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In Ökostrom investieren

Bild: Reinhard Sandbothe (Pixelio), Symbolbild
Bild: Reinhard Sandbothe (Pixelio), Symbolbild

Für die nächsten 12 Monate rechnet Paul Flood, Newton (BNY Mellon IM) sowohl in den Industriestaaten als auch in den rasant wachsenden Schwellenländern mit einem Anstieg der Investitionen, da die Kosten für saubere Technologien weiter zurückgehen. So können Investments in erneuerbare Energien stabile und nachhaltige Einnahmen generieren.

13.12.2017, 16:57 Uhr
Alternatives | Nachhaltigkeit

Redaktion: jod

Der Trend hin zu mehr Ökostrom nimmt zusehends Fahrt auf. So geht Paul Flood, Newton (BNY Mellon IM) für 2018 davon aus, dass technologische Innovationen und sinkende Kosten diesen Wandel zusätzlich antreiben und damit neue Anlagechancen eröffnen werden.

Was als staatlich gefördertes Projekt zur Reduzierung des CO2-Ausstosses bei der Stromerzeugung begonnen hat, wird mittlerweile in zunehmendem Masse durch die Kostenseite sowie durch ökonomische Aspekte bestimmt. Für die nächsten 12 Monate rechnet Paul Flood sowohl in den Industriestaaten als auch in den rasant wachsenden Schwellenländern mit einem Anstieg der Investitionen, da die Kosten für saubere Technologien weiter zurückgehen. Daher können Investments in erneuerbare Energien stabile und nachhaltige Einnahmen generieren. So hält der BNY Mellon Experte dieses Segment auch weiterhin für eine attraktive Quelle für Dividenden und Gesamterträge.

Globales Wachstum
Das Tempo, mit dem sich der weltweite Wandel zugunsten sauberer Technologien vollzieht, überrascht selbst die Experten. Fast zwei Drittel der Netto-Stromerzeugungskapazitäten, die im Jahr 2016 weltweit neu geschaffen wurden, entfielen auf erneuerbare Energiequellen. Einem Bericht der Internationalen Energieagentur zufolge stellen die 126 Gigawatt an Solar- und Windenergie-Kapazitäten dabei die 86 Gigawatt, die aus Kohle und Gas gewonnen werden, in den Schatten.

Damit hat das weltweite Wachstum der Solarstrom-Kapazitäten das der kohlebefeuerten Stromerzeugung erstmals übertroffen. Man erwartet jedoch, dass es sich auch dabei lediglich um ein Etappenziel handelt, das wir schon bald hinter uns lassen werden. So geht Bloomberg New Energy Finance (BNEF) davon aus, dass von den 10,2 Bio. US-Dollar, die bis 2040 weltweit in die Entwicklung neuer Stromerzeugungstechnik investiert werden, bis zu drei Viertel auf erneuerbare Energieträger entfallen werden.

Anleger aus Ländern wie den USA und Grossbritannien, in denen die staatlichen Subventionen allmählich zurückgefahren werden und die Existenz des Klimawandels von führenden Politikern nach wie vor abgestritten wird, laufen allerdings nur allzu leicht Gefahr, diesen grundlegenden Wandel, der sich momentan weltweit vollzieht, zu verpassen. So wird das zurückliegende Jahr wahrscheinlich vor allem wegen der Entscheidung der Trump-Administration, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen, in Erinnerung bleiben.

Doch selbst ein Klimawandel-Skeptiker im Weissen Haus sowie die Kürzung staatlicher Finanzhilfen werden die Energiewende in den Industriestaaten und den Schwellenländern vermutlich nicht stoppen können.

Sinkende Kosten und weniger staatliche Finanzhilfe
Vor gerade einmal einem Jahrzehnt erschienen Prognosen, wonach Solar- und Windenergie anstelle von Kohle, Gas und Öl einen Grossteil der Energiekapazitäten ausmachen würden, angesichts hoher Erzeugungskosten zweifelhaft, wenn nicht sogar lächerlich, meint Paul Flood. Das hat sich inzwischen aber grundlegend geändert, weil die Kosten für die Erzeugung von Solar- und Windenergie mittlerweile erheblich zurückgegangen sind.

