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"Die Fed-Politik ist gefährlich"

Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco
Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco

Nach den Kurseinbrüchen stellt sich die Frage, ob der Schrecken vorbei ist. Kristina Hooper von Invesco geht erst den Ursachen auf den Grund, bevor sie dazu eine Prognose in den Raum stellt. Die von ihr genannten Gründe für die Korrektur – die Normalisierung der Fed-Geldpolitik und die Handelspolitik –bergen auch weiterhin ein Risiko.

19.10.2018, 13:02 Uhr
Notenbanken

Autor: ase / sif

Die Talfahrt der globalen Aktienmärkte begann bereits vor dem Ausverkauf in der vergangenen Woche, als die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe (Treasury) stark anstieg, erklärt Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco. Diesem Anstieg waren vermeintlich restriktive Kommentare des Fed-Vorsitzenden Jay Powell zum Monatsanfang vorausgegangen. "Mit seiner Aussage, dass wir aktuell wahrscheinlich noch weit von einem neutralen Zinsniveau entfernt seien, überraschte Powell die Märkte, da viele davon ausgehen, dass wir uns einem neutralen Zinsniveau annähern", führt Hooper weiter aus.

Kontroversen um Politik der Fed
"Ich glaube zwar nicht, dass die Fed 'verrückt geworden ist', wie US-Präsident Donald Trump vor kurzem seine Kritik an der US-Notenbank formulierte", so Hooper. Die Botschaft, dass die Fed die Zinsen noch deutlich weiter anheben muss, um ein neutrales Zinsniveau zu erreichen, hätte Powell aber vermutlich geschickter formulieren können. Tatsächlich hält sie die Fed-Politik für gefährlich, da die Bank zwei Hebel gleichzeitig betätigt: indem sie den Leitzins, die Fed Funds Rate, erhöht und ihre Bilanz immer schneller schrumpfe.

Die Fed-Politik war auch Thema beim jüngsten Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor allem in Bezug auf ihre negativen Auswirkungen auf die Schwellenmärkte. An dieser Stelle lohne sich gemäss Hooper ein Blick zurück in den Juni, als der Gouverneur der indischen Notenbank, Urjit Patel, in einem Gastkommentar in der Financial Times vor den Auswirkungen der Fed-Politik auf die Schwellenländer warnte. Durch den Anstieg der Zinsen und die Aufwertung des US-Dollars sowie länderspezifische Probleme sei die Lage der Schwellenländer seither noch prekärer geworden.

IWF warnt vor den Folgen von Handelskriegen
Ein direkterer Auslöser des Ausverkaufs in der vergangenen Woche waren die deutlicher werdenden Belastungen durch die internationalen Handelskonflikte, glaubt Hooper. Benannt wurden diese im neuen World Economic Outlook (WEO) des IWF. So nahm der IWF seine Wachstumsprognosen für China und die USA zurück und zwar nicht nur die längerfristigen Schätzungen, sondern auch den Wachstumsausblick für das kommende Jahr.

Der IWF ist der Ansicht, dass die bislang verhängten Zölle schon jetzt das Wachstum bremsen und prognostiziert, dass ein echter Handelskrieg das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2020 um mehr als 0,8 Prozentpunkte reduzieren könnte. So erklärte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld: "Es gibt Wolken am Horizont. Das Wachstum hat sich als weniger ausgewogen erwiesen als wir gehofft hatten." Nicht nur seien einige Abwärtsrisiken eingetreten, die im letzten WEO identifiziert wurden. Auch die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Schocks sei gestiegen. Insgesamt war dies nach Hoopers Einschätzung ein sehr pessimistisches IWF-Treffen, bei dem viele Teilnehmer vor Entwicklungen wie einer Umkehr der Globalisierung warnten, die das globale Wachstum gefährden.

Mehr Volatilität zu erwarten
"Die mit diesen Entwicklungen verbundenen Risiken nehmen seit einiger Zeit zu und werden sich kaum über Nacht in Luft auflösen", denkt Hooper. Daher glaube sie auch nicht, dass die Marktkorrektur bereits überstanden sei. "Ich rechne mit einer anhaltend erhöhten Volatilität und dabei vor allem mit Kursausschlägen nach unten. Allerdings glaube ich auch, dass die Unternehmensergebnisse ein wichtiger stützender Faktor am Aktienmarkt sein werden", so ihre Beurteilung. Zudem sei die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe deutlich gesunken, was den Abwärtsdruck auf Aktien ebenfalls mindere.

Anders ausgedrückt glaubt sie, dass der Ausverkauf ähnlich wie der Kurssturz im Februar von relativ kurzer Dauer sein wird, solange es nicht zu einer dramatischen Zuspitzung der Lage kommt. Dies speziell im Hinblick auf die zwei von ihr genannten Risiken, der Fed-Politik und der Handelspolitik. Kompetente aktive Manager sollten ihrer Meinung nach in diesem Umfeld für eine Absicherung nach unten sorgen und sich bietende Chancen nutzen können.

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