10.10.2024, 08:59 Uhr
Bei der UBS zeigt man sich erleichtert, dass die ersten Überführungen von CS-Kunden auf die eigene Plattform erfolgreich verlaufen sind. In den nächsten Quartalen sollen 1,3 Millionen CS-Kunden auf die...
Keine Überraschung, aber doch immer wieder ein Schlag in die Magengegend: Der jüngste Rechtsfall, für den die UBS als neue Besitzerin der CS einstehen muss, kostet die Bank im Kontext des Archedos-Skandals eine Strafe von 388 Millionen Dollar. Auch die Finma geht mit der Crédit Suisse hart ins Gericht, was die UBS nicht kalt lässt.
«Die erneute äusserst scharfe Klatsche durch die Finanzmarktaufsicht im Zusammenhang mit dem Archegos-Skandal zeigt, wie viel bei der neu übernommenen Tochter im Argen liegt», resümiert stellvertretend für die Einschätzung am Finanzplatz die Nachrichtenagentur awp, nachdem bekannt wurde, welches Erbe die Credit Suisse mit ihrer Fehlleistung im Geschäft mit dem gestrauchelten US-Hedge Fonds der UBS hinterlassen hat. Die Parteien einigten sich auf eine Zahlung von 388 Millionen Dollar an die US-Notenbank und die britische Aufsichtsbehörde.
Auch die Schweizer Finanzaufsicht Finma hat ihr Verfahren zur Causa CS und Archedos abgeschlossen, und das Urteil fällt vernichtend aus. «Der Fall Archedos zeigt exemplarisch auf, weshalb die Credit Suisse bankrott ging», titelt das Finanzportal "finews". Und die "Handelszeitung" schreibt: «Finma haut der CS das Compliance-Handbuch nochmals um die Ohren. «UBS muss wegen CS das Banken-Einmalseins neu lernen», heisst es bei der "Finanz und Wirtschaft".
Konkret wirft die Finma der Credit Suisse und deren Management einen «schweren und systematischen» Verstoss gegen das Finanzmarktrecht vor. Man habe im Kontext der Geschäftsbeziehung mit dem US-Vermögensverwalter «gravierende» Mängel fest: «Der Bank war es insbesondere nicht möglich, die mit Archegos verbundenen erheblichen Risiken angemessen zu erfassen, zu begrenzen und zu überwachen.»
Es liegt nun an der UBS, die Scherben zu beseitigen und den Anforderungen der Finma Rechnung zu tragen. Die Aufsicht verlangt von der neuen Besitzerin verschiedene Massnahmen im Risikomanagement. Auch soll der Bonus von beteiligten Mitarbeitenden an die in Kauf genommenen Risiken geknüpft werden. Ausserdem hat die Finma eine Untersuchung gegen eine (nicht genannte) ehemalige CS-Führungsperson eröffnet.
Die UBS lassen die Vorwürfe nicht kalt. In einem Communiqué lässt die Bank verlauten, die eigenen Risikomanagement-Grundsätze werde man nun auch in der gesamten kombinierten Organisation verankern. Mit der Umsetzung im Risikomanagement der CS habe man bereits begonnen.
Der Archegos-Fall wird die neue Besitzerin der Credit Suisse noch lange beschäftigen, schreibt beispielsweise awp, selbst wenn mit der Einigung mit den drei Institutionen jetzt ein wichtiger Teil abgeschlossen ist. Weitere Behörden befassen sich noch mit dem Fall und hatten bereits Anfragen an die CS gestellt.
Die UBS hat mit dem überaus günstigen Kauf der CS und eingehandelten Garantien – auch das muss immer wieder erwähnt werden – weitere Rechtsfälle des ehemaligen Konkurrenten geerbt: so Klagen im Zusammenhang mit den Greensill-Fonds, eine Klage der Republik Mosambik und die Berufung gegen die Klagen des ehemaligen georgischen Premierministers Bidsina Iwanischwili, wo es um eine mögliche Zahlung von mehr als 500 Mio. Dollar geht.
Aber auch die UBS selbst hat beim Thema Rechtsfälle einige Baustellen, so der Steuerstreit in Frankreich: Die Grossbank wurde Ende 2021 in zweiter Instanz wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldiggesprochen. Das französische Berufungsgericht verlangt eine Zahlung von 1,8 Milliarden Euro. Am 27. September soll es laut awp mit dem Prozess weitergehen.
Unter Analysten werden die Archegos-Einigungen und der Abschluss der Finma-Untersuchung begrüsst. ZKB-Analyst Michael Klien beurteilt die «proaktive Bereinigung der Altlasten der Credit Suisse» als positiv, da sie potenzielle Unsicherheiten beseitige und es der neuen UBS auch ermögliche, sich auf die erfolgreiche Integration und den normalen Geschäftsbetrieb zu konzentrieren.
An der Börse arbeiteten sich die Aktien der UBS bis am Dienstagnachmittag auf knapp 19 Franken vor, bevor sie auf 18,82 Franken (+1% zum Vortag) wieder etwas nachgaben.