So sind die Preise für Photovoltaik-Module zur Erzeugung von Solarstrom seit 1990 um 90% gesunken. Vor diesem Hintergrund rechnet BNEF damit, dass Wind- und Solarstrom in vielen Ländern in fünf Jahren günstiger sein werden als Kohlestrom und innerhalb der nächsten 25 Jahre bis zu einem Drittel des weltweiten Strombedarfs decken könnten.

Einige Investoren beunruhigt derweil der Umstand, dass die staatlichen Subventionen an entscheidenden Märkten wie beispielsweise in Grossbritannien in den letzten Jahren reduziert worden sind. Allerdings sind derartige Subventionskürzungen stets auch mit Bedacht umgesetzt worden.

In Grossbritannien beispielsweise werden Projekte, die bisher bereits subventioniert worden sind, während der gesamten Vertragslaufzeit (die in der Regel 20 bis 25 Jahre beträgt) weiter gefördert. Darüber hinaus wird die Hälfte der erzielten Einnahmen nach wie vor staatlich garantiert, so dass entsprechende Investments fixe, inflationsgeschützte Erträge liefern.

Ausserdem sollte man sich vor Augen führen, dass der Abbau von Subventionen immer auch ein Zeichen für einen Reifeprozess innerhalb einer Branche ist. Wir sind also mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem Projekte im Bereich erneuerbare Energie schlicht und einfach weniger staatlicher Finanzhilfen bedürfen.

Sogar ohne Subventionen sind die Preise von Solarenergie in vielen Ländern im Vergleich zu anderen Technologien wettbewerbsfähig. So hat Dong Energy im Jahr 2017 angekündigt, ohne staatliche Förderung, sondern ausschliesslich auf Basis der Marktpreise zwei Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee zu errichten.

Effizienzsteigerungen
Erneuerbare Energien sind aber nicht nur preiswerter, sondern auch effizienter geworden. Im Jahr 2006 betrug der Rotordurchmesser eines Onshore-Windkraftrads im Durchschnitt noch 70 Meter bei einer Kapazität von 1,5 MW. Bis 2016 ist der durchschnittliche Rotordurchmesser auf 104 Meter gestiegen, und die Kapazität eines Windkraftrads liegt im Durchschnitt bei 2,4 MW.

Derzeit arbeiten die Hersteller daran, die Kapazität aktueller Windkrafträder nahezu zu verdoppeln, deren Rotoren bereits jetzt eine grössere Spannweite haben als die der grössten Jumbo-Jets. In der Annahme, dass solche Anlagen bis 2025 auf dem Markt sein werden, haben sich deutsche und dänische Entwickler zuletzt Verträge gesichert, die vorsehen, dass bis 2025 in Offshore-Windparks Strom zu Marktpreisen erzeugt wird.

Darüber hinaus werden aktuell beträchtliche Summen in die Forschung und die Entwicklung von Stromspeicher-Technik investiert. Die weitere Entwicklung dieser Speichertechnik wird für die Verbreitung von "grünem" Strom nämlich von entscheidender Bedeutung sein.

Die Kosten für die Speicherung von Strom mittels Akkus, welche die Nutzung erneuerbarer Energien in der Vergangenheit beeinträchtigt haben, sind bereits deutlich gesunken, weil immer mehr Akkus produziert worden sind, um die steigende Nachfrage seitens der Elektroauto-Industrie zu bedienen. So rechnet die Internationale Organisation für erneuerbare Energien damit, dass die Kosten für die Herstellung von Akku-Speichersystemen bis 2030 um 50% bis 66% sinken könnten.

Schwellenländer ziehen nach
Da die Produktionskosten mittlerweile also zurückgegangen sind, hat die Revolution der erneuerbaren Energien inzwischen auch die rasant wachsenden Schwellenländer erfasst. Zwar führen die Industriestaaten die Entwicklung hinsichtlich der Nutzung erneuerbarer Energien bisher an, doch man geht davon aus, dass ihnen die Schwellenländer bei der Erzeugung von Wind- und Solarstrom in 2018 den Rang ablaufen werden.

China ist bereits heute der weltweit grösste Investor im Bereich erneuerbare Energien und hat sich zum Ziel gesetzt, bei der regenerativen Energietechnik eine führende Rolle einzunehmen. Andere Schwellenländer folgen diesem Beispiel, weil die entsprechenden Regierungen die Nutzung erneuerbarer Energie noch aggressiver forcieren.

So hat Indien beispielsweise zugesagt, der gesamten Bevölkerung bis 2018 Zugang zu elektrischer Energie zu verschaffen. Da derzeit rund 30% der indischen Haushalte aber noch nicht an das Stromnetz angeschlossen sind, hält Paul Flood für unwahrscheinlich, dass dieses Versprechen tatsächlich erfüllt werden kann. Allerdings dürften Solarstrom und erneuerbare Energien bei dem Versuch, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, eine bedeutende Rolle spielen.

Blick in die Zukunft
Aus geografischer Perspektive sieht Flood sowohl in den etablierten Volkswirtschaften als auch in den Schwellenländern erhebliches Potenzial für einen anhaltenden Aufwärtstrend im Segment erneuerbare Energien. Selbst in den Industriestaaten gibt es nach wie vor grosse Wachstumschancen. So steckt die Nutzung erneuerbarer Energien zum Beispiel in Australien immer noch in den Kinderschuhen.

In den USA wiederum befürchten einige, dass Donald Trumps Haltung zum Klimawandel die Entwicklung von US-Innovationen im Bereich saubere Technologien beeinträchtigen könnte. In diesem Zusammenhang werden die meisten Entscheidungen aber auf bundesstaatlicher Ebene getroffen, und viele US-Staaten (einschliesslich des Öl-Staates Texas) haben im Hinblick auf die Unterstützung erneuerbarer Energien bereits umfangreiche Zusagen gemacht.

Günstiges Bewertungsniveau
Das bedeutet nicht, dass die Zukunft nicht auch Herausforderungen mit sich bringt. Attraktiv sind Investments in erneuerbare Energien insbesondere aufgrund ihrer stabilen Cashflows, ihrer geringen Konjunktursensitivität sowie wegen ihrer Inflationsbindung. Diese Eigenschaften sind vor allem für langfristig orientierte Investoren, die nach konstanten Einnahmen Ausschau halten und ihre Anlagen vor der Inflation schützen möchten, attraktiv.

Da fixe und inflationsgebundene Subventionen zugunsten kompetitiver Auktionen und Tender-Angeboten immer mehr zurückgefahren werden, dürften die Einnahmen in Zukunft eher von den Strompreisen abhängig sein, was eine gewisse Volatilität mit sich bringt. Aus diesem Grund wird man die Tendenz der zukünftigen Einnahmen noch sorgfältiger analysieren müssen.

Man darf diese Gefahr jedoch nicht überbewerten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Strompreise langfristig dramatisch schwanken werden, so dass die Einnahmen im Vergleich zu anderen Anlageformen nach wie vor einen recht stabilen Eindruck machen. Man kann vielmehr eine steigende Zahl sogenannter "Abnehmer-Verträge" feststellen, im Rahmen derer grosse Unternehmen ihre Verpflichtungen im Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien erfüllen, indem sie langfristige Verträge mit entsprechenden Versorgern abschliessen. Auf diese Weise wird garantiert, dass der vereinbarte Strompreis auch auf lange Sicht gezahlt wird. Das führt dazu, so Paul Flood, dass Investments in erneuerbare Energien zurzeit günstig bewertet sind.

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