktur und unserer Überzeugung, dass weitere Zinssenkungen wahrscheinlich sind. Darüber hinaus importiert Indien einen Großteil der Energie, die das Land benötigt, daher dürften sich anhaltend schwache Ölpreise als positiv erweisen. Weiterhin verfügen wir in den Schwellenländern über ausgewählte Positionen in kurzfristigen russischen Papieren in den Sektoren Energie und Rohstoffe, darunter Gazprom und Lukoil. Die Abneigung von Anlegern gegenüber Russland seit Beginn des Ukrainekonflikts bedeutete, dass wir in der Lage waren, Unternehmen zu finden, deren Bilanzen unserer Ansicht nach so stark sind wie diejenigen von Unternehmen mit AA- oder A-Rating. Jedoch wurden diese Anleihen zu Renditen gehandelt, die typischerweise eher zu Anleihen mit BB- oder B-Rating passen.
Australische Staatsanleihen gewinnen an Wert
Australische Staatsanleihen (abgesichert) sind eine Kernposition innerhalb des Portfolios. Die Zinssenkung der Reserve Bank of Australia um 0,25 Prozent im Mai untermauert unsere Investitionen in die währungsgesicherten Anleihen des Landes und wir schätzen den Ausblick für die Binnenkonjunktur nach wie vor negativ ein. Unsere Einschätzung basiert auf einem niedrigen Niveau der Unternehmensinvestitionen, schwachen Kohle- und Eisenerzpreisen, einem nicht wettbewerbsfähigen Wechselkurs und geringem Einkommenswachstum. Wir glauben, dass die konjunkturelle Abkühlung in China die australische Wirtschaft weiter belasten wird, während die starken Staatsfinanzen darauf hindeuten, dass die Sorge hinsichtlich einer möglichen Herabstufung Australiens überzogen ist. Eine erhebliche Verschlechterung der Fundamentaldaten müsste eintreten, damit es zu einer Herabstufung käme. Unserer Ansicht nach schneidet Australien bei den Kennzahlen bezüglich seiner Verschuldung derzeit im Vergleich zu anderen führenden Industrieländern ausgesprochen gut ab.