Konjunkturerwartungen wieder leicht tiefer

16.07.2009, 08:36 Uhr

Gemäss dem Finanzmarkttest der Credit Suisse und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), haben sich die Konjunkturerwartungen im Juli etwas abgeschwächt.

Nach einem kontinuierlichen Anstieg im ersten Halbjahr 2009 sank der Credit Suisse ZEW Indikator um 9.7 Punkte und erreichte ein neutrales Niveau von null Punkten. Der Index zur Beurteilung der aktuellen Konjunkturlage fiel leicht unter das Niveau des Vormonats auf -70.2 Punkte. Bezüglich der kurzfristigen Zinsen rechnet mit 89.3% die überwiegende Mehrheit der Befragten mit einem unveränderten Niveau in den kommenden sechs Monaten. Die Inflationserwartungen haben sich indessen im Vergleich zum Juni reduziert, und der entsprechende Saldo hat sich um 20.5 Punkte auf 2.1 Punkte verringert. Obschon weiterhin eine Mehrheit (55.6%) der Finanzmarkexperten einen Anstieg des Schweizer Aktienmarkindex erwartet, verlor der Index im Juli 17 Punkte gegenüber dem Vormonat und sank auf 37.8 Punkte.

In der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests fallen die Konjunkturerwartungen im Vergleich zum Vormonat leicht negativer aus. Etwas mehr als ein Viertel der befragten Finanzmarktexperten hält demnach eine Verschlechterung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten für wahrscheinlich. Der Anteil der Experten, die auf Halbjahres-Sicht eine Verbesserung der Konjunktur erwarten, ist diesen Monat um 4.6 Prozentpunkte auf 27.7% gesunken. Der Credit Suisse ZEW Indikator verliert somit 9.7 Punkte und notiert aktuell im neutralen Bereich bei null Punkten.

Bei der Bewertung der gegenwärtigen Wirtschaftslage veränderten sich die Einschätzungen der Analysten im Vergleich zum Vormonat kaum. Etwas weniger als drei Viertel (70.2%) der Finanzmarktexperten bewerten die aktuelle Wirtschaftssituation weiterhin als "schlecht", nur 29.8% als "normal". Keiner der Experten beurteilt die momentane wirtschaftliche Lage als "gut". Der Saldo fällt somit leicht um 2.5 Punkte auf -70.2 Punkte.

Die Erwartungen hinsichtlich der kurzfristigen Zinsen lagen in der Juliumfrage leicht tiefer. Der zugehörige Saldo fiel um 4.4 Punkte auf 2.1 Punkte. Die Mehrheit der Experten (89.3%) prognostiziert hier keine Veränderungen. 6.4% der Befragten erwarten ein ansteigendes Zinsniveau, während 4.3% einen Rückgang der kurzfristigen Zinsen in den kommenden sechs Monaten erwarten. Bei den langfristigen Zinsen gehen 44.7% (-16.6 Prozentpunkte) der Umfrageteilnehmer von einer Erhöhung aus. Keine Veränderung erwarten hingegen 42.5% (+13.5 Prozentpunkte). Der entsprechende Saldo verlor 19.7 Punkte und notiert aktuell bei 31.9 Punkten.

Nachdem der Swiss Market Index (SMI) Anfang Juli wieder etwas an Boden verloren hat, blicken auch die Analysten weniger positiv als noch im Vormonat in die Zukunft. Zwar rechnet immer noch mehr als die Hälfte der befragten Experten (55.6%) mit steigenden Aktienkursen, ihr Anteil verringerte sich im Vergleich zum Vormonat aber um 12.1 Prozentpunkte. 17.8% (+4.9 Prozentpunkte) der Analysten erwarten hingegen ein Sinken des Leitindex. Der entsprechende Saldo verlor 17.0 Punkte und notiert aktuell bei 37.8 Punkten.

Bezüglich des Ölpreises erwarten 40.4% der Experten einen Anstieg. 46.8% rechnen hingegen mit einer Stagnation. Lediglich 12.8% der Befragten gehen von einer sinkenden Preisentwicklung aus. Bei den Prognosen zum Goldpreis waren sich die Experten – wie auch im Vormonat – uneinig. 28.9% erwarten einen Anstieg des Preises für das Edelmetall. Einen sinkenden Goldpreis halten 22.2% (-13.3 Prozentpunkte) für das wahrscheinlichste Szenario. Der entsprechende Saldo gewann 9.9 Punkte und notiert aktuell bei 6.7 Punkten.

Mit den leicht tieferen Konjunkturerwartungen sinken im Juni die Einschätzungen der Gewinnsituation der Unternehmen und deren Umsatzrendite. Mit 58.7% erwartet ein Grossteil der befragten Experten eine Verschlechterung bei der Gewinnsituation. Auch bei den Umsatzrenditen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Hier erwarten 64.4% der Analysten eine sinkende Rendite. Der zugehörige Saldo verlor 7.7 Punkte und notiert bei minus 57.7 Punkten. Bezüglich der Arbeitsmarktsituation erwarten die Finanzmarktexperten auch in den kommenden Monaten eine Verschlechterung. Die Mehrheit von 93.6% hält einen Anstieg der Arbeitslosenrate in der mittleren Frist für das wahrscheinlichste Szenario.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und gesamthaft.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

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