23.08.2017, 13:11 Uhr
Die Dividenden kletterten weltweit im 2. Quartal 2017 auf den höchsten je registrierten Wert. Die zwei grössten Dividendenzahler stammten aus der Schweiz.
US-Vermögensverwalter Janus sieht vor allem bei europäischen Instituten gute Anlagechancen. Die Führungsteams vieler Banken in Europa treiben derzeit sehr aggressiv ihre Restrukturierungsanstrengungen voran, um auf die Anforderungen der neuen Eigenkapitalregeln und auf einen weiteren, in der zweiten Jahreshälfte anstehenden Stresstest vorbereitet zu sein. Zu dieser Einschätzung kommt Rachel Young, Kreditanalystin des US-Vermögensverwalters Janus Capital in ihrem aktuellen Ausblick.
Es gibt starke Anzeichen dafür, dass die europäischen Banken ernsthaft in ihren Bilanzen aufräumen, beobachtet Young. Wir gehen daher davon aus, dass die Erholung des gesamten Finanzsektors weiter erkennbar voranschreitet. Daraus ergeben sich vor allem für Anleiheinvestoren Einstiegsgelegenheiten. Europäische Bankanleihen bieten derzeit sehr attraktive risikoadjustierte Renditechancen, ist Kreditanalystin Young überzeugt. Das gilt ihrer Einschätzung zufolge vor allem für Schuldtitel britischer, spanischer und irischer Banken.
In Grossbritannien sind die Finanzaufseher in etwa so konsequent vorgegangen wie in den USA. Viele Institute dort sind daher schon weit vorangekommen und haben die Risiken in ihrem Geschäftsmodell gesenkt, so Young. Der Finanzsektor in Irland hat sich nach der scharfen Krise konsolidiert und rekapitalisiert und nun zeigen wichtige Indikatoren wie etwa die Qualität der Kreditportfolios der Banken und die Liquidität nach oben. Und der spanische Bankenmarkt schliesslich habe einen radikalen Schrumpfungsprozess unter anderem auch in Folge einer Immobilienkrise im Land hinter sich gebracht. Aus ehemals 50 grossen Instituten vor der Krise seien mittlerweile nur noch zehn geworden. Das wird die Wettbewerbsfähigkeit der verbliebenen Häuser erheblich verbessern, schätzt Young. Freilich bleibe das Risiko, dass das Management einzelner Institute ihre Bemühungen etwas zurückfahren, nachdem sich die Situation an den Kapitalmärkten nach den turbulenten Jahren zuvor wieder etwas entspannt hat. Und auch den weiteren Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) als eine der zentralen Regulierungsinstitutionen für den Bankensektor sollten die Bondinvestoren nach Einschätzung der Janus-Expertin aufmerksam verfolgen.
Im weltweiten Vergleich stünden heute vor allem US-Institute in puncto Kapitalausstattung, Liquiditätskennziffern und der Qualität ihres Kreditportfolios in vielen Fällen besser da als noch vor der Krise. Viele europäische Wettbewerber hinkten demgegenüber zwar noch zurück, seien jedoch dabei aufzuholen. Vor allem die US-Institute müssen aufgrund strengerer Aufsichtsregeln in naher Zukunft extrem hohe Kapitalstandards einhalten und schon jetzt liegen die Liquiditätskennziffern etwa im Einlagengeschäft auf Rekordniveau, so Rachel Young. Auch die Ausfallraten in vielen Bereichen des Kreditgeschäfts sind Young zufolge auf historisch niedrigem Niveau. Das gibt den Instituten die Möglichkeit, ihre Bilanzen aufzuräumen.
Europäische Institute mit globaler Präsenz sähen sich dabei den gleichen Herausforderungen wie ihre US-Wettbewerbern ausgesetzt. Der Abstand in Sachen Restrukturierung gegenüber ihrer transatlantischen Konkurrenz ist vor allem damit zu erklären, dass die Institute in Europa sehr viel stärker von der Krise staatlicher Schuldner betroffen waren, so die Janus-Expertin. Die Institute erholen sich, aber diese Phase ist eben noch nicht abgeschlossen. Dazu komme, dass es keine einheitliche Finanzaufsicht gab und auch so lange nicht geben wird, bis 2015 aller Wahrscheinlichkeit nach die neue Bankenunion starten wird.