14.03.2025, 09:08 Uhr
Die italienische Unicredit darf nach eigenen Angaben ihren Anteil an der Commerzbank auf knapp unter 30 Prozent erhöhen. Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) habe die Aufstockung genehmigt.
Die deutsche Commerzbank plant offenbar den Abbau von Tausenden Stellen. Das Geldhaus will so seine Kosten senken und seine Eigenständigkeit gegenüber den Übernahmeavancen der italienischen UniCredit untermauern.
Zwei Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Massnahme werde mehrere Tausend Beschäftigte betreffen, während ein dritter die Zahl auf 3000 bis 4000 bezifferte. Dies bei einer Gesamtbelegschaft von rund 42 000 Mitarbeitern.
Der Aufsichtsrat der Bank werde die Massnahmen am Mittwoch in einer ganztägigen Sitzung mit dem Management erörtern, bevor die Strategie am Donnerstag offiziell vorgestellt werde, erklärten die Insider laut der Nachrichtenagentur. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äussern.
Seit Monaten arbeitet das Management unter der neuen Vorstandschefin Bettina Orlopp an einer Strategie, die das «signifikante Wertpotenzial» der Bank sichtbar machen soll. Mit der Vorstellung ihrer Pläne will die Commerzbank ihren Investoren beweisen, dass sie langfristig als eigenständiges Institut bestehen kann.
Vier mit der Sache vertraute Personen sagten jedoch, dass die geplanten Massnahmen eher evolutionärer Natur seien und keinen radikalen Kurswechsel bedeuteten. Einige räumten ein, dass eine Übernahme durch UniCredit angesichts der starken Kursentwicklung der Commerzbank-Aktie, die seit dem ersten öffentlichen Interesse von UniCredit um 50 Prozent gestiegen ist, schwer zu verhindern sein könnte.
UniCredit-Chef Andrea Orcel hatte im vergangenen Jahr die deutsche Wirtschaft und Politik aufgeschreckt, als die italienische Grossbank eine grössere Beteiligung an der Commerzbank erwarb und offen Interesse an einer Übernahme bekundete. Die Commerzbank, die zu zwölf Prozent in staatlicher Hand ist, betrachtet die Annäherungsversuche als feindlich, der Betriebsrat befürchtet einen massiven Jobabbau.
Die Commerzbank dürfte laut Reuters wohl auch signalisieren, dass sie gezielt kleinere Zukäufe prüft, statt grössere Übernahmen anzustreben. Das steht im Gegensatz zu Spanien und Italien, wo derzeit grössere Banken-Deals in der Mache sind.
Die Strategieanpassung folgt auf ein besser als erwartetes Jahresergebnis, das Ende Januar veröffentlicht wurde: Der Nettogewinn der Bank stieg 2024 um 20 Prozent auf ein Rekordniveau und unterstreicht aus Sicht des Managements die Fortschritte beim Konzernumbau. Das aktuelle Strategieprogramm der Commerzbank reicht bis 2027 und wurde erstmals 2023 veröffentlicht. Erst im vergangenen September – kurze Zeit nachdem UniCredit ihr Interesse offenlegte – verschärfte die Bank einige ihrer finanziellen Ziele.
UniCredit kontrolliert mittlerweile etwa 28 Prozent der Anteilsscheine an der Commerzbank. Rund 9,5 Prozent der Aktien halten die Italiener direkt, zudem hat sich UniCredit Zugriff auf insgesamt 18,5 Prozent durch Finanzinstrumente gesichert. Der Commerzbank-Vorstand, Arbeitnehmervertreter und die Bundesregierung haben sich klar gegen eine Übernahme durch UniCredit positioniert.
«Feindliche Übernahmen sind hier nicht willkommen», sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein am Montag vor führenden Vertretern der Finanzbranche in Frankfurt in Richtung UniCredit. «Niemand will das, was sie da gerade tun, und deswegen ziehen Sie sich zurück.»