23.08.2017, 13:11 Uhr
Die Dividenden kletterten weltweit im 2. Quartal 2017 auf den höchsten je registrierten Wert. Die zwei grössten Dividendenzahler stammten aus der Schweiz.
Der japanische Yen hat in den vergangenen Monaten gegenüber wichtigen Weltwährungen deutlich an Wert verloren. Dadurch haben sich die Wettbewerbschancen der traditionell exportorientierten japanischen Volkswirtschaft deutlich verbessert. Der Aktienmarkt in Tokio hat damit Aufwärtspotenzial bekommen und bietet Anlegern nach Einschätzung der Experten von Janus Capital interessante Einstiegsmöglichkeiten.
Mit seinem Amtsantritt im vergangenen November hat der neue Premierminister Shinzo Abe die Bank of Japan in ungewöhnlicher Konsequenz zu einer Lockerung ihrer Geldpolitik unter Inkaufnahme einer Inflation von bis zu zwei Prozent verpflichtet, erklärt Adam Schor, Director Global Equities bei Janus Capital. Auf diese Weise will Abe die seit Jahrzehnten andauernde Deflationsphase, in der die japanische Volkswirtschaft steckt, beenden.
Wirtschaftlicher Aufschwung in Japan
Die Gewinnaussichten vieler japanischer Konzerne im Exportgeschäft sind mit dem schwachen Yen in Folge des Kurswechsel der Bank of Japan erheblich gestiegen, was dem Aktienmarkt positive Impulse von realwirtschaftlicher Seite verschafft. Wenn der Aktienmarkt in Schwung kommt, wird die Wirtschaft folgen, ist sich Schor sicher, dieses Phänomen haben wir bereits Ende 2005 und im Zuge der Finanzkrise 2008 beobachtet. Dem Janus-Experten zufolge sprechen ausserdem zwei weitere Faktoren dafür, dass Abe die Deflation erfolgreich bekämpfen kann und es am Aktienmarkt weiter aufwärts geht: Erstens verfügen die japanischen Konsumenten über vergleichsweise höhere Ersparnisse als in anderen Industrieländern. Zweitens sind institutionelle Investoren am Aktienmarkt unterinvestiert, während sie japanische Staatsanleihen in ihren Portfolios übergewichten. Zieht jedoch die Inflation an, drohen Einbussen bei Rentenpapieren, so dass viele Institutionelle ihre Gelder in Aktien umschichten werden.
Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass sich der wirtschaftlich Aufschwung durch anstehende Steuererhöhungen verzögert oder zumindest verlangsamt. Und auch Abe hat seine Position politisch noch nicht völlig gefestigt. Zudem sind die Kurse an der Börse in Tokio seit Anfang Dezember vergangenen Jahres bereits um gut ein Drittel gestiegen. Einige Branchen, die ebenfalls von einem schwachen Yen profitieren, hinken dem Aufschwung allerdings hinterher, beobachtet Schor. Dazu gehören zum Beispiel viele Aktien von Maschinenbauunternehmen. Wir denken, dass die Investoren den Währungseffekt übersehen haben, weil viele dieser Konzerne ohnehin schon sehr hohe Margen erzielen, sagt der Janus-Experte. Doch durch die Abwertung des Yens gegenüber dem Euro können sie nun gerade gegenüber ihren wichtigsten Wettbewerbern aus Deutschland auf dem Weltmarkt punkten.
Gute Anlagechancen bestehen dem Janus-Analysten zufolge auch bei japanischen Immobilienentwicklern. Wir rechnen damit, dass die Immobilienpreise deutlich anziehen werden, wenn die Inflationsraten auch nur moderat steigen. Viele Immobiliengesellschaften besitzen ganze Blocks in attraktiven Lagen. Mitsubishi Estate zum Beispiel gehören rund 60 Prozent der Liegenschaften in Tokios Geschäftszentrum nahe des Hauptbahnhofs, weiss Schor, Steigen die Häuserpreise, werden auch die Mieten in diesen Bezirken rasch anziehen.
Im Land der aufgehenden Sonne sind schon mehrfach die Hoffnungen auf einen nachhaltigen Aufschwung zerplatzt. Doch wenn Abes Strategie aufgeht, sind die Chancen gross, dass das Land nach rund zwanzig Jahren die Deflationsspirale verlässt. Anleger sollten die weitere Entwicklung in Japan jedenfalls aufmerksam verfolgen, empfiehlt der Janus-Experte.