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Renaissance europäischer Aktien

Wahid Chammas, Europa-Experte bei Janus.
Wahid Chammas, Europa-Experte bei Janus.

Europäische Aktien sind attraktiv wie nie: Die Makrodaten lassen eine Erholung der Eurozone erwarten und die Unternehmen stehen in den Startlöchern. Sie haben gelernt, auch in schweren Zeiten ihre Gewinne zu steigern. Aktuelle Markteinschätzungen von Wahid Chammas, Europa-Experte bei Janus.

06.11.2013, 16:26 Uhr

Redaktion: dab

Die Eurozone kehrt zum Wachstum zurück. Das zeigen die europäischen Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im zweiten Quartal. Und auch die anderen Indikatoren wie Produktions- und Dienstleistungsdaten, der Einkaufsmanagerindex (PMI), die Daten zur Industrieproduktion (IP), die Einzelhandelsumsätze sowie Stimmungsindikatoren weisen auf einen positiven wirtschaftlichen Trend in ganz Europa hin.

„Deutschland, Grossbritannien und die skandinavischen Länder wachsen jetzt mit derselben Geschwindigkeit wie die USA“, stellt Wahid Chammas, Europa-Experte bei Janus, fest. Frankreich hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert, während Italien und Spanien sich zumindest einem Nullwachstum nähern. Die Benelux-Staaten entwickeln sich stabil, während in Ländern wie Österreich und Polen ein leichter Aufwärtstrend der PMI-Daten zu einem BIP-Wachstum von etwa 1 bis 2 Prozent geführt hat. Auch andere kleine Länder an der EU-Peripherie konnten ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern: So verzeichnete Irland auf das Jahr gerechnet ein Wachstum von mehr als 1 Prozent, Portugals Wachstumsrate betrug im zweiten Quartal 1,1 Prozent. „Und auch für Griechenland dürfen wir ab Anfang des nächsten Jahres endlich ein leichtes Wachstum erwarten“, meint Chammas.

Diese Daten kommen in einer Situation, in der die Europäische Zentralbank (EZB) noch Spielraum zum Erwerb von Anleihen hat. Darüber hinaus haben die Rückzahlungen von Langfrist-Tendern (LTRO) durch Banken bereits geholfen, die Bilanz der EZB um 60 Prozent zu schrumpfen. „Das könnte zu einem weiteren Programm mit Fokus auf mittelständische Unternehmen und Asset Backed Securities führen“, glaubt der Experte.

Wie positiv die jüngsten Wirtschaftsdaten in dieser Situation aufgenommen wurden, zeigt die Entwicklung des Citigroup Economic Surprise Index für die Eurozone. Dieser Index vergleicht veröffentlichte wirtschaftliche Daten mit den Markterwartungen und stieg zuletzt stark an. „Natürlich sind wir uns des anhaltenden Gegenwinds für die Region bewusst“, sagt Fondsmanager Chammas. „Dennoch sind wir begeistert von der Vielzahl der Möglichkeiten, die europäische Aktien bieten.“ Denn die Erholung zeichne sich zu einer Zeit ab, in der die europäischen Unternehmen nicht nur günstiger bewertet, sondern auch besser aufgestellt sind als je zuvor. In der Vergangenheit haben die Märkte europäische Firmen für ihre geografische Lage abgestraft. Kontinentaleuropäische Aktien befinden sich im Vergleich zu anderen Aktienindizes wie dem S&P 500 auf dem tiefsten Stand in den vergangenen 40 Jahren. Im Vergleich mit festverzinslichen Wertpapieren sind sie besser bewertet als jemals zuvor. Zudem haben die Unternehmen in den letzten Jahren solide gewirtschaftet.

Nach Chammas’ Einschätzung: „Europa ist so niedrig verschuldet wie nie zuvor. Die Unternehmen nutzen derzeit fast zu wenig Fremdkapital.“ Die jüngste Periode negativen Wachstums in Europa habe das Wachstumspotenzial der Unternehmen auf vielfältige Weise verbessert, meint der Experte. Seit einiger Zeit operieren sie in einem von langsamem Wachstum geprägten Umfeld. Trotz dieser widrigen Umstände ist es vielen europäischen Firmen gelungen, ihre Gewinne zu erhöhen. Denn mit Verweis auf die zahlreichen staatlich beschlossenen Sparprogramme fällt es auch ihnen leichter, Kostensenkungsmassnahmen zur Steigerung von Produktivität und Rentabilität leichter durchzusetzen. „Noch sind die Gewinnspannen und Eigenkapitalrenditen in den USA höher“, sagt Wahid Chammas. „Doch derzeit nehmen europäische Unternehmen von Banken bis hin zu Industriekonzernen opportunistisch Gelegenheiten wahr, um Produktivität und Margen zu verbessern und zu den US-Unternehmen aufzuschliessen.

“Er sieht noch einen weiteren Vorteil: Die Umsätze der im MSCI Europe Index enthaltenen Unternehmen sind über viele Regionen diversifiziert, 54 Prozent der Erträge stammen aus Übersee. Diese globale Erwerbsstruktur bedeute, dass viele Unternehmen vor wirtschaftlichen Problemen in einer Region geschützt sind, da sie trotzdem hervorragende Chancen haben, in einer anderen Region weiterhin Gewinne zu erzielen. Eine Investition in Europa biete deshalb auch die Möglichkeit, vom globalen Wachstum zu profitieren. „Anleger sollten nicht vergessen, dass Unternehmen keine Wirtschaftsräume sind“, bilanziert Chammas. „Europäische Firmen werden bereits seit Dekaden mit einem heftigen Bewertungsabschlag gehandelt – doch sie haben viele Möglichkeiten, für Überraschungen zu sorgen.“

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