Nachholbedarf bleibt, Wachstum lässt nach

Die kräftige Wirtschaftserholung kommt den Aktienmärkten zugute. Der S&P 500 liegt rund 30% über seinem Vorkrisenniveau. (Bild: Shutterstock.com/Pavel Ignatov)
Die kräftige Wirtschaftserholung kommt den Aktienmärkten zugute. Der S&P 500 liegt rund 30% über seinem Vorkrisenniveau. (Bild: Shutterstock.com/Pavel Ignatov)

Die Wirtschaftserholung ist in vollem Gange. Das Wachstum werde sich nur kurzfristig verlangsamen und Anfang 2022 wieder Fahrt aufnehmen, sagt Shamik Dhar von BNY Mellon Investment Management in seinem vierteljährlichen Marktausblick.

05.11.2021, 07:12 Uhr

Redaktion: maw

Die weltweite Wirtschaftsleistung übertraf Mitte 2021 nicht nur das Vorkrisenniveau, sondern das globale BIP lag ebenfalls nur wenige Prozentpunkte vom Trend vor der Krise entfernt. Der Vorkrisentrend bezeichnet das Niveau der Wirtschaftstätigkeit, das vor dem Ausbruch und ohne Einbezug der Pandemie erwartet wurde. Noch im ersten Quartal dieses Jahres glaubten Wirtschaftsexperten, dass die globale Wirtschaft erst im Jahr 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen werde.

Diese positive Überraschung rechtfertige den Optimismus der Aktienmärkte 2020 und in der ersten Hälfte des laufenden Jahres. "Es scheint, als hätten die Märkte die Wirtschaftsentwicklung besser vorhergesehen als die meisten Prognostiker", sagt Shamik Dhar, Chief Economist von BNY Mellon Investment Management. Der S&P 500 habe einen wirklich guten Lauf hinter sich. Er liegt aktuell rund 30% über dem Vorkrisenniveau.

Langfristig gute Erholung

Während sich die Wirtschaft insgesamt gut entwickelt, gab es enorme Unterschiede zwischen den Ländern. Asien und die USA lagen vor Europa und einigen Schwellenländern. Länder, die das Virus wirksam unterdrückt haben, sei es durch soziale Restriktionen oder durch flächendeckende Impfung, haben allgemein besser abgeschnitten.

Das Wachstum im dritten Quartal scheine sich nun deutlich verlangsamt zu haben, so Dhar. Die Besorgnis über die Ausbreitung der Delta-Variante sei zweifellos ein Grund dafür. Nicht unbedingt, weil Delta an sich gefährlicher, sondern ansteckender ist. Die Infektionsraten blieben somit hoch und die Haushalte entsprechend vorsichtig.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte? BNY Mellon Investment Management rechnet in ihrem Hauptszenario (40% Wahrscheinlichkeit) mit einer weitergehenden Wirtschaftserholung. "Der Nachholbedarf und die verzögerte Wirkung der Konjunkturmassnahmen bleiben zwar beträchtlich und das Wachstum wird sich kurzfristig weiter verlangsamen", sagt Dhar. Sobald die Delta-Angst und die Versorgungsprobleme nachlassen, sollte es aber wieder Fahrt aufnehmen. Das dürfte bereits ab Anfang 2022 der Fall sein.

Zinserhöhung nicht vor 2023

Dabei wachst die Konjunktur in denjenigen Ländern schneller, in denen die Impfstoffe effizient und umfassend eingeführt wurden. Die Inflation werde der Einschätzung der Fed entsprechen und im Laufe des kommenden Jahres zurückgehen. Mit dem Tapering – der allmählichen Rückführung der Wertpapierkäufe – beginnt die US-Notenbank, wie sie diese Woche bestätigt hat, in naher Zukunft. Zu Zinserhöhungen dürfte es gemäss Shamik Dhar aber nicht vor Anfang 2023 kommen.

In China halte sich die Ansteckungsgefahr einer abgeschwächten Wirtschaft in Grenzen. Obwohl die Wachstumsdynamik nach wie vor nachlasse, würden die übrigen Schwellenländer angesichts einer stärkeren inländischen Erholung und einer weiter lockeren Fed-Politik widerstandsfähig bleiben. Zum Jahresende hin werde der Markt die Ereignisse in China und ihre möglichen Auswirkungen auf das weltweite Wachstum weiterhin aufmerksam verfolgen.

Aktien auf Kurs

Die Aktienmärkte haben sich trotz des Ausverkaufs Ende September weiter positiv entwickelt. "Der Berichtsaison gilt dabei besondere Beachtung", betont Dhar. Aktienkurse werden in erster Linie von den Unternehmensergebnissen angetrieben und weniger von einer Bewertungsexpansion: "Und die Unternehmenszahlen sind stark", hält der Experte von BNY Mellon Investment Management fest.

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