Infrastruktur-Investitionen überbrücken die Eurokrise

Im Zuge der Eurokrise leiden in Osteuropa kurzfristig viele Branchen unter der gedrosselten Produktion. Teilweise werden sogar ganze Produktionsstandorte nach Westeuropa repatriiert. Langfristig jedoch werden die ausländischen Investoren zurückkehren. Überbrückt wird diese Zeit mit Investitionen in Infrastrukturprojekte.

22.05.2012, 17:54 Uhr

Redaktion: luk

Es fehlen noch rund 20 Kilometer – danach ist Warschau von Berlin aus per Autobahn erreichbar. Die Baustelle auf der A2 ist Tag und Nacht aktiv, um die Arbeiten bis Anfang Juni fertigstellen zu können. Die Fans sollen möglichst komfortabel zur Fussball EM 2012 reisen können.

Auch andere osteuropäische Länder investieren massiv in Infrastrukturprojekte. So gab es in Polen vor fünf Jahren erst etwa 80km Autobahn, heute sind es bereits 1000km. Das Potenzial ist damit noch nicht ausgeschöpft: Das Nachbarland Deutschland ist zwar nur 20% grösser als Polen, hat aber 12.000km an Autobahnen.

In Zeiten der Eurokrise helfen diese Investitionen, die geringere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen aus Osteuropa zu dämpfen. Das BIP ist in den meisten Ländern nach wie vor positiv: Polen etwa kann ein BIP-Wachstum rund 3% vorweisen.

Niedrige Kosten bleiben langfristig ein Vorteil
Die Eurokrise hat verschiedene Auswirkungen: kurzfristig leiden viele Branchen unter der gedrosselten Produktion oder teilweise sogar der Repatriierung von Produktionsstandorten nach Westeuropa. Prominentes Beispiel ist Fiat, das die Produktion des Fiat Panda von Polen nach Neapel verlegt hat.

"Langfristig werden jedoch die Kostenvorteile in Osteuropa dazu führen, dass ausländische Investoren wieder zurückkehren" erkläutert Andrzej Blachut, Head Emerging Market Equities bei Swiss & Global AM. Das Durchschnittsgehalt in Osteuropa liegt umgerechnet bei ca. 900 Schweizer Franken, während das Durchschnittssalär in Deutschland bei rund 4200 Franken liegt. Sobald sich die wirtschaftliche Situation in Europa wieder entspannt, würden diese ökonomischen Argumente wieder an Gewicht gewinnen, so der Experte weiter.

Anleger setzen auf den Binnenmarkt
Das derzeitige Marktumfeld beeinflusst auch die Auswanderung. Je schwieriger es ist, in Westeuropa eine Arbeit zu finden, desto eher bleiben die Arbeitskräfte in Osteuropa, darunter auch sehr gut ausgebildete Arbeiter und Akademiker. "Der lokale Markt gewinnt so an Bedeutung. Das äussert sich in jenen Sektoren positiv, die von einem wachsenden Binnenmarkt profitieren. Dazu gehört der Einzelhandel, der Anlegern attraktive Möglichkeiten bietet", so Blachut abschliessend.

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