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Warum "nature positive" so wichtig ist wie "Netto-Null"

Der Erhalt von Tier- und Pflanzenarten, wie am UN-Weltnaturgipfel in Montreal beschlossen, betrifft auch Unternehmen und Investoren. (Bild: Shutterstock.com/Chinnapo)
Der Erhalt von Tier- und Pflanzenarten, wie am UN-Weltnaturgipfel in Montreal beschlossen, betrifft auch Unternehmen und Investoren. (Bild: Shutterstock.com/Chinnapo)

Die UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal, auch COP15 genannt, könnte mit ihrem Beschluss für die biologische Vielfalt das tun, was das Pariser Abkommen 2015 für das Klima getan hat: Das Thema für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Investorinnen und Investoren fest auf die Tagesordnung setzen, schreibt der US-Vermögensverwalter Fidelity.

20.12.2022, 09:20 Uhr

Redaktion: hf

Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Teilnehmer des Uno-Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Die rund 200 beteiligten Staaten setzen sich u.a. zum Ziel, mindestens 30% der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Zudem wollen sie mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben. Die UN-Biodiversitätskonferenz könnte für die biologische Vielfalt das tun, was das Pariser Abkommen 2015 für das Klima getan hat, betont Jenn-Hui Tan, Global Head Stewardship und Sustainable Investing von Fidelity.

Der Begriff "nature positive" ist in aller Munde, die Idee, dass der wahre wirtschaftliche Wert der Natur berücksichtigt werden und man über die reine Schadensbegrenzung hinausgehen sollte. Eines der Ziele in Montreal bestand darin, Standards zu vereinbaren, die eine naturfreundliche Kapitalallokation fördern. Das ehrgeizige Ziel: den Verlust der Biodiversität bis 2030 umkehren und die natürlichen Ökosysteme bis 2050 wiederherstellen.

Noch schwieriger als der Kampf gegen den Klimawandel

Das ist, auch wenn sich die Konferenzteilnehmer jetzt auf dieses Ziel geeinigt haben, kein einfaches Vorhaben: Die Biodiversität, die sich auf die Vielfalt und den Reichtum des Lebens auf der Erde bezieht, "ist eine noch härtere Nuss als der Klimawandel", hält Jenn-Hui Tan von Fidelity fest. Zum Beispiel sind die verfügbaren Bewertungsinstrumente weniger entwickelt als in anderen Bereichen der Nachhaltigkeit. Dort können Investorinnen und Investoren, die die Auswirkungen von Projekten oder Portfolios auf das Klima vergleichen wollen, zum Beispiel die inzwischen weit verbreitete Metrik "CO2-Äquivalent" verwenden.

Für die Biodiversität gibt es keine vergleichbare Methode. Während die Emissionen in die Atmosphäre unabhängig vom Ort ihres Auftretens zum Klimawandel beitragen, sind die Auswirkungen der menschlichen Interaktionen mit der Natur von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Was an einem Ort verheerend ist, kann an einem anderen Ort minimale Auswirkungen haben. Jedes Ökosystem hat seine eigene Kombination aus Böden, Mineralien, Wasser, klimatischen Bedingungen und anderen Faktoren, die es erschweren, allgemein anwendbare Messgrössen zu entwickeln.

Vergleichbare Daten müssen her

"Dennoch ist ein globaler Offenlegungsstandard möglich und würde eine grosse Verbesserung darstellen", meinte der Fidelity-Experte im Vorfeld der Konferenz. Derzeit gebe ein Unternehmen vielleicht die Anzahl der Hektar Land an, die es schützt, während ein anderes in der gleichen Branche vermerkt, wie viele Baumarten es pflanzt. "Herauszufinden, welches Unternehmen mehr für die Natur tut, ist eine schwierige Aufgabe", so Jenn-Hui Tan.

Die Verpflichtung ähnlicher Unternehmen, vergleichbare Informationen zu veröffentlichen, wäre ein wichtiger Schritt, um die zur Bekämpfung der Bedrohung der Biodiversität erforderlichen Finanzmittel freizusetzen. Das Gleiche gilt für die internationale Angleichung von Standards und, wo möglich, für die Integration neuer Vorschriften in bestehende Klimastandards. Schliesslich geht es um ein und denselben Planeten.

Das Beispiel Frankreich

Nach französischem Recht müssen Finanzinstitute neu ihre Risiken und Auswirkungen in Bezug auf Biodiversität ebenso offenlegen wie jene zum Klima. Auf internationaler Ebene soll die Taskforce for Nature-related Financial Disclosures (TNFD), die sich an der früheren Taskforce for Climate-related Financial Disclosures (TCFD) orientiert, im Jahr 2023 abgeschlossen werden. Die TCFD-Berichterstattung ist im Vereinigten Königreich und in der Schweiz bereits für einige Aktivitäten verpflichtend und soll in anderen Ländern eingeführt werden. Das Gleiche dürfte mit der TNFD zeitig geschehen.

Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums ist etwa die Hälfte des weltweiten BIP in geringem oder hohem Masse von der Natur abhängig. "Entweder wir ändern unsere Lebensweise, um das Naturkapital zu erhalten, oder wir verbrauchen es und müssen unsere Lebensweise sowieso ändern.

Ein wichtiger Schritt sei es, den Investoren Instrumente wie die richtigen Daten an die Hand zu geben, um im Bereich der Biodiversität zu handeln, gibt der Sustainable Investing-Chef von Fidelity zu bedenken. Für diese Arbeit hat Montreal den Grundstein gelegt, die "Knochenarbeit" beginnt jetzt.

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