Andrew McCaffery, Global CIO, Asset Management bei Fidelity erwartet weitere Impulse der chinesischen Regierung. (Bild pd)
«Während in den USA und Europa eine Rezession droht, haben sich die wirtschaftlichen Aussichten in Asien durch die Wiedereröffnung Chinas aufgehellt und könnten sich für globale Investoren, die Wachstum und Diversifizierung suchen, als attraktiv erweisen», schreibt Andrew McCaffery, Global CIO, Asset Management bei Fidelity.
18.04.2023, 09:10 Uhr
Redaktion: sw
Während der Westen mit hoher Inflation, steigenden Zinsen und Rezessionsängsten zu kämpfen habe, seien die Aussichten für Asien optimistischer. Es gebe drei Faktoren, die in den kommenden Monaten bestimmend sein werden: die Nachhaltigkeit des Aufschwungs in China, wie sich dies auf die Realwirtschaft und einzelnen Sektoren auswirke, und wie sich die Auswirkungen beider Faktoren sowie die schwächere Auslandsnachfrage auf den Rest der Region auswirke.
«Ein wichtiges Signal von Chinas jährlicher Parlamentssitzung Anfang März war die zunehmende Betonung eines qualitativ hochwertigen Wirtschaftswachstums. Dies erfordert die Umstrukturierung der Wirtschaft von einem investitions- und exportorientierten Modell hin zu einem ausgewogeneren, auf Konsum und Produktion basierenden Modell», schreibt McCaffery. Dies spiegelte sich in dem bescheidenen jährlichen Wachstumsziel von etwa 5 Prozent wider, das auf dem Treffen festgelegt wurde. Die politischen Entscheidungsträger könnten auch begrenzte Konjunkturmassnahmen mit Schwerpunkt Qualität anstelle von Tempo ergreifen, um die Wirtschaft zu stützen.
Ein weiteres Schlüsselthema sei Chinas Fokus auf Eigenständigkeit in Wissenschaft und Technologie. Dabei soll nach Präsident Xi Jinpings die High-End-Fertigung gefördert sowie institutionelle Änderungen vorgenommen werden. Dazu gehören die Umgestaltung der Abteilung, die den Technologiesektor beaufsichtigt, und die Schaffung eines Büros für die Verwaltung von Datenressourcen. Diese Massnahmen könnten chinesischen Unternehmen dabei helfen, mit der globalen Konkurrenz im Bereich Spitzentechnologie zu konkurrieren.
Sektor-Ausblick
Bereits vor der Parlamentssitzung gab es aufgrund des Nachholbedarfs nach Covid Anzeichen für einen Aufschwung bei den Verbraucherausgaben und den Immobilienpreisen. Eine vollständige Erholung dürfte nicht mehr weit entfernt sein. Die chinesische Mittelschicht sei jedoch vorsichtig. «Ob der Aufschwung von Dauer sein wird, hängt davon ab, ob die Verbraucher ihre Einkommenserwartungen nach oben schrauben und sich sicher genug fühlen, um die Ersparnisse anzuzapfen, die sie während der Pandemie angehäuft haben. Die Ankurbelung des Konsums steht seit dem Ende der Zero-Covid-Politik ganz oben auf der Agenda der Regierung. Weitere Impulse seitens Regierung sind deshalb zu erwarten», glaubt der Global CIO, Asset Management bei Fidelity.
Offiziellen Daten und Beobachtungen vor Ort zeigten neue Anzeichen für eine verstärkte Aktivität auf dem Wohnungsmarkt in Chinas Top-Städten. Es sei noch ungewiss, wann der Aufschwung auch in den übrigen Städten ankommen wird. «Ein stabiler Immobiliensektor ist für den kurzfristigen Aufschwung aber wichtig. Mit der Regierungsunterstützung auf Angebots- wie auch Nachfrageseite ist somit zu rechnen. Unter der Annahme, dass die Inflation in China 2023 unter dem offiziellen Ziel von 3 Prozent bleiben wird, können die Behörden eine relativ akkommodierende Politik beibehalten», heisst es im jüngsten Ausblick zu Asien.
Regionen ausserhalb Chinas
In anderen Ländern zieht die Inflation an, sodass eine mögliche Änderung oder sogar das Ende der japanischen Zinskurvensteuerung beobachtet werden könne. Sollte diese unter dem neuen Zentralbankgouverneur Kazuo Ueda der Vergangenheit angehören, könnten steigende Zinsen in Japan enorme Auswirkungen auf die weltweiten Kapitalströme haben. Im Laufe der Jahre haben die niedrigen Zinssätze Japan zum grössten Gläubigerland der Welt gemacht. Sobald sich das Blatt wendet, würden sich neue Chancen für japanische Vermögenswerte ergeben, die von Kapitalzuflüssen und einem stärkeren Yen profitieren.
In Südostasien hellen sich die wirtschaftlichen Aussichten nach der Wiedereröffnung Chinas allgemein auf, auch wenn exportorientierte Volkswirtschaften wie Malaysia aufgrund der nachlassenden Nachfrage im Westen mit Gegenwind rechnen müssen. Wegen ihrer engen Beziehungen zur zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt haben die Länder der Region in den letzten Monaten einen erheblichen Aufschwung in den Bereichen Handel, Produktion und Tourismus erfahren.
Anderswo in Asien zeigt Indien Anzeichen einer Verlangsamung. An den indischen Finanzmärkten herrscht weiter Verkaufsdruck, da ausländische institutionelle Anleger Bedenken wegen der hohen Bewertungen haben. Steigende Kreditkosten und die Gefahr einer weltweiten Rezession könnten den Konsum und die Produktion in Indien belasten. Die wirtschaftliche Korrelation mit den USA, dem grössten Handelspartner, ist dort höher als in den meisten südostasiatischen Ländern.
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