Die Saudi National Bank wird knapp 10% an der Credit Suisse halten. Mit aktuell der Hälfte ist der katarische Staatsfonds an der CS beteiligt. (Bild: Shutterstock.com/Picasso)
Dass die Credit Suisse einen hohen Quartalsverlust melden würde, war erwartet worden. Effektiv sind es CHF 4 Mrd. Das Interesse galt dem von der Bank über Wochen wie ein Schatz gehüteten Umbauplan, über den die CS gleichzeitig berichtete: Die Saudi National Bank beteiligt sich mit CHF 1,5 Mrd. an einer Kapitalerhöhung. Es gibt einen sofortigen Stellenabbau von 5% und die Investmentbank wird radikal umgebaut.
27.10.2022, 08:01 Uhr
Redaktion: hf
Der Vorhang ist gefallen. Mit der Saudi National Bank holt sich die Credit Suisse einen finanzkräftigen Aktionär an Bord. Dieser beteiligt sich mit CHF 1,5 Mrd. an einer 4 Mrd. schweren Kapitalerhöhung der angeschlagenen Grossbank und wird anschliessend knapp 10% an der CS halten. Die Transaktion soll an einer a.o. GV am 23. November abgesegnet werden.
Grösster CS-Aktionär ist aktuell mit 10,1% die US-Investmentfirma Harris Associates, gefolgt von katarischen Staatsfonds Qatar Investment Authority mit 5% und dem saudi-arabischen Family Office Olayan mit 4,9%. Zudem halten grosse Asset-Manager wie BlackRock und BNY Mellon substanzielle Anteile via ihre Fonds.
Im CS-Aktionariat ist der arabische Raum also bereits prominent vertreten. Politisch ist das Verhältnis von Katar und Saudi-Arabien nicht unbelastet. Ob das Einsteigen eines weiteren saudi-arabischen Grossaktionärs zum Zündstoff werden könnte, weiss die Zukunft.
Risikoabbau im Investment Banking
Mit tiefgreifenden Sparmassnahmen und einer radikal restrukturierten Investmentbank will die CS zudem aus der Krise finden. Die Restrukturierung hat den sofortigen Abbau von 2700 Stellen oder von 5% der Beschäftigten zur Folge. Ende 2025 soll die Bank noch rund 43'000 Mitarbeitende zählen verglichen mit aktuell rund 52'000.
Bei der zuletzt stark Schlagseite aufweisenden Investment Bank sollen die Risiken massiv gesenkt werden, konkret: Die risikogewichteten Aktiven (RWA) sollen bis 2025 um rund 40% sinken. Zentral wird für die CS noch das Markets-Geschäft sein. Das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft soll in eine neue Einheit unter dem Namen CS First Boston ausgegliedert werden, die auch Kapital von dritter Seite anziehen möchte.
Weiteres Tafelsilber wird verkauft
Den starken Bereich "Securitized Products", die Verbriefung von Forderungen wie Hypothekarkrediten und Kreditkartenschulden, will die CS zu einem "signifikanten Anteil", wie sie mitteilt, an ein Konsortium unter Leitung des Private-Equity-Unternehmens Apollo verkaufen
Das "Securitized Products"-Geschäft und weitere Nicht-Kernbereiche (Non Core Units, NCU) werden in eine neue Einheit (Capital Release Unit CRU) überführt. Ihr steht Louise Kitchen vor, die von der Deutschen Bank zur CS wechselt. Investment Bank-Chef Christian Meissner tritt per sofort von seinem Posten zurück.
In einer separaten Mitteilung gab die CS die Nachfolge des als Chief Compliance Officer zurücktretenden Rafael Lopez Lorenzo bekant. Seinen Posten übernimmt per 1. November Nita Patel, bisher Chief Compliance Officer für den Bereich Asset Management und die UK Investment Bank.
Wertberichtigung lastet auf Quartalsergebnis
Die Reorganisation soll die jährlichen Kosten bis 2025 auf CHF 14,5 Mrd. Fr. reduzieren. Bereits im kommenden Jahr sollen sie um rund CHF 1,2 Mrd. auf ca. 15,8 Mrd. fallen. Erreicht werden soll dies mit tiefer reichenden Kostensparprogrammen als bisher angepeilt, wie die Bank erklärt.
Das dritte Quartal 2022 beendet die CS erwartungsgemäss mit einem hohen Verlust. Er beträgt CHF 4 Mrd. und umfasst eine Wertberichtigung auf latenten Steuerguthaben von CHF 3,7 Mrd.
Ein klares Verdikt zu den Umbauplänen der CS gab die Börse ab: Die Aktien stürzten vorbörslich um mehr als 7% auf einen Mittelkurs von CHF 4,42 ab – ein Zeichen, dass man sich am Markt weitergehende Schritte gewünscht hätte.
Was Analysten meinen
Analysten reagierten gespalten. Die Massnahmen würden sich in etwa mit dem decken, was über die letzten Wochen in die Medien durchgesickert war, meint die Bank Vontobel. Das Investment Banking könnte noch etwas deutlicher zurückgefahren werden. Die Strategiepläne seien aber bloss ein erster Schritt auf einem langen Weg hin zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens der verschiedenen Anspruchsgruppen. Vontobel stuft die CS-Aktie wie bisher mit "Hold" und einem Kursziel von CHF 4 ein.
Verteidigende Worte gibt es laut dem Finanzportal cash.ch von der Zürcher Kantonalbank. Die ZKB begrüsst den relativ starken Rückbau der Investmentbank. Die geplante Kapitalerhöhung sei weitestgehend eingepreist. Gewisse Fragen zur Finanzierung und den Umsetzungsrisiken blieben bestehen. Die Aktienempfehlung lautet unverändert "Marktgewichten".
Im Gegensatz zu den meisten Reaktionen beurteilt die UBS die Pläne als ziemlich radikal. Jetzt sei Geduld gefragt. Im Vordergrund stehe, dass die CS das Kerngeschäft schützen und stabilisieren könne. Die UBS stuft die Aktie mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von CHF 5,40 ein.
Zu Beginn des offiziellen Handels brachen die CS-Aktien am Donnerstag 6,7% auf CHF 4.45 ein.
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