06.11.2024, 09:20 Uhr
Die Commerzbank will ihre Aktionäre im Abwehrkampf gegen die italienische Unicredit weiterhin mit der Aussicht auf einen Rekordgewinn bei der Stange halten. Gleichzeitig erhöhte Unicredit-Chef Andrea Orcel abermals...
Unicredit-Chef Andrea Orcel geht bei der versuchten Übernahme der Commerzbank in die Offensive: Die italienische Grossbank hat ihren Anteil an Deutschlands zweitgrösster Privatbank auf rund 28 Prozent erhöht. Das teilte das Institut mit.
Demnach hält die Unicredit nun 9,5 Prozent des Commerzbank-Anteils direkt, rund 18,5 Prozent entfallen auf Finanzinstrumente. Die Anleger reagierten positiv auf die Nachricht. Die Commerzbank-Aktie startete am Mittwoch fast vier Prozent höher in den Handel und führt damit den Dax an. Die Unicredit-Aktie notierte nahezu unverändert zum Vortag.
Die Commerzbank wollte die neue Wende im Übernahmepoker nicht kommentieren. Eine Sprecherin teilte auf Anfrage mit: «Die Commerzbank konzentriert sich weiter auf die Umsetzung ihrer Strategie, deren Weiterentwicklung beim Capital Markets Day am 13. Februar 2025 präsentiert wird.»
Bankchef Andrea Orcel hatte Ende des vergangenen Monats betont, sich beim Werben um eine mögliche Übernahme der Commerzbank bis zu den vorgezogenen Bundestagswahlen zurückzuhalten. Unicredit wolle in dieser Sache während des politischen Vakuums vor den für Februar geplanten Bundestagswahlen nicht aktiv werden, sagte er.
Die Italiener hatten Anfang September den Teilausstieg des Bundes genutzt und waren im grossen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Sie hatte sich zunächst über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil von neun auf 21 Prozent aufzustocken. Dies musste aber noch von der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigt werden.
Zugleich hatte die Unicredit die Erlaubnis beantragt, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. «Das Genehmigungsverfahren ist nun eingeleitet, und die Abstimmung mit den Behörden ist im Gang», heisst es dazu in der Mitteilung der Bank. Ab 30 Prozent wäre sie verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen.
Die deutsche Bundesregierung, die noch mit zwölf Prozent am Institut beteiligt ist, lehnt die Übernahmepläne der Unicredit ab. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach im September von einer «unfreundlichen Attacke». Im Zuge des Einstiegs der Unicredit war auch Kritik am Aktienverkauf des Bundes aufgekommen.
Bundesfinanzminister Jörg Kukies hatte die Übernahmeavancen im vergangenen Monat scharf kritisiert. Das Vorgehen der Unicredit sei feindlich und nicht transparent. «Kein Land würde ein solches Verhalten akzeptieren bei einem potenziellen Übernahmeangebot für eine systemrelevante Bank», sagte er.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet im Fall einer Übernahme einen Kahlschlag bei der Commerzbank mit ihren etwa 42 000 Beschäftigten und verweist auf die Übernahme der Hypovereinsbank durch die Unicredit im Jahr 2005, die bei dem Münchner Institut zu einem Schrumpfkurs geführt hatte.