12.11.2024, 09:22 Uhr
Anton Brender, der bei Candriam seit 2002 die Position als Chief Economist bekleidet, geht laut Mitteilung Ende 2024 in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird Florence Pisani, Emile Gagna übernimmt als Deputy Head of...
Angesichts der vielen Marktunsicherheiten stehen zurzeit Anlagemöglichkeiten mit möglichst geringen Schwankungen im Fokus vieler Investoren. Die Candriam-Experten Servaas Michielssens, Head of Healthcare, Thematic Global Equity, und Linden Thomson, Senior Fund Manager Healthcare nennen fünf Gründe, die für Onkologie-Engagements sprechen.
Der Gesundheitssektor hat in der Vergangenheit jedoch ein stabiles Ertragswachstum gezeigt und verzeichnete eine geringe Empfindlichkeit gegenüber dem makroökonomischen Umfeld. Mehr noch: Er schnitt in Rezessionen sogar besser ab als der breite Markt, da die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen unabhängig von den wirtschaftlichen Bedingungen stabil bleibt. Zudem deuten historische Daten auf Branchenebene darauf hin, dass Biotechnologieunternehmen sich nach Zinssenkungen in der Regel gut entwickeln, auch wenn die Performance einzelner Unternehmen variieren kann.
Bei den aktuellen US-Präsidentschaftswahlen stand das Thema Gesundheitswesen bisher weit weniger im Fokus als bei vorangegangenen Wahlen. Das begrenzt wahrscheinlich die resultierende Volatilität. Das regulatorische Umfeld ist im Allgemeinen günstig und die Anzahl an Zulassungen für neue Arzneimittel durch die FDA entwickelt sich erwartungsgemäss. Darüber hinaus waren die ersten Verhandlungen zu den Arzneimittelpreisen im Rahmen des Inflation Reduction Act für den Sektor akzeptabel, auch wenn die nächsten Runden noch beobachtet werden müssen.
Krebs ist weltweit die zweithäufigste Todesursache, und sowohl für Männer als auch Frauen beträgt das Risiko, an Krebs zu erkranken, durchschnittlich 40 Prozent. Obwohl die Onkologie bereits heute das grösste therapeutische Segment ist und die Rangliste der Ausgaben für Forschung und Entwicklung anführt, gehört sie zu den Bereichen mit dem grössten ungedeckten medizinischen Bedarf. Dementsprechend verzeichnet die Umsatzentwicklung des Onkologie-Marktes nach wie vor zweistellige Wachstumsraten. Und auch für die Zukunft wird ein robustes Wachstum prognostiziert: Schätzungen zufolge werden die Ausgaben für Onkologie bis 2028 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent auf 440 Milliarden US-Dollar steigen.
Treiber dieses positiven Trends ist eine grosse Pipeline vielversprechender neuer Medikamente, eine konstant hohe Zahl an Zulassungen und die steigende Nachfrage nach personalisierten Behandlungsmöglichkeiten. Allein im ersten Quartal 2024 erteilte die U.S. Food and Drug Administration 14 Zulassungen für Krebsbehandlungen, darunter fortgeschrittene Immuntherapien, zielgerichtete Therapien sowie Chemotherapien. Diese Innovationskraft des Sektors bietet eine Vielzahl an Chancen für Anleger, vor allem, wenn holistisch in die Onkologie investiert wird – also in Prävention, Erkennung und Behandlung. Denn so entsteht ein diversifiziertes Portfolio.
Der Markt für Onkologie ist der führende therapeutische Bereich für M&A-Aktivitäten. Dieser Dealflow ist ein Hinweis auf das immense Potenzial und den strategischen Wert, den die etablierten Akteure in diesem Sektor sehen. Denn angesichts bevorstehender Patentabläufe werden Fusionen und Übernahmen zu einem wichtigen Instrument für biopharmazeutische Unternehmen, um verlorene Einnahmequellen zu ersetzen und ihre Medikamentenpipelines zu stärken. Daraus resultiert ein exponentielles Nachfragewachstum, das einen stetigen Strom neuer Vermögenswerte auf den Markt bringen und erstklassige Deal-Möglichkeiten bieten könnte. Anleger können von diesem Trend profitieren, indem sie sich auf Unternehmen konzentrieren, die als potenzielle Übernahmeziele gut positioniert sind.
Während der breitere Markt zu kämpfen hat, sind die Bewertungen im Onkologie-Sektor zurzeit chancenreich, da auf den Boom während der Covid-Phase ein Ausverkauf folgte. Zudem überzeugen biopharmazeutische Unternehmen mit guten Fundamentaldaten, die sich jedoch noch nicht in den Aktienkursen widerspiegeln. So sind die aktuellen Bewertungen der Large-Cap-Pharmaunternehmen im Vergleich zu den historischen Bewertungen angemessen und im Vergleich zum Gesamtmarkt niedrig.
Besonders attraktiv sind aufstrebende Small- und Mid-Cap-Unternehmen aus dem Bereich Biotechnologie: Innovation und klinische Entwicklung schreiten voran, die Aktienkurse spiegeln dies jedoch noch nicht vollständig wider. Ein Risiko, das hier berücksichtigt werden sollte: Für kleinere Biopharmaunternehmen hat sich die Finanzierung in den letzten Jahren manchmal als schwierig gestaltet. Unserer Erfahrung nach setzt sich Qualität jedoch durch und Unternehmen mit guten Produkten und einem fähigen Managementteam erhalten letztendlich auch das benötigte Funding. Die Titelauswahl sollte deshalb sehr selektiv erfolgen, denn die Fluktuationsrate in der Arzneimittelentwicklung ist hoch und in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld braucht es das notwendige Fachwissen, um die langfristigen Gewinner auszuwählen.
Die grundlegenden Treiber des Marktes für Onkologie sind nach wie vor intakt. Da die Weltbevölkerung altert und lebensstilbedingte Krankheiten immer häufiger auftreten, wird die Nachfrage nach wirksamen Krebstherapien weiter steigen. Von diesem Trend profitieren nicht nur die biopharmazeutischen Unternehmen selbst, sondern alle Unternehmen, die sich am Kampf gegen Krebs beteiligen und therapeutische Durchbrüche mit ihrer Technik sowie ihren Geräten und Dienstleistungen überhaupt erst möglich machen. Diese langfristige Wachstumsstory und das breite Anlageuniversum bieten Anlegern die Chance, ein gut diversifiziertes Portfolio aus zukunftsträchtigen Unternehmen aufzubauen und so am langfristigen Erfolg dieses dynamischen, gesellschaftlich relevanten Sektors teilzuhaben